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Diese Dissertation beschäftigt sich mit dem Zustandekommen von Bildungsentscheidungen in Lebensläufen höherer Schüler vor dem Hintergrund der Situationsentwicklung der ´Langen Wellen des Bildungsystems´ mit den Prozessen der Stagnation und des Wachstums und damit der sozialen Schließung bzw. Öffnung der Beteiligung unterschiedlicher sozialer Schichten an höherer Bildung und der damit verbundenen generellen Abwertung bzw. Aufwertung der Bedeutung von höherer Bildung. (vgl. Nath 2001; Nath/ Dartenne 2008) Als Untersuchungskorpus dient hierfür der GVK, in dem für den Zeitraum von 1845 - 1945 mit Hilfe einer Zufallsauswahl 79 Autobiographien höherer Schüler/innen ausgewählt wurden. Deren Lebensläufe wurden methodisch, auf Basis eines besonders an Bourdieu´s Kapitalsorten und Luhmanns Systemtheorie orientierten theoretischen Rahmens, mit Hilfe eines nach der strukturierten Inhaltsanalyse nach Mayring gestalteten Kategoriensystem überprüft. (vgl. Mayring 2007) Die hierbei gewonnenen Erkenntnisse über die unterschiedlichen Voraussetzungen sind nach kulturellen und ökonomischen Bildungsmöglichkeiten und der Auseinandersetzung im Bildungssytem differnziert und geben damit sowohl Auskunft über die Beschaffenheit von Lebensläufen höherer Schüler/innen, als auch über deren Ausgleichs- und Aneignungsprozesse, besonders bei denjenigen, die nicht von vorne herein mit bildungsförderlichen Voraussetzungen in der Familie in Kontakt kamen. Hierfür, so konnte diese Untersuchung zeigen, war im Besonderen das Eigenengagement der Autoren über die Nutzung außerschulischer Bildungsmöglichkeiten und das ökonomische Eigenengagement verantwortlich, welches bei diesen Autoren zu einer Ausbildung von ´Widerstandfähigkeit´ gegenüber äußeren schlechteren Bedingungen führte. Die gewonnenen quantifizierbaren Daten der unterschiedlich gearteten Lebensläufe konnten hieraufhin in Lebenslaufgruppen zusammengefasst und auf der Metaebene mit den ´Langen Wellen des Bildungssystems´ verglichen werden. (vgl. Nath 2001; Nath/ Dartenne 2008) Die Ergebnisse zeigen dabei eine gegenläufige Entwicklung zu den Prozessen der Langen Wellen, indem die weniger privilegierten Autoren ihren Bildungserfolg besonders signifikant in Stagnationsphasen und die vorausetzungsvolleren Autoren in Wachstumsphasen generierten. Bei den weniger privilegierten Autoren begründet sich dies, so die These, über das erbrachte Eigenengagement in den Sozialsystemen und die ausgebildete ´Widerstandfähigkeit´ gegenüber äußerer Abwertung von höherer Bildung. Somit richtet sich die Untersuchung im Besonderen an Leser mit dem Interesse an qualitativer und quantitativer historisch empirischer Bildungsforschung und ist darüber hinaus für die Leser interessant, die sich mit Bildungsentscheidungen und dessen Zustandekommen auseinandersetzen.
In der vorliegenden kumulativen Dissertation geht es um das Selbstkonzept von Schülerinnen und Schülern im Kontext schulischer Inklusionsprozesse und aktueller gesellschaftlicher Entwicklungen. Für empirische Studien aus dem Bereich der Selbstkonzept- und Inklusionsforschung stellt die valide und zielgruppengerechte Messung des Selbstkonzepts eine wichtige Voraussetzung dar. In der ersten und dritten Studie wird daher die Entwicklung und Validierung eines deutschsprachigen Messinstruments zur Erfassung des Selbstkonzepts bei Jugendlichen der Sekundarstufe I (Studie I) und bei Grundschülern (Studie III) beschrieben. Es wurden Testanalysen auf der Datenbasis einer Stichprobe von N = 1 907 Schülerinnen und Schülern verschiedener Schulformen (n = 294 Förderschülerinnen und Schüler) und N = 416 Kindern der 4ten Klassenstufe durchgeführt. Konfirmatorische Faktorenanalysen bestätigten die postulierte achtfaktorielle Struktur. Die Messinvarianz über Geschlecht und Schulform konnte belegt werden. Zusammenhänge mit Außenkriterien wiesen auf eine zufriedenstellende Validität der Selbstkonzeptskalen hin. Die Reliabilitätsschätzungen fielen allgemein gut aus. In der zweiten Studie wurde empirisch überprüft, inwieweit sich multiple Selbstkonzeptfacetten von Schülerinnen und Schülern mit und ohne sonderpädagogischen Förderbedarf im Schwerpunkt Lernen (SPF-L) in Abhängigkeit von der Beschulungsart unterscheiden. Zusätzlich wurden das allgemeine und das schulische Wohlbefinden von Schülerinnen und Schülern mithilfe quantitativer und qualitativer Befragungen, im Sinne eines Mixed-Method-Ansatzes, erfasst. Inklusiv beschulte Schülerinnen und Schüler mit SPF-L wiesen ein deutlich schlechteres akademisches Selbstkonzept auf als die Jugendlichen an Förderschulen und die Schülerinnen und Schüler ohne SPF. Für das generelle Selbstwertgefühl, Aussehen und die sozialen Selbstkonzeptfacetten Eltern- und Mitschülerbeziehung zeigten sich keine Unterschiede. Jugendliche mit SPF-L hatten unabhängig von der Beschulungsform ein besseres Selbstkonzept der Lehrerbeziehung. In der vierten Studie wurde anhand einer Stichprobe von N = 2 950 Schülerinnen und Schülern verschiedener Schulformen untersucht, welche Facetten des Selbstkonzepts die wichtigsten Prädiktoren für ein positives generelles Selbstwertgefühl bei Jugendlichen darstellen und ob es Unterschiede hinsichtlich des Geschlechts und der Schulform gibt. Die Ergebnisse zeigten, dass das Selbstkonzept des Aussehens den wichtigsten Prädiktor für ein positives Selbstwertgefühl darstellt; insbesondere für Mädchen. Andere Selbstkonzeptfacetten spielen eine deutlich geringere Rolle.
In der Wasser- und Abwasseruntersuchung hat der Summenparameter eine heraus-ragende Bedeutung. Sowohl in der gesetzlichen Überwachung als auch der Bemes-sung von Abwasserbehandlungsanlagen werden Belastungen vielfach über die Zu-sammenfassung von Einzelstoffen in Stoffgruppen ausgedrückt. Stoffgruppen lassen sich mit Hilfe von Summenparametern zuverlässig und im Vergleich zu Einzelstoffen mit geringerem Aufwand bestimmen. Im Rahmen dieser Arbeit werden die Verfahrens-grundlagen der Summenparameter und ihre Verwendung in der Wasser- und Abwas-seruntersuchung erläutert. Ein bedeutender wie auch umstrittener Summenparameter ist der AOX - Adsorbier-bare organisch gebundene Halogene (AOX). Bedeutend ist er deshalb, weil er ein ord-nungs- und abgaberechtlich relevanter Abwasserparameter ist. Umstritten ist er unter anderem, weil er ursprünglich für andere Zwecke als die Abwasseruntersuchung ent-wickelt wurde. Seinerzeit war der AOX ein Überwachungsparameter für Trinkwasser. Als Abwasserparameter dient er zur Erfassung einer im Abwasser unerwünschten Stoffgruppe, der besorgnisauslösende Eigenschaften wie Persistenz, Bioakkumulier-barkeit und Toxizität (PBT-Eigenschaften) zugeschrieben wird. Im zweiten Teil der Ar-beit wurden exemplarisch am Parameter AOX die Zusammenhänge zwischen Stoff-parametern und besorgnisauslösenden Eigenschaften bzw. Wirkungen der ausge-wählten parameterausmachenden Substanzen untersucht. Die Untersuchungsergeb-nisse wurden vor allem in Zusammenhang mit der Ermittlung und Verankerung von Mindestanforderungen für das Einleiten von Abwasser bewertet.
Das Aufschieben oder Vermeiden von intendierten oder relevanten Tätigkeitenist ein weitverbreitetes Phänomen, das zu vielfältigen Nachteilen oder Problemen führen kann. Etwa die Hälfte aller Studierenden und zwischen 15 % und 20 % der Allgemeinbevölkerung berichten, ernsthaft und chronisch unter Prokrastination zu leiden.Vorherige Forschungsarbeiten konnten zeigen, dass erstens aversive Emotionen die Tendenz zum Aufschieben verstärken und dass zweitens Prokrastination als dysfunktionale FormderEmotionsregulation betrachtet werden kann. Bislang wurde jedoch nicht systematisch untersucht, ob die Fähigkeit zum adaptiven Umgang mit Emotionen Prokrastination reduziert. Inder vorliegenden publikationsbasierten Dissertation soll diese Forschungslücke geschlossen werden. Weil Prokrastination sich negativ auf Gesundheitsverhalten auswirkt,wurde in einer ersten Studie untersucht, ob die Fähigkeit zum adaptiven Umgang mit aversiven Emotionen (emotionale Kompetenz; Moderator)den Zusammenhang zwischen gesundheitsbezogener Absicht (UV) und tatsächlichem Verhalten (AV) moderiert. Am Ende der Auftaktveranstaltung eines Stressmanagement-Trainings gaben119 Lehrkräftean, wie häufig sie eine zuvor gelernte Achtsamkeits-und Entspannungsübung in der darauffolgenden Woche praktizieren wollten (Trainingsabsicht). Eine Woche später wurde ihr tatsächliches Trainingsverhalten erfragt. Die Ergebnisse dieser Studie zeigen, dass emotionale Kompetenz, die vor Trainingsbeginn erfasst wurde, denZusammenhang zwischen Absicht und Verhalten moderiert: Mit steigender emotionaler Kompetenz steigt auch der Zusammenhang zwischen Trainingsabsicht und Trainingsverhalten. Das kann als Hinweis darauf gewertet werden, dass
emotionale Kompetenzeinen reduzierenden Einfluss auf Prokrastination hat. Allerdings wurde in der Studie nur eine spezifische Verhaltensweise beobachtet. Prokrastination umfasst jedoch ein breites Spektrum von Verhaltensweisen.Deswegen wurde in drei zu einer Publikation verbundenenStudien (Studie 2.1-2.3) der Einfluss von emotionalen Kompetenzen auf Prokrastination untersucht: In Studie 2.1 wurde der querschnittliche Zusammenhang zwischen den neun Subskalen des Fragebogens zur standardisierten Selbsteinschätzung emotionaler Kompetenzen und akademischer Prokrastination an 172 Studierenden ermittelt. Alle neun Subskalen korrelierten signifikant negativ mit Prokrastination. In einer Regressionsanalyse dieser neun Subskalen auf Prokrastination war jedoch nur die Fähigkeit, aversive Emotionen zu tolerieren, ein signifikanter Prädiktor. In einer anschließenden Mediationsanalyse wurde gezeigt, dass der Zusammenhang zwischen jeder einzelnen Subskala und Prokrastination von der Fähigkeit,aversiveEmotionen zu tolerieren, vermittelt wurde. Um die fehlende kausale Interpretierbarkeit dieser querschnittlichen Ergebnisse zu überwinden, wurde in Studie 2.2 an 79 Studierenden der prospektive Einfluss von emotionaler Kompetenz auf zeitlich nachgelagerte Prokrastination mittels cross-lagged panels ermittelt. Die Ergebnisse geben erste Hinweise auf eine kausale Interpretierbarkeit. Da kausale Aussagen jedoch nur mit einem randomisiert-kontrollierten Studiendesign ermittelt werden können, wurden 83 Teilnehmende in Studie 2.3 auf eine Trainings-oder eine Wartekontrollbedingung gelost. Die Teilnehmenden der Trainingsbedingung erlernten emotionsfokussierte Strategien, um mit emotional aversiven Aufgaben umzugehen. Die Ergebnisse zeigen einen Rückgang der Prokrastination in der Interventionsgruppe im Vergleich zu der Wartekontrollgruppe. In der Zusammenschau der Studien 2.1bis 2.3legen die Ergebnisse nahe, dass der reduzierende Einfluss emotionaler Kompetenz auf Prokrastination kausal interpretiert werden kann.
In Studie 3(dritte Publikation) wurde die Wirksamkeit eine sonlinebasierten Trainings zur Überwindung von Prokrastination evaluiert, das der Autor neu entwickelt hat. Die in Studie 2.3 getesteten emotionsfokussierten Strategien zum Umgang mit aversiven Aufgaben wurden in das Training integriert. Mit Blick auf die Adhärenz, die bei onlinebasierten Trainings im Allgemeinen und bei Menschen mit Prokrastinationsproblemen im Besonderen eine Herausforderung darstellt, wurde eine tägliche SMS-Unterstützung für die Teilnehmenden implementiertund evaluiert. Die Wirksamkeit und die Adhärenz wurden in einem dreiarmigen randomisiert-kontrollierten Design (WKG vs. IG vs. IG + SMS) an 161 Teilnehmenden untersucht. Das Training bewirkte einen signifikanten Rückgang der Prokrastination. Die tägliche SMS-Unterstützung schien die Wirksamkeit zu verstärken (d= .29 nur online; d= .57 online + SMS) und die Adhärenz zu verbessern. Allerdings wurde der Effekt der SMS auf die Adhärenz erst sichtbar, wenn die Teilnehmenden ausgeschlossen wurden, die kaum oder gar nicht trainiert hatten. Einemögliche Erklärung wurde darin gesehen, dass ein Mindestmaß an Training notwendig ist, damit die SMS einenAdhärenz steigernden Effekt haben. Um weitere plausible Erklärungen ausschließen zu können, bedarf es hier weiterer Forschungsarbeit.Die Zusammenschau der Ergebnisse aller Studien legt nahe, dass erstens emotionale Kompetenzen einen reduzierenden Einfluss auf Prokrastination haben, dass diese zweitens gezielt gefördert werden können und dass sich drittens die zusätzliche Implementation einer SMS-basierten Unterstützung förderlich auf die Adhärenz auswirkt und die Effektivität einer onlinebasierten Intervention steigert. Die Ergebnisse werden mit Blick auf weitere Forschungsarbeiten vor dem Hintergrund neuropsychologischer Erkenntnisse zu exekutiven Funktionen diskutiert.
Von Open Access zu Open Science: Zum Wandel digitaler Kulturen der wissenschaftlichen Kommunikation
(2016)
Bei dieser Arbeit handelt es sich um eine explorative Studie zum Verständnis der Konzepte von Open Access und Open Science im Rahmen der Digitalisierung und der Differenzierung zwischen den verschiedenen wissenschaftlichen Disziplinen und vor dem Hintergrund wissenschaftlicher Reputation. Ziel der Arbeit ist die Darstellung, Analyse und Verhandlung der Annahmen rund um die Etablierung sowie die Durchführung von offenen und digitalen wissenschaftlichen Erkenntnisprozessen. Die forschungsleitende Hypothese dieser Arbeit ist, dass sich die Öffnung des Zugangs zu wissenschaftlichen Erkenntnissen für die Gesamtgesellschaft (Open Access) in einer Übergangsphase zur Öffnung des Zugriffs auf den gesamten wissenschaftlichen Erkenntnisprozess (Open Science) befindet. Im Verlauf der Arbeit werden die Vorannahmen zum Interesse an der Öffnung wissenschaftlicher Kommunikation und der Verbreitung dieser den praktischen Gegebenheiten im wissenschaftlichen Alltag in einer Befragung gegenübergestellt. Dabei wird die Thematik in Bezug zu den Herausforderungen an die wissenschaftliche Gemeinschaft und das wissenschaftliche System gesetzt sowie in einen historischen Kontext gestellt. In diesem Zusammenhang werden insbesondere die Diskrepanz zwischen der Idee der Öffnung von wissenschaftlicher Kommunikation und der wissenschaftlichen Realität adressiert, sowie Katalysatoren und Hindernisse für die Umsetzung der Konzepte rund um die Öffnung von Wissenschaft identifiziert und empirisch überprüft. Die Erfahrungen und Meinungen der befragten Wissenschaftler und Wissenschaftlerinnen werden den Erfahrungen aus einem Selbstversuch des jederzeit öffentlich einsehbaren Erstellungsprozesses dieser Arbeit gegenübergestellt, die Unterschiede zwischen den Disziplinen herausgearbeitet und Handlungsempfehlungen für das offene Bearbeiten wissenschaftlicher Fragestellungen abgeleitet. Abschließend werden die Ergebnisse zusammengefasst, bewertet und in einem Ausblick Anknüpfungspunkte für weitere Forschungsbemühungen dargestellt. Die gesamte Arbeit wurde direkt und unmittelbar bei der Erstellung für jeden, jederzeit frei zugänglich im Internet auf live.offene-doktorarbeit.de unter einer offenen und freien Lizenz (opendefinition.org) maschinenlesbar veröffentlicht.
Die Abhandlung gibt einen ersten Überblick über Entstehung, theoretische Hintergründe und Auswirkungen der finanziellen Bürgerbeteiligung im Rahmen der New Public Governance (NPG) in den deutschen Kommunen. Grundsätzlich kann festgestellt werden, dass die Kommunen in Zukunft vor großen sozialen, ökonomischen und ökologischen Herausforderungen stehen, die für ihre nachhaltige Entwicklung von entscheidender Bedeutung sind. Insbesondere der enge finanzielle Handlungsspielraum vieler Städte und Gemeinden in Kombination mit den Auswirkungen der demographischen Entwicklung und Urbanisierungsprozessen in einzelnen Regionen in Deutschland, bedingt neue Konzepte und innovative Herangehensweisen für die öffentliche Aufgabenerfüllung. Ein Bestandteil dieser neuen Form der Aufgabenerfüllung stellen finanzielle Bürgerbeteiligungsmodelle dar. Diese Modelle vereinen öffentliche, For-Profit- und Non-Profit-Elemente in ihren Strukturen und werden in dem Beitrag näher erläutert. Abschließend wird auf das besondere Verhältnis der Sparkassen und Kreditgenossenschaften in Verbindung mit den finanziellen Bürgerbeteiligungen eingegangen.
Die Frage nach einer gerechten, möglichst von allen Mitgliedern eines Gemeinwesens als legitim erachteten, Verteilung verfügbarer Ressourcen stellt sich unweigerlich in jedem kollektiv finanzierten Gesundheitssystem. Sie ist nicht beschränkt auf monetäre oder materielle Ressourcen, sondern betrifft zum Beispiel auch die Arbeitszeit von Fachkräften oder die Allokation von Spenderorganen. In Deutschland wurden solche Verteilungsfragen in der medizinischen Versorgung bisher erstens häufig einzelfallbezogen und ohne eine vorhergehende systematische Klärung der gesellschaftlichen Prioritäten behandelt; zweitens wurden sie vorwiegend von Leistungserbringern und Experten innerhalb von Fachöffentlichkeiten thematisiert. Eine in einigen inner- und außereuropäischen Ländern bereits erprobte Möglichkeit zur Vorbereitung der konsistenten Klärung von Verteilungsfragen in der Gesundheitsversorgung ist die systematische Priorisierung auf Basis einer gesellschaftlich geklärten Axiologie und Methodik. Die gestiegene Patienten- und Bürgerorientierung in der Gesundheitspolitik legt es nahe, Bürger auch in den regelmäßig umstrittenen Fragen nach den Werten, Kriterien und Verfahrensregeln für die Klärung von Priorisierungsfragen frühzeitig in die politische Meinungs- und Willensbildung mit einzubeziehen. Als besonders vielversprechend für die partizipative Bearbeitung komplexer Probleme gelten deliberative Formate, die im Anschluss an die sog. ´Konsensuskonferenzen´ in der Medizin entwickelt wurden. Allerdings ist die Frage, ob und in welcher Weise sich solche deliberativen Beteiligungsformate tatsächlich zur Anregung und Förderung von Prozessen der Meinungs- und Willensbildung zu normativ anspruchsvollen und zukunftsorientierten Problemen eignen, immer noch umstritten. Die vorliegende Arbeit bearbeitet diese politisch-praktisch motivierte Frage im Rahmen einer in der Theorie der deliberativen Demokratie fundierten Mixed-Methods Analyse eines deliberativen Modellprojekts – der ´Lübecker Bürgerkonferenz zur Priorisierung in der medizinischen Versorgung´. Im Rahmen dieses Verfahrens sind im Frühsommer 2010 in Lübeck 20 zufällig ausgewählte Bürgerinnen und Bürger an insgesamt vier Wochenenden zusammengekommen. Sie haben sich intensiv in die Frage nach Werten, Kriterien und Verfahrensregeln für die Priorisierung in der medizinischen Versorgung eingearbeitet, Experten hierzu befragt und zum Abschluss die Ergebnisse ihrer Diskussionen in einem gemeinsamen Bürgervotum festgehalten und der Öffentlichkeit übergeben. Die Bearbeitung der oben genannten Fragestellung erfolgt in drei Analyseschritten: Im Rahmen einer Potenzialanalyse wird zuerst untersucht, ob und in welchem Maß sich die Potenziale, die in der einschlägigen Literatur solchen Bürgerbeteiligungsverfahren zugeschrieben werden, im vorliegenden Fall der Lübecker Bürgerkonferenz tatsächlich entfaltet haben. In einem zweiten Schritt wird im Sinne einer Evaluation untersucht, ob die Anforderungen an die Qualität deliberativer Bürgerbeteiligungsverfahren, die in der einschlägigen Literatur formuliert werden, im und vom Lübecker Projekt erfüllt worden sind. Im dritten Schritt geht es im Sinne einer Kontextanalyse um die Frage, wie sich die spezifischen Bedingungen, die mit dem Thema, dem Design und den Verfahrensentscheidungen gesetzt wurden, auf den Verlauf der Bürgerkonferenz und ihre Ergebnisse sowie auf ihre Bedeutung für die öffentliche und politische Meinungs- und Willensbildung außerhalb der Bürgerkonferenz ausgewirkt haben Auf Grundlage der Analyse der Lübecker Bürgerkonferenz zeigen sich verschiedene in der Literatur bereits beschriebene Wirkungen deliberativer Verfahren auf die verfahrensinterne und öffentliche Meinungs- und Willensbildung. Aus der Analyse von Qualität und Kontexteffekten des Verfahrens werden hinderliche und förderliche Faktoren für die Entfaltung dieser Wirkungen identifiziert worden. Hieraus können 1.) einige Schlussfolgerungen für das analysierte Modellprojekt selbst gezogen, 2.) Empfehlungen für zukünftige ähnliche Beteiligungsverfahren zu zukunftsorientierten, komplexen Fragestellungen abgeleitet und 3.) einige Perspektiven für die Partizipations- und Deliberationsforschung entwickelt werden. So wird die Bürgerkonferenz explizit als Teil eines sie umgebenden deliberativen Systems verstanden. Diese Perspektive hat sich in verschiedener Hinsicht als vorteilhaft für die Analyse eines einzelnen deliberativen Beteiligungsprojekts erwiesen. Die Tauglichkeit dieses Ansatzes ist im Rahmen zukünftiger empirischer Studien zu überprüfen. Die in der vorliegenden Arbeit präsentierten detaillierten Ergebnisse zur Lübecker Bürgerkonferenz können hierfür als Vergleichsmaterialien dienen.
Fragestellung und Kontext: Inwieweit lässt Strafe im Rahmen einer pädagogischen Intervention in der öffentlichen Erziehung heute erziehungswissenschaftlich und rechtlich Legitimieren? Im Verlauf der 70er und 90er-Jahre verschwand der Begriff ´Strafe´ weitgehend aus der erziehungswissenschaftlichen Diskussion. Rückblickend lässt sich nachvollziehen, dass u.a. Impulse aus der ´Stigmatisierungsdebatte´ wie auch die Erkenntnisse, die unter dem Stichwort ´Schwarze Pädagogik´ Eingang in die Debatte fanden. Parallel etablierten sich engagierte Initiativen, antiautoritär mit Kindern umzugehen, gar, ´antipädagogisch´ ganz auf Erziehung zu verzichten. Formeln wie ´Therapie statt Strafe´ initiierten bis in das Strafrecht hinein den Willen, Begriff und Praxis des Strafens zu überwinden. Der bisherigen Debatte, im historischen Zusammenhang sind zwei Aspekte bemerkenswert: Erstens: Das, was objektiv als Strafe gewollt war oder subjektiv so empfunden wurde, hat nicht aufgehört zu existieren. Das heißt: Auch wenn der Begriff Strafe (Sanktion, Konsequenz, sachlogische Folge) tabuisiert und aus dem Fachvokabular gestrichen wurde, wird im Erziehungsalltag weiterhin gestraft, wie die Studie von Günder, Reidegeld, Müller-Schlotmann (2009), treffend nachweisen. Zweitens: Es hat bisher keine systematische Auseinandersetzung in den Erziehungswissenschaften mit dem Phänomen ´Strafe´ gegeben. Erst im Jahr 2013 (ZJJ Heft 3/2013 und 01/2014) gab es einen Versuch aus aktueller Perspektive ´Erziehung´ und ´Strafen´ mehrperspektivisch zu diskutieren. In diese Lücke (Theorie und Handlungslogik) stößt die vorliegende Untersuchung. Auf der Grundlage eines historischen Überblicks wird ein Ansatz entwickelt, mit der Intention und der Fragestellung, wie das Strafproblem in der Erziehung, zumal der öffentlichen, fachlich beantwortet (gelöst) werden könnte. In der interdisziplinär angelegten Untersuchung, ausgehend von der Beobachtung, das Strafe ein fester Bestandteil der Erziehung sei. Dieser Logik selbstverständlichen, ja fraglosen Verhaltens wird in der vorliegenden Erörterung nachgegangen. Zu klären ist die Bedeutung sowie der Einfluss der ´Alltagstheorien´ auf mögliche punitive Tendenzen im Erziehungsalltag, welche durch die oben erwähnte Studie aus dem 2009 zweifelsfrei begründet werden. Diesen Ergebnissen soll mit Hilfe wissenschaftlicher Theorien entgegengetreten werden. Aus dem dafür in Betracht kommenden Bezugswissen nimmt die Erziehungswissenschaft und Psychologie einen zentralen Stellenwert ein. Des Weiteren wird die Bedeutung des Rechts: Grundgesetz, Familienrecht sowie das SGB VIII betont. Zu klären ist, welche Sanktionen noch vom gegenwärtigen Recht und dem Stand der Fachdiskussion in der Pädagogik gedeckt seien. Das aus dem gesellschaftspolitischem Erziehungsauftrag und den Hilfen zur Erziehung (§ 27 SGB VIII) ablesbar normative Erziehungsverständnis, sei durch einen hohen Anspruch an Funktionalität, Disziplin und soziale Anpassung geprägt. Die Handhabung des ´Strafproblems in der Pädagogik´ sei, trotz der Reformen in den 1980er und 1990er Jahren nach wie vor wesentlich von Alltagstheorien geprägt (Luedtke 2009). Design: Die vorliegende Erörterung ist eine interdisziplinär angelegte, literaturgestützte Untersuchung, die sich ausschließlich auf vorhandenes Wissen/Theorien bezieht.
Vor dem Hintergrund der steigenden Relevanz unternehmerischer Nachhaltigkeit beschäftigt sich die Wissenschaft verstärkt mit der Frage, welche Kompetenzen Entscheider benötigen, um Nachhaltigkeitsstrategien in Unternehmen erfolgreich umsetzen zu können. Denn entgegen der weit verbreiteten Meinung, dass bei der Umsetzung von Nachhaltigkeitsstrategien nur Win-win-Situationen auftreten, stoßen Manager bei der Integration ökologischer und sozialer Ziele ins Ziel-System der Unternehmen auf widersprüchliche ökonomische Rationalitäten (zwischen Effizienz und einzelnen/mehreren Dimensionen von Nachhaltigkeit) und inhärente Konflikte nachhaltiger Entwicklung (zwischen den Dimensionen sozial, ökologisch und ökonomisch). In der Folge entstehen vielfältige dilemmatische Entscheidungssituationen. Um Nachhaltigkeit langfristig in Unternehmen etablieren zu können, müssen die Dilemmata wahrgenommen und bewältigt werden. Voraussetzung hierfür sind vielfältige persönliche Kompetenzen bei den Entscheidern. Die vorliegende Arbeit untersucht die auftretenden dilemmatischen Entscheidungssituationen und den Umgang mit diesen. Darüber hinaus bestimmt sie die für die Dilemma-Bewältigung relevanten Kompetenzen sowie die zur Umsetzung von CS-Strategien erforderlichen Rahmenbedingungen im Unternehmen. Im Ergebnis wird ein Framework zu Dilemmata, den notwendigen Kompetenzen und den Rahmenbedingungen erarbeitet. Basierend darauf werden entsprechende Handlungsempfehlungen gegeben. Der erarbeitete CS-Dilemmata-Kompetenz-Atlas stellt praxisrelevantes Wissen für Unternehmen und Berater zur erfolgreicheren Umsetzung von Nachhaltigkeitsstrategien zur Verfügung.
Die Arbeit kombiniert innovative Geschäftsmodelle und Effectuation im Kontext von Entrepreneurship vor dem Hintergrund der Resource-based Theory. Im Rahmenbeitrag werden wesentliche Begriffe erarbeitet und die Arbeit eingeordnet. Dabei wird erstmals die Relevanz der Geschäftsmodell-Entwicklung und der Effectuation mithilfe der Resourcebased Theory erklärt. Im Beitrag 1 werden die angesprochenen Konzepte in einer explorativen Studie mit erfahrenen Entrepreneuren aus dem deutschen Gesundheitswesen thematisiert und die Existenz von Effectuation-Strukturen bei der Geschäftsmodell- Entwicklung getestet. Dabei werden unternehmerische Pilotprojekte als neue Strukturen entdeckt und konzeptualisiert. In Beitrag 2 werden die gewonnen Erkenntnisse in zwei Tools zur Geschäftsmodell-Entwicklung übersetzt und in Beitrag 3 im Rahmen einer case study am Beispiel eines Gründungsprojektes angewendet sowie um eine Struktur zur Bewertung von innovativen Geschäftsmodellen ergänzt.
Die Webbasierte Rehabilitationsnachsorge (W-RENA) unterstützt Patienten psychosomatischer Rehabilitation zum einen in der Vorbereitung auf den Transfer von in der Klinik erworbenen Strategien in den poststationären Alltag. Den Kern der Intervention bildet zum anderen die 3-monatige Begleitung über das Internet bei diesem Prozess des Anwendungslernens im Alltag. Damit bietet die W-RENA zugleich auch eine Überbrückung der Wartezeit auf einen ambulanten Therapieplatz, denen Patienten psychosomatischer Rehabilitation häufig ausgesetzt sind. Diese Arbeit fokussiert die Rolle von Selbststeuerungskompetenzen im Rahmen dieses Lerntransfers und prüft, ob die W-RENA hier eine förderliche Funktion einnimmt. Die Messung von Selbststeuerungskompetenzen erfolgte zu 4 Erhebungszeitpunkten mit dem SSI-K3 (Kuhl, 2004). Eindeutige Effekte konnten für die Subskalen Selbstregulation und Selbstzugang nachgewiesen werden. Dass Patienten der W-RENA stationär erlernte Strategien im poststationären Alltag auch 12 Monate nach Entlassung signifikant häufiger anwenden als Patienten der Kontrollgruppe konnte mit dem KFB-EQUA (Schmidt, 2003) nachgewiesen werden.
Die Herausforderung produzierender Unternehmen, wachsenden Kundenanforderungen in globalisierten Märkten gerecht zu werden, führt zu einer Abkehr von partiellen Optimierungsmaßnahmen und althergebrachten Unternehmensstrukturen. Als zentrales Element zur Steigerung der Wettbewerbsfähigkeit haben sich in der betrieblichen Praxis Ganzheitliche Produktionssysteme etabliert. Zentrale Herausforderung für das eigenständige Einführen und Anwenden Ganzheitlicher Produktionssysteme besteht darin, den Ansatz umfassend zu überblicken und eine geeignete Konzeption für das eigene Unternehmen sicherzustellen. Um Ganzheitliche Produktionssysteme als Optimierungsansatz für Lohn- und Auftragsfertigungsbetriebe zugänglich zu machen und einen Beitrag zur Wettbewerbssicherung dieser Branche zu leisten, verfolgt diese Dissertation das Ziel, ein Modell zur umfassenden Konfiguration Ganzheitlicher Produktionssysteme für kleine und mittlere Lohn- und Auftragsfertigungsbetriebe im Bereich der Herstellung von Metallerzeugnissen zu entwickeln.
Sozial-Emotionales Lernen im Vorschulalter im Zusammenhang zu akademischen Vorläuferfähigkeiten
(2015)
In nordamerikanischen Studien gab es sowohl quer- als auch längsschnittlich valide Hinweise, dass Kinder mit gut ausgebildeten sozialen und emotionalen Kompetenzen (Sozial-Emotionales Lernen; SEL) über bessere akademische Vorläuferfähigkeiten verfügen. Mit der vorliegenden Studie sollen die amerikanischen Ergebnisse repliziert und erweitert werden. Dabei wurde sich auf Seiten des SEL auf das Emotionsverständnis (im Sinne einer Sozialen Bewusstheit) und die behaviorale Selbstregulation (als Merkmal von Selbst-Management), auf Seiten der akademischen Vorläuferfähigkeiten auf Phonologische Bewusstheit und frühe mathematische Fähigkeiten wie Zahlen- und Mengenverständnis konzentriert. Außerdem wurden wesentliche Faktoren berücksichtigt, die ebenfalls einen Einfluss auf akademische Vorläuferfähigkeiten haben können: Geschlecht, sozio-ökonomischer Status der Familie, Sprachverständnis, generelle kognitive Leistungsfähigkeit und die Beziehung zur Erzieherin. Diese Faktoren wurden sowohl in ihrer singulären Wirkung als auch in einem Gesamtmodell mittels latenten Strukturgleichungsmodellen überprüft. Die Arbeit beruht auf Daten aus dem längsschnittlichen Projekt ´Emotionales Lernen ist Fantastisch (ELeFant)´ unter der Leitung von Prof. Dr. Maria von Salisch. Im Rahmen der Studie wurden 340 Kinder im Alter zwischen vier und sechs Jahren (M = 62.32 Monate, SD = 4.2) längsschnittlich interviewt. Unter Berücksichtigung aller weiteren Kontrollvariablen (SöS, Sprachverständnis, generelle kognitive Leistungsfähigkeit) zeigten die SEL-Faktoren Soziale Bewusstheit und Selbst-Management moderate, positive Einflüsse auf die Ausprägung phonologischer Bewusstheit kurz vor der Einschulung. Weder die Erzieher-Kind-Beziehung noch das Sprachverständnis oder die generelle kognitive Leistungsfähigkeiten haben einen signifikanten Einfluss auf die phonologische Bewusstheit; als weitere bedeutsamer Prädiktor stellte sich der sozio-ökonomische Status heraus. Für die Vorhersage früher mathematischer Fähigkeiten ergibt sich ein leicht verändertes Bild. Unter Berücksichtigung aller relevanten Kontrollvariablen bleibt nur der positive Einfluss von Sozialer Bewusstheit mit fünf Jahren auf frühe mathematische Kompetenzen mit sechs Jahren bestehen. Der ursprünglich signifikante Effekt von Selbst-Management auf vorschulische mathematische Fähigkeiten wird vollständig durch das Sprachverständnis vermittelt. Diese Zusammenhänge sind unabhängig vom Geschlecht der Kinder.
Der hochwassergebundene Sedimenteintrag ist Motor der Bodenbildung in Auen. Der mit dem Sedimenteintrag einhergehende Schadstofftransport in die flussbegleitenden Auen ist Ursache für die Akkumulation von Schadstoffen in den aquatischen und semiterretrischen Systemen. Er wirkt in weiten Teilen der Elbauen nicht nur einschränkend auf die landwirtschaftliche Nutzung des Grünlandes sondern beeinträchtigt daneben auch weitere Schutzgüter, wie z. B. Habitate und Lebensgemeinschaften. Diese Arbeit hatte das Ziel, die Steuergrößen des Sediment- und Schadstoffeintrags anhand von langjährig erhobenen Messdaten zu untersuchen und gleichzeitig die zeitliche und räumliche Verbreitung ausgewählter Schadstoffe als Baustein eines belastungsangepassten Auenmanagements aufzuklären. Dafür wurden eigene Daten über Hochflutsedimente und Böden ebenso ausgewertet wie Daten anderer Autoren. Außerdem lag ein Schwerpunkt der Arbeit in der kombinierten Auswertung von Zeitreihen der Sedimentbelastung von Gewässern und von Auenböden, die eine Grundlage für das Verständnis des elbespezifischen Belastungsmosaiks von Böden mit Schwermetallen und Dioxinen/Furanen darstellt. Zunächst erfolgte eine detaillierte Recherche und Analyse der retentionsfördernden Eigenschaften der Elbauen. Es wurden abschnittsspezifische Flächengrößen, Landnutzungsunterschiede und Flächenbetroffenheiten bei unterschiedlichen Hochwasserzuständen herausgearbeitet. Mit Hilfe der darauf aufbauenden, datenbasierten Analysen über ereignisbezogene Sedimenteinträge in die Elbauen konnten wesentliche Steuergrößen des Sedimenteintrags identifiziert werden. Die Distanz der Standorte zur Elbe ist die wesentliche Kenngröße, sodass die größten Sedimenteinträge in Flussnähe stattfinden. Darüber hinaus ist die Höhe des Sedimenteintrags abflussabhängig. Auf dieser Grundlage wurde ein Ansatz zur Berechnung des großräumigen Sedimenteintrags entwickelt, mit dessen Hilfe die Retentionsfunktion der Auen im Abfluss- und Stofftransportgeschehen der Elbe abgeschätzt werden konnte. Die Sedimentretention der Elbauen hatte im Betrachtungszeitraum zwischen 2003 und 2008 einen Anteil von 7 bis 30 % an den Jahresschwebstofffrachten in Hitzacker. Die Analysen von verschiedenen Zeitreihen der Sediment- und Bodenbelastungen mit Schwermetallen, Arsen sowie Dioxinen/Furanen verdeutlichte, dass die Stoffgruppen ganz unterschiedliche Belastungsentwicklungen durchlaufen haben. Der Schwerpunkt der Dioxinkontamination in Sedimenten und Böden trat in den 1950er bis 1960er Jahren auf, während Metalle im Allgemeinen erst später Belastungsmaxima zeigten. Allerdings konnte mit dem Pb/Zn-Verhältnis ein Metallmuster identifiziert werden, mit dessen Hilfe auch in Oberböden auf der Basis von Metalldaten auf Dioxinbelastungen geschlossen werden konnte. Darüber hinaus wurde unter Kenntnis der spezifischen Belastungshistorien mittels Kategorisierung der Standorteigenschaften Höhenlage, Distanz, Bioturbation und Sedimenteintrag ein Erklärungsschema zur Vorhersage von räumlichen Schadstoffmustern für ausgewählte Metalle und Dioxine/Furane entwickelt. Sowohl die Untersuchungen zum Sedimentationsgeschehen als auch zur Aufklärung des Belastungsmosaiks in den Elbauen ließen Ableitungen von Maßnahmenvorschlägen zur Förderung der Sedimentationsdynamik, des Hochwasserschutzes, zur schadstoffspezifischen Verbesserung der Bodenbelastung als auch zur belastungsangepassten Landnutzung zu.
Das Nationale Bildungspanel (NEPS) untersucht wie sich Kompetenzen, unter anderem die mathematische Kompetenz, über die Lebensspanne entwickeln, wie diese die Bildungskarriere beeinflussen und inwiefern die Kompetenzentwicklung von Lerngelegenheiten abhängig ist. Erhoben werden die Daten mit Hilfe eines Multi-Kohorten-Sequenz-Designs, wobei in allen Bildungsetappen verschiedene Instrumente zum Einsatz kommen (Blossfeld & von Maurice, 2011). Um diese Daten sinnvoll nutzen zu können, müssen sie valide Testwertinterpretationen zulassen. Diese Arbeit leistet einen Beitrag zur Validierung der National Educational Panel Study (NEPS)-Testwertinterpretationen, indem der Mathematiktest für die neunte Klassenstufe (K9) umfassend analysiert wurde. Dabei wurde geprüft, ob die Unterschiede in der beobachteten Testleistung die Unterschiede in der mathematischen Fähigkeit wiedergeben, wie diese im NEPS-Rahmenkonzept definiert sind. Für die Validierung wurde eine Argumentationskette für den NEPS-K9-Mathematiktest, angelehnt an den Argument Based Approach von Kane (2013), entwickelt. Für die Auswertung wurde der scientific use file der NEPS-Haupterhebung 2010 verwendet. Die Stichprobe dieser Studie bestand aus 15239 Schülerinnen und Schülern der neunten Jahrgangsstufe. Für die Untersuchung der Zusammenhänge des NEPS-Mathematiktests mit anderen Messungen mathematischer und nicht mathematischer Kompetenz wurde zusätzlich eine Validierungsstudie durchgeführt. Zur Erfassung der mathematischen und naturwissenschaftlichen Kompetenz wurden in dieser Studie neben den NEPS-Testinstrumenten Aufgaben aus dem Programme for International Student Assessment (PISA) und dem IQB-Ländervergleich (LV) eingesetzt. Zusätzlich wurde ein kognitiver Fähigkeitstest verwendet. Insgesamt wurden 80 Schulen mit 1965 Schülerinnen und Schülern der neunten Klassenstufe für die Teilnahme an der Studie ausgewählt. Zur Vorbereitung des Validitätsargumentes wurden Literaturreviews bereits veröffentlichter Analysen und ein Expertenreview zu den Merkmalen der NEPS-Mathematikaufgaben durchgeführt. Des Weiteren wurden die Kompetenzdaten mit Hilfe von Modellen der Item Response Theorie skaliert und dimensional analysiert. Außerdem wurden korrelative Zusammenhänge mit Kriterien mathematischer Kompetenz berechnet. Die Ergebnisse liefern viele Hinweise bezüglich der Validität der Testwertinterpretationen, jedoch wurden auch einige Einschränkungen und weiterer Forschungsbedarf aufgezeigt. Beispielsweise ließ sich die Annahme der Eindimensionalität des NEPS-Mathematiktests nicht bestätigen. Außerdem wären weitere Analysen bezüglich des Zusammenhanges mit geeigneten Kriterien für die Zieldomäne Mathematische Kompetenz für eine Erweiterung der Testwertinterpretationen wünschenswert. Die gefundenen Evidenzen stützen jedoch die Testwertinterpretation ´die Unterschiede in der Rangfolge der beobachteten Testleistung deuten auf Unterschiede in der Rangfolge der Ausprägung der mathematischen Kompetenz, wie diese im Rahmenkonzept definiert wird´. So konnten für die Zieldomäne relevante Teilkompetenzen in den NEPS-Aufgaben identifiziert werden, waren die Bewertungskriterien angemessen und wurden erwartungsgemäße Zusammenhänge mit den Mathematiktests aus dem LV und PISA gefunden. Auf diese Weise konnte eine vollständige Argumentationskette für den NEPS-K9-Mathematiktest entwickelt, sowie Empfehlungen für die Stärkung und Erweiterung der Testwertinterpretation empfohlen werden. Der Argument Based Approach von Kane erwies sich dabei als hilfreicher Ansatz, in welchem die Vorgaben der Standards for Educational and Psychological Testing (American Educational Research Association, American Psychological Association, National Council on Measurement in Education, 2014) berücksichtigt werden konnten.
Die Verringerung des Material- und Ressourcenverbrauchs ist eine wesentliche Herausforderung nachhaltiger Entwicklung. Bislang standen und stehen politische Maßnahmen zur Energieeffizienz im Vordergrund. Maßnahmen zur Verbesserung der Materialeffizienz gewinnen jedoch verstärkt an Bedeutung. Der Erfolg oder Misserfolg politischer Instrumente im Umwelt- und Klimaschutzbereich wird maßgeblich davon abhängen, ob die Instrumente die Fähigkeit besitzen, eine Entkoppelung von Lebensqualität und Ressourcenverbrauch zu erzeugen. Insbesondere im Rahmen der Ökodesign-Richtlinie, aber auch anderer Instrumente der Europäischen Union, sind Ansatzpunkte zur politischen Gestaltung einer ressourcenleichten Langfristökonomie angelegt. Die Dissertation wird schwerpunktmäßig die Governance-Instrumente im Produktbereich der Europäischen Union behandeln. Die Dissertation folgt der Theorie, dass die Produkte der Industriegesellschaft einzeln mehr oder weniger harmlos, in ihrer Menge jedoch die Quelle fast aller Umweltprobleme sind. Zur Erstellung der Dissertation sieht das spezifische Methodendesign die Anwendung eines Kriterienkatalogs zur Bewertung der Steuerungsinstrumente für Langfristökonomie im Produktbereich vor. Darüber hinaus werden die Hauptakteure in Form von Interviews befragt.
Freiwilligenarbeit spielt in der Schweiz wie in vergleichbaren Ländern eine wichtige Rolle für Nonprofit- und öffentliche Organisationen. Betroffen sind die Anbieter von Freiwilligenarbeit vom gesellschaftlichen Wertewandel, den Herausforderungen der Globalisierung, den Chancen und Risiken neuer Technologien, dem Umgang mit demographischen und bildungspolitischen Entwicklungen, mit konkreten Auswirkungen auf die Arbeitstätigkeit der Freiwilligen. Die zunehmende Spezialisierung der Freiwilligenarbeit erfordert zusätzliche Investitionen in Aus- und Weiterbildungsmöglichkeiten, differenzierte Formen der Anerkennung und neue Karrieremuster. Ebenso zeichnet sich eine zunehmende Formalisierung in den personalen und sozialen Rahmenbedingungen ab, mit denen die Anbieter von Freiwilligenarbeit konfrontiert sind. Diese Trends belasten in erster Linie die personal- und finanzschwächeren Organisationen mit limitierten Ressourcen und Wissenspotenzialen. Während die Bedeutung der Freiwilligenarbeit für Gesellschaft, Wirtschaft und NPO gut dokumentiert ist, insbesondere anlässlich des UNO-Jahres der Freiwilligen und der Studien in dessen Folge, geben nur wenige Studien detailliert Auskunft über das Management von Freiwilligen. Da der Begriff Freiwilligenmanagement ebenso unklar und unerforscht ist wie die benötigten Werkzeuge und Instrumente, Strategien und Ansätze und die sich ergebenden Konsequenzen, wird auch die Frage der Relevanz eines Managements von Freiwilligen in der Literatur kontrovers diskutiert. Erste Recherchen brachten Quellen zu Tage, die sich mit unterschiedlichen Aspekten des Managements von NPO befassen. In grossem Umfang liegt Literatur vor zu Organisation, Marketing und Unternehmensführung. Spezifische Publikationen, die sich ganzheitlich mit der systematischen Führung von Freiwilligen befassen, sind dünn gesät. Angesichts der Tatsache, dass sich NPO zunehmend mit einer Professionalisierung der Freiwilligenarbeit auseinandersetzen müssen, besteht hier ein Defizit an theoretischer und praxisorientierter Literatur. Grundsätzlich lässt sich erkennen, dass sich die Wissenschaft allgemein schwer tut, quantitativ- empirische Erkenntnisse über NPO zu gewinnen, da die staatlichen Kontrollen und damit auch die gesetzliche Datenerfassung häufig ungenügend sind. Bis anhin existiert für die Schweiz kein Gesamtbild darüber, wie Freiwilligenmanagement praktiziert wird. Grundsätzlich kann man davon ausgehen, dass NPO den Einsatz von Freiwilligen bewusst führen und managen. Allerdings stützen sie sich dabei eher auf praktische Erfahrung als auf systematisiertes Managementwissen. Angesichts der vorgefundenen Forschungsdefizite möchte die vorliegende Arbeit helfen, das Gesamtverständnis über das Freiwilligenmanagement zu verbessern, sowohl hinsichtlich der vorliegenden Praxis als auch der dazugehörigen Personalpolitik. Im engeren Fokus stehen Notwendigkeit und Entwicklung des Freiwilligenmanagements innerhalb Schweizer NPO und die Frage, wieweit Freiwilligenmanagement relevant ist im Kontext unbezahlter Arbeit sowie die Identifikation relevanter Einflussgrössen. Das Ziel dieser Studie ist es, basierend auf einer Bestandsaufnahme des Freiwilligenmanagements in NPO der Schweiz, einen Überblick zu vermitteln zum Verständnis der Rolle des Freiwilligenmanagements im Kontext der Organisation und der unterschiedlichen Ausprägungen insbesondere der personalen Arbeit innerhalb der unterschiedlichen Typen von NPO. Es wird versucht, verschiedene Ansätze des Freiwilligen-managements zu qualifizieren und grössenklassen-adäquate Empfehlungen zu geben für die Gestaltung effizienter und effektiver Einsätze des Freiwilligenmanagements im Sinne des Auftrags der NPO. Darüber hinaus steht die Entwicklung eines Praxisführers an. Abschliessend wird im engeren Kontext der Arbeit auf offene Forschungsfragen hingewiesen.
Die Arbeit beschäftigt sich mit dem Phänomen der globalen Führungskraft als handelndes Individuum im globalisierten Wirtschaftskontext Anfang des 21. Jahrhunderts, wo neben monetären Größen vor allem situative und personelle Führungsvariablen über den Erfolg von Unternehmen entscheiden. Eine zunehmende Diskrepanz zwischen der Einheit des Ortes und der Zeit erfordert kulturelles und kommunikatives Handeln globaler Führungskräfte. Die Diskrepanz zwischen den technischen Möglichkeiten und menschlichen Kommunikationen repräsentiert jedoch eine zunehmende Komplexität in Bezug auf globale Wirtschaftsprozesse. Globale Führungskräfte müssen sich neuen Situationen flexibel anpassen und situationsspezifisch entscheiden. In der Arbeit werden die Diskurse ´Kommunikation´, ´Kultur´ und ´Internationalität´ in Bezug auf die Frage nach der Konstruktion eines globalen Führungsindividuums erstmals interdisziplinär zusammengeführt. Auf der Basis kultureller Kommunikation sowie einer semiotisch-handlungstheoretischen Erweiterung wird ein Führungsmodell des 21. Jahrhunderts entworfen: Das Modell der ´kommunirarchischen Führung´.
Im Zeitraum der Entstehung der vorliegenden Dissertation wurden über 60 Studien publiziert, die sich explizit mit dem Themenkomplex ´Zukunft der Arbeit´ beschäftigen, implizit aber auch immer Ableitungen für das Personalwesen enthalten. Da die Studien durchweg auf sozialwissenschaftlichen Methoden aufbauen bilden sie eine der wenigen direkten Schnittstellen zwischen wissenschaftlicher Theorie und Unternehmenspraxis. In allen diesen Studien finden sich als zentrale Aspekte die Herausforderung zunehmender Komplexität und die damit einhergehende Unsicherheit in strategischen Fragen. Daraus ergibt sich der Impuls für das Forschungsinteresse: Welchen Beitrag kann wissenschaftliche Theorie in der Praxis leisten und welche Transformationen sind notwendig, um die Potenziale der Theorie in der Praxis zu verankern? Bei der Konsolidierung der Praxisstudien mit wissenschaftlichen Ansätzen wird deutlich, dass häufig benutzte Begriffe wie ´Komplexität´, ´System´ oder ´Flexibilität´ als Bestandteile von Erklärungen dienen, kaum jedoch in ihrer wissenschaftstheoretischen Differenziertheit zur Kenntnis genommen werden. Um eine Basis für die Modellbildung zu erarbeiten werden die jeweils zugrunde liegenden theoretischen Modelle detailliert untersucht. Im Laufe dieser Analyse rücken zwei Aspekte in den Mittelpunkt der Untersuchung: Zum ersten das Konzept der Kompetenz im Umgang mit Komplexität als Ausdruck der Handlungsfähigkeit sowohl des Mitarbeiters (Subjekt) als auch der Organisation (System); zum zweiten als Scharnier zwischen diesen beiden Ebenen die Instanz eines entsprechend strukturierten Personalwesens als mögliches umsetzendes Organ. Ausgehend davon werden in der Dissertation konkrete Vorschläge für die Ausgestaltung der zukünftigen Rolle des Personalwesens gemacht und ein Instrument entwickelt, das individuelle Kompetenz als Schlüssel zum Komplexitätsmanagement im Unternehmen berücksichtigt, um maximale Flexibilität im Umgang mit unerwartet auftretenden Ereignissen aufzubauen.
Die Arbeit analysiert den Einfluss von Arbeitsmarktregimen auf das Sparverhalten privater Haushalte in Deutschland und Großbritannien aus einer vergleichenden Perspektive. Im Zentrum steht dabei die Frage, ob das Sparvermögen abhängig beschäftigter Personen durch ihre Angst vor Arbeitslosigkeit beeinflusst wird. Die Untersuchung widmet sich dem Einfluss von Institutionen auf individuelles Verhalten in unterschiedlichen nationalen Kontexten: geringere Dynamik des deutschen Arbeitsmarktes – operationalisiert über die durchschnittliche Verweildauer in Arbeitslosigkeit – und entsprechend höhere individuelle Angst vor Arbeitslosigkeit tragen demnach zur Erklärung bei, warum die aggregierten Sparquoten privater Haushalte in kontinental-europäischen deutlich höher sind als in angelsächsischen Wohlfahrtsstaaten. Die theoretische Fundierung auf der Mikroebene liefert ein Buffer-Stock Saving-Modell, wonach sich Individuen gegen Einkommensvolatilität durch das Anhäufen von Sparvermögen absichern (Vorsichtssparen). Anhand von Panel-Daten abhängig beschäftigter Personen in Deutschland (SOEP) und Großbritannien (BHPS) ergibt sich unter Kontrolle für Konsumpräferenzen und weitere Einflussfaktoren in Deutschland bei Einverdiener-Haushalten ein Vorsichtsmotiv, das durchschnittlich einem Drittel des liquiden Vermögens entspricht, wohingegen sich kein vergleichbarer Effekt in Großbritannien zweigt.
Die Diskussionen in der bildungspolitischen Auseinandersetzung um die Qualifikationen der staatlich anerkannten Erzieher*innen werden kontrovers geführt. Veränderungen in globalisierten Zusammenhängen und der daraufhin entwickelte Deutsche Qualifikationsrahmen (DQR) (Bundesministerium für Bildung und Forschung, 2013) führen dazu, dass auf Deutschlands bildungspolitischer Ebene eine neue Lernkultur diskutiert wird, die auf kontinuierliche (Lern-) Prozesse von frühkindlicher Bildung bis zur Aus- und Weiterbildung ausgerichtet ist. Durch die Einstufung der Erzieher*innen-Ausbildung in den DQR auf Niveaustufe 6 ist die Ausbildung mit einem hochschulischen Bachelor als gleichwertig anzusehen. Diese Entwicklungen zeigen, dass Bewegungen in den Professionalisierungsbestrebungen der Erzieher*innen-Ausbildung bestehen. Die hier vorliegende Studie widmet sich der bisher bestehenden Forschungslücke, das Subjekt und das aktive, forschende Lernen in die bisher eher strukturell geführten Diskussionen zu integrieren, um die geforderte professionelle Haltung (vgl. Kompetenzorientiertes Qualifikationsprofil, 2012) entwickelbar zu machen. Im Fokus dieser Arbeit steht das Erkenntnisinteresse, welche Möglichkeiten ein internationales Praktikum für die (Weiter-)Entwicklung eines beruflichen Habitus im Sinne von „Wissen, Können und Tun“ (Karsten 2008: 17) von Schüler*innen in der Ausbildung zur staatlich anerkannten Erzieher*in eröffnet. Sie zeigt die komplexen, nie abgeschlossenen und immer strittigen Prozesse auf, in denen die Schüler*innen sich in der Ausbildung bewegen und welche Erkenntnisse und Möglichkeiten die Schüler*innen für sich entdecken und mit ihrem professionellen Verständnis verknüpfen, um ihren beruflichen Habitus (weiter-) zu entwickeln.
Emotionen sind im Straßenverkehr überproportional vertreten und können negative Auswirkungen auf die Verkehrssicherheit haben. Die am häufigsten untersuchte Emotion in diesem Zusammenhang ist Ärger. Dieser führt zur Einengung der Aufmerksamkeit sowie einer optimistischeren Risikoeinschätzung. Zudem fallen ärgerliche Fahrer durch erhöhte Geschwindigkeiten auf - einer der Hauptursachen von Unfällen. Das Ziel der vorliegenden Arbeit war es, herauszufinden, durch welche kognitiven Bewertungsdimensionen im Sinne der Appraisaltheorie nach Lazarus (1993) Ärger im Straßenverkehr bestimmt wird. Der Fragestellung wurde sich in drei empirischen Schritten genähert. Zu Beginn wurde eine Onlinebefragung mit dem Ziel durchgeführt, einen allgemeinen Überblick darüber zu geben, welche Emotionen im Straßenverkehr auftreten und welche Rolle Ärger dabei spielt. Als Erfassungsmethode des Emotionsspektrums im Straßenverkehr wurde eine Onlinevariante der Vignettenstudie gewählt. Den Probanden wurden zwölf Textvignetten - Verkehrsszenarien in Textform - vorgelegt, in die sie sich hinein versetzen und angeben sollten, welche Emotionen sie dabei empfanden. Die Verkehrssituationen wurden anhand von vier Appraisaldimensionen (Verantwortlichkeit, Zielrelevanz, Zielkongruenz und Vorsatz) erstellt, um den Verkehrsraum in seiner Breite abzubilden. Es konnte bestätigt werden, dass Ärger sowohl die häufigste als auch stärkste Emotion war. Nachdem die Wichtigkeit der Emotion bestätigt werden konnte, wurde in einem zweiten Schritt untersucht, welche weiteren Bewertungskomponenten im Sinne der Appraisaltheorie bei der Entstehung von Ärger im Straßenverkehr eine Rolle spielen. Dafür wurde als Methode eine Simulatorstudie mit anschließendem, qualitativem Interview gewählt. Das vordergründige Ziel war es, die aus der Literatur bekannten Dimensionen auf ihre Relevanz im Kontext Straßenverkehr zu überprüfen und zu erweitern. Neben der Bestätigung der Dimension Zielrelevanz ergaben sich bei den Interviews zwei weitere Bewertungsdimensionen: die wahrgenommene Kontrolle sowie der Grad des Verständnisses für die Blockierung. Sobald eine Person sich den Grund für eine Blockierung vorstellen konnte war der Ärger weniger intensiv. Die Studie zeigte vor allem, dass die objektiven Kriterien einer Situation (z.B. keine Kontrolle gegeben) nicht zwangsläufig die individuellen Bewertungen dieser widerspiegelten, woraus die These eines multiplen Mediatormodells entwickelt und in einer dritten Studie quantitativ getestet wurde. Die Dimensionen Verständnis und Kontrolle wurden daher in objektive Situationsmerkmale und individuelle Bewertungen unterteilt. Das Mediatormodell konnte insgesamt bestätigt werden. Dabei wurde der Ärger (AV) hauptsächlich durch die individuellen Bewertungen (Mediatoren) bestimmt. Der Effekt der externen Manipulation (UV) der Dimensionen Verständnis und Kontrolle wurde fast vollständig über deren individuelle Abbildung vermittelt. Die objektiven Gegebenheiten einer Situation (z.B. Begründung für Verhalten) können zwar die Bewertung beeinflussen, jedoch nicht die Stärke der Emotion direkt vorhersagen. Besonders die Dimension Verständnis zeigte großen Einfluss auf die Intensität - je höher der Grad des Verständnisses, umso geringer der Ärger. Somit beeinflusst das Geben einer Begründung für eine Blockierung im Straßenverkehr das individuelle Verständnis und minimiert den Ärger signifikant. Daraus ergeben sich direkte Anwendungsmöglichkeiten, um Ärger im Straßenverkehr abzuschwächen und das Risiko eines Unfalls zu minimieren.
In der vorliegenden Arbeit werden zwei etablierte soziale Dilemmata (Beitragsund Verteilungsdilemma) auf das Feld der Verhandlungsforschung übertragen. Die Parteien mussten entweder über die Verteilung von geteilten Ressourcen oder über den Beitrag zu geteilten Ressourcen in einem integrativen Verhandlungssetting verhandeln. Zusätzlich wurde die Valenz der verhandelten Ressourcen variiert (positive vs. negative Ressourcen). In insgesamt vier Studien wurde demonstriert, dass die Kombination aus Allokationskontext (Beitrag vs. Verteilung) und Ressourcenvalenz (Profite vs. Lasten) zu distinkten regulatorischen Foki führt, welche wiederum die Qualität der Verhandlungsergebnisse beeinflussen. Darüberhinaus wird der Einfluss der regulatorischen Passung in Verhandlungen um Gegenstände mit unterschiedlichen Ergebnisstrukturen gezeigt, sowie die Relevanz der vorliegenden Forschung für die Forschungsfelder der Allmende-, und Sozialen- Dilemma-Forschung diskutiert.
Die Arbeit beschäftigt sich mit dem Thema der Identitätskonstruktion im/am Europäischen Film. Dabei liegt ihr nicht nur ein neuer Ansatz des Genres "Europäischer Film" zu Grunde, der die außerfilmischen Konstruktionsmechanismen von Identität thematisch implementiert. Darüber hinaus ermöglicht sie mit einer semiotisch-handlungstheoretischen Erweiterung der äußerst dichten und komplexen Analyse weiterführende Fragen zu beantworten, wie die identitätsbezogenen Interaktionsprozesse grundlegend zu fassen sind. Eine Darstellung, die die Mehrzahl filmwissenschaftlicher Arbeiten, die sich mit dem Thema Identität auseinandersetzen, schuldig bleiben. Damit schließt die Arbeit ein film- und kulturwissenschaftliches Forschungsdesiderat, indem sie einen dezidiert interdisziplinär ausgerichteten Ansatz verfolgt.
Ausgehend von theoretischen Überlegungen zum sozialen Problem der Überschuldung und Verbraucherinsolvenz sowie der zugrunde liegenden Annahme eines Ressourcenmangels von Schuldnern wird in dieser Arbeit einerseits empirisch untersucht, wie sich deren Sozialkapital angesichts einer mehrfachen Exklusion darstellt und andererseits, welches Inklusionspotenzial aus diesem Sozialkapital resultiert. Mit der Fokussierung auf das Sozialkapital als aktivierbare Ressource werden den unterschiedlichen Handlungsstrategien und dem Bemühen um ein erfolgreiches Passieren der Verbraucherinsolvenz besondere Aufmerksamkeit gewidmet. Durch die weitere Verknüpfung des ressourcenbasierten Sozialkapitalansatzes mit Konzepten sozialer Unterstützung lassen sich zudem die unterschiedlichen Formen von Beziehungsleistungen konzeptuell einbinden. Insbesondere zeigt sich, dass sich unter den beschriebenen Exklusionsbedingungen informelle Unterstützungsleistungen als Sozialkapital neu konstituieren. Neben den positiven Unterstützungs- und Inklusionseffekten können sich jedoch auch negative, exklusionsverstärkende Effekte beobachtet werden, die sich u.a. in einer Tendenz zur sozialen Schließung äußern.
Individualisierung touristischer Leistungsbündel Individualisierung touristischer Leistungsbündel Zusammenfassung Zunehmend werden Urlaubsreisen bei Buchungen im Internet durch kundenseitige Zusammenstellung ihrer Teilleistungen individuell spezifiziert. Die hier zusammen-gefasste Arbeit untersucht die Nutzendifferenzen zwischen solchen individualisierten Bausteinreisen und standardisierten Pauschalreisen im Sinne vorkonfektionierter Reise-pakete sowie die Nutzenfacetten, die dafür aus der Kundensicht eine Rolle spielen. Die Marketingliteratur befasst sich mit der Individualisierung und der marketing-strategischen Ausrichtung auf das Angebot einzelkundenbezogener Leistungen überwiegend aus einer produktionswirtschaftlich geprägten Anbieterperspektive. Erst wenige empirische Arbeiten hatten bisher die Nutzenwirkungen der Individuali-sierbarkeit aus Sicht der Kunden zum Gegenstand. Deren Ergebnisse sowie der Aspekt der Kaufunsicherheit bei individualisierbaren Leistungen, der den Ansätzen der Neuen Institutionenökonomik entnommen wurde, werden in einem Untersuchungsmodell zum Nutzen individualisierbarer Bausteinreisen zusammengeführt. Zur Präzisierung des Untersuchungsgegenstandes werden Bausteinreisen als Reise-veranstalterprodukte sowie vom Kunden selbst gebündelte Reise-Teilleistungen den individualisierbaren touristischen Leistungsbündeln zugeordnet. Statisch vorkonfektio-nierte und dynamisch geschnürte Pauschalreisen werden dagegen als standardisierte Leistungsbündel kategorisiert. Für die Entstehung einer Differenz in der Nutzenwahrnehmung zwischen den beiden unterschiedlichen Angebotsformen werden folgende Zusammenhänge postuliert:  Die Erwartung, durch die Individualisierbarkeit von Bausteinreisen den Urlaubs-zweck besser zu erreichen als bei standardisierten Angeboten, wirkt positiv auf deren Nutzenbeurteilung.  Im Verlauf des Buchungsprozesses individualisierbarer Urlaubsreisen sind positive oder negative Erlebnisse denkbar, die entsprechende Nutzenwirkungen haben. Individualisierung touristischer Leistungsbündel 2  Soweit durch die Individualisierung ein Unikat entsteht, mit dem sich Kunden identifizieren und abgrenzen können, wirkt sich das positiv auf den Nutzen aus.  Bei der Selbst-Konfiguration von Bausteinreisen ist beim Kunden aufgrund seines Gestaltungsbeitrags die Entstehung von Stolz und Zufriedenheit denkbar, die sich ebenfalls positiv auf den wahrgenommenen Nutzen auswirken.  Einer möglichen Unsicherheit im Zusammenhang mit der Selbst-Konfiguration einer Urlaubsreise wird eine negative Nutzenwirkung unterstellt. Die Quantifizierung der Nutzendifferenz zwischen den individualisierbaren bzw. standardisierten Reiseangeboten erfolgt einerseits durch eine direkte Preisbefragung. Dabei werden Personen, die über Kauferfahrungen mit beiden Angebotsformen verfü-gen, nach dem Preis einer von ihnen real gebuchten, individualisierten Bausteinreise sowie nach einem angemessenen Preis für eine damit vergleichbare, standardisierte Pauschalreise gefragt. Andererseits wird das Pricesensitivity-Meter nach van Westen-dorp verwendet, wobei gefragt wird, bei welchem Preisunterschied zu einer selbst zusammengestellten Bausteinreise eine vergleichbare, standardisierte Pauschalreise als teuer, zu teuer, billig oder zu billig wahrgenommen wird. Die Befragung richtete sich im Juli und August 2011 an Mitglieder eines Onlinepanels (Pretest n = 51; Haupterhebung n = 366 Interviews). Über die gesamte Stichprobe zeigte sich ein leichter Mehrnutzen der individualisierbaren Angebotsform. Die Bildung von Gruppen von Befragten mit einer höheren Wertigkeitsvermutung hinsichtlich indi-vidualisierbarer Urlaubsreisen (Gruppe A) und Befragten, die standardisierte Pauschal-reisen für höherwertig halten (Gruppe B), ergab jedoch eine erhebliche Spreizung der Nutzendifferenzen. Gruppe A: Median des Mehrnutzens individualisierbarer Baustein-reisen 16,67 %; Gruppe B: Median des Mindernutzens individualisierbarer Bausteinrei-sen –22,22 %. Der Einsatz des Pricesensitivity-Meters zur Messung der Nutzen-differenzen erbrachte vergleichbare Werte. Die Überprüfung der Bedeutung der postulierten Nutzendimensionen mit Hilfe des Ansatzes der Partial Least Squares (PLS) zeigte, dass das dazu verwendete Untersu-chungsmodell prognosefähig ist und einen Bestimmtheitsmaß von R2 = 0,137 aufweist. Inhaltlich erwies sich, dass der Stolz und die Zufriedenheit mit dem eigenen Gestal-tungsbeitrag den größten Mehrnutzen individualisierbarer Urlaubsreisen verursachen. Auf der Ebene der für dieses Konstrukt verwendeten Indikatoren ist von hervorgehobe-ner Bedeutung, dass Kunden das Resultat ihrer Buchungsbemühungen selbst herbeige- Individualisierung touristischer Leistungsbündel 3 führt und nach eigener Einschätzung gut hinbekommen haben. Auch die wahrgenom-mene Einzigartigkeit individuell zusammengestellter Urlaubsreisen hat einen positiven Einfluss auf das Nutzenurteil. Auf Indikatorebene ist erkennbar, dass individualisierbare Urlaubsreisen aus Kundensicht Unikate darstellen, mit denen individuelle und besonde-re Ansprüche an Urlaubsreisen dokumentiert werden. Schließlich hat der im Vergleich zu standardisierten Angeboten potenziell größere zweckbezogene Nutzen eines individualisierbaren Leistungsbündels einen positiven Nutzeneffekt. Wesentlichen An-teil daran hat die subjektive Ansicht der Kunden, eine eigene Idealvorstellung mit selbstkonfigurierten Reisepaketen besser realisieren zu können als mit standardisierten Angeboten. Die postulierten positiven und negativen Einflüsse des Buchungsprozesses auf die Nutzenwahrnehmung konnten dagegen nicht bestätigt werden. Ebenso fand die Hypothese des negativen Einflusses von Unsicherheit auf den Nutzen individualisierbarer Leistungen keine empirische Unterstützung. Zur Ermittlung des moderierenden Einflusses der unterschiedlichen Vorstellungen über den Wert individualisierbarer bzw. standardisierter Urlaubsreisen auf die Wirkung der Nutzendimensionen wurde ein Gruppenvergleich durchgeführt. Dazu wurden die Modellkoeffizienten für die Gruppen A und B jeweils noch einmal separat geschätzt und die dabei ermittelten Unterschiede auf Signifikanz getestet. Demnach geht eine höhere Wertigkeitsvermutung bzw. Zahlungsbereitschaft für individualisierbare Bausteinreisen mit höheren Bedeutungsgewichten bei dem zweckbezogenen Nutzen, dem Nutzen der Einzigartigkeit und dem Nutzen aus dem Stolz und der Zufriedenheit mit dem eigenen Leistungsbeitrag für solche Reisen einher. Die Diskussion des Untersuchungsverlaufs und der Ergebnisse zeigt verschiedene An-satzmöglichkeiten für modifizierte bzw. weiterführende Untersuchungen, beispielsweise zu den nicht bestätigten Hypothesen zu Nutzenwirkungen des Buchungsprozesses und der Unsicherheit. Auch sind Erweiterungen des Untersuchungsmodells beispielsweise um Involvement oder Reiseerfahrung als zusätzliche Nutzenfacetten denkbar. Für die Praxis lässt sich ableiten, dass individualisierbare Bausteinreisen und standardi-sierte Pauschalreisen unterschiedliche Marktsegmente ansprechen und nicht substituier-bar sind. Die erhöhte Zahlungsbereitschaft für individualisierbare Bausteinreisen und ihre akquisitorische Wirkung kann erschlossen werden, wenn die nutzenwirksamen Dimensionen des Stolzes und der Zufriedenheit mit dem eigenen Beitrag zur Leistungs-gestaltung, der Einzigartigkeit der individualisierten Leistung und deren besserer Anpassung an die Idealvorstellung der Kunden kommunikativ unterstützt werden.
Thema dieser kultur- und bildwissenschaftlichen Arbeit ist es, den ´nahen Osten´ ebenso wie das ´ferne Europa´ anhand mittelalterlicher kaukasischer Steinmetz- und Edelmetallarbeiten aufzuspüren. Kreuzstein und Reliquienschrein weisen eine Form- und Symbolsprache auf, die als kulturelles Archiv nicht nur des Kaukasus´ sondern auch Europas gelesen werden kann. Der armenischen Kreuzstein, auf armenisch Khatschkar genannt, ist eine flach skulptierte Steinplatte, in die ein Kreuz mit Lebensbaum eingraviert wurde. Die am unteren Ende des Kreuzes befindlichen vegetabilen oder zoomorphen Auswüchse, die ich untere Endungsgestaltung genannt habe, sind in den freistehenden Khatschkaren seit dem 9. Jh. nachweisbar. Diese Untersuchung fokussiert geographisch auf den Kaukasus und auf den Zeitraum vom 5. bis 12. Jh.. Meine Analyse ergab, dass das Kreuz mit unterer Endungsgestaltung als Subjekt verstehbar ist, das als Körper oder vernichtende Waffe agiert. Damit eignet er sich zur Abwehr von Gefahren und als Grenzmarkierung. Les Vichaps (1931) von Nikolai Marr und Jakob Smirnov ist die erste Monographie zum favorisierten bronzezeitlichen Vorläufermodell der Khatschkare. Marrs sprachtheoretische Deutung erwies sich als Abgrenzungsstrategie gegen westliche Theorien, als auch als dadaistisch beeinflusstes Sprachmodell. Smirnov stellte anhand bildwissenschaftlicher Analysen die Stelen in Bezug zu skythischen Funden. Eine Neubewertung erfolgte 2012 durch Alessandra Gilibert, die die Vischaps erstmals systematisch dokumentierte und als prähistorische Sakralplätze im Hochgebirge deutete. Svetlana Pletneva kommt in ihrer Untersuchung zu Polovzische Steinskulpturen (1974) zu dem Ergebnis, dass Körperteile - wie eine ausgeprägte Brust oder ein großer Bauch - als Statussymbole unabhängig von Geschlechtlichkeit verstehbar sind. Körperaspekte dieser Skulpturen sind im Khatschkar wieder zu erkennen. Die Einführung des neuen Kruzifixtyps des leidenden Christus im 9. Jh. fand zeitgleich mit dem Aufkommen der ersten Khatschkare statt, die bis zum 12. Jh. keine Körperdarstellung kannten. Die menschliche Natur Christi wurde über eine Vitalisierung des Kreuzes vermittelt, die ein verdecktes Körperbild mit einschloss. Gerade die metamorphotischen Auswüchse konnten vielfältige Formen assimilieren und wurden zum christlichen Symbol deklariert. Körperlich ausgelegte Interpretationen fokussieren auf die Schnittstelle vom Kreuz zur unteren Endungsgestaltung, die Geschlechtlichkeit mit einschließt, aber nicht darauf reduziert werden kann. Reliquienkult und Reliquiarpolitik um das Wahre Kreuz waren von zentraler Bedeutung für das mittelalterlich-christliche Selbstverständnis. Die Entwicklung des kastenförmigen Reliquiars mit Schiebedeckel in Konstantinopel erfolgte zeitgleich mit den ersten Aufstellungen von Khatschkaren. Kastenförmige Reliquiare wurden als Nachbildungen der Gräber von Heiligen verstanden und auch Kirchengebäude waren als Reliquiare in Großformat gedeutet worden. Die Khatschkare sind als rechteckige Steingebilde ebenfalls als heilige Gräber verstehbar, die in ihren Ausmaßen zwischen Reliquiar und Architektur stehen. Alois Riegls Theorie (1893) zur Verdoppelung und symmetrischen Gegenüberstellung von Figuren zu beiden Seiten eines trennenden Mittels (Wappenstil), wurde von Karl Clausberg (1994) als Verzeitlichungsmoment mit fraktaler Dimensionalität weiterentwickelt. Überlegungen zur umgekehrten Perspektive machen die Khatschkare in dieser Hinsicht anschlussfähig an die Vischaps, da sich beide Gestaltungen als split representations entpuppen.
Die Innovationsfähigkeit von Unternehmen ist von zentraler Bedeutung für deren Wettbewerbsfähigkeit. Insbesondere kleine und mittelständische Unternehmen (KMU) bedürfen aufgrund ihrer in der Regel vergleichsweise geringen Ressourcennausstattungen und der marktmächtigen Konkurrenz von Großunternehmen einer besonderen Innovationsfähigkeit, um sich am Markt behaupten zu können. Wie mittelständische Unternehmen diese Fähigkeiten jedoch zur Generierung von Innovationen einsetzen, gilt in der Forschung weiterhin als ‚Black Box‘, über die viel zu wenig geforscht wird. Gerade dieser Prozess der Innovationsgenerierung muss jedoch verstanden werden, um Unterschiede in der Innovativität mittelständischer Unternehmen zu erklären. Auf Grundlage einer empirischen Analyse von 41 mittelständischen Innovationssystemen werden in dieser Studie Erfolgsfaktoren der Innovation identifiziert. Anhand von Fallstudien wird erörtert, wie diese Erfolgsfaktoren zusammenwirken und wie diese Faktoren gezielt durch das Management zur Verbesserung der Innovationsfähigkeiten beeinflusst werden können. Mit dieser Dissertation wird nicht nur ein umfassendes Bild von der Entstehung und Konfiguration der Innovationsfähigkeit in mittelständischen Unternehmen gezeichnet, sondern auch die Herausforderungen erörtert, die sich für das Management aus der Steuerung von Innovationsprozessen ergibt. Durch praxisnahe Handlungsempfehlungen bietet diese Dissertation konkrete Lösungsansätze die Innovationsfähigkeit durch eine zielgerichtete Konfiguration nachhaltig zu verbessern und somit einen nachhaltigen Wettbewerbsvorteil zu erzielen.
Neben optischen und akustischen Reizen werden verschiedenste Chemikalien für den Austausch von Informationen zwischen Lebewesen benutzt. Sie signalisieren Nahrungsquellen, Geschlechtspartner, Konkurrenten, Feinde und vieles mehr. Chemikalien, die für den Austausch von Informationen benutzt werden, wer- den als Botenstoffe, englisch Infochemicals, bezeichnet. Die Eigenschaft einer Substanz, als Botenstoff zu wirken, wird als ”Infochemical Effect“ bezeichnet. Zu diesen Botenstoffen gehören auch viele Substanzen, die als Duftstoffe in Produkten des täglichen Bedarfs eingesetzt werden. Viele Produkte zur Des- infektion, Reinigung und Körperpflege enthalten Duftstoffe, um unangenehme Gerüche zu maskieren und das Ergebnis zu unterstreichen. Der überwiegende Teil dieser Stoffe gelangt, wenn sie bestimmungsgemäß angewendet werden, ins Abwasser. Wenn sie nicht durch die Abwasserbehandlung mineralisiert werden, können sie in die aquatische Umwelt gelangen, als Botenstoffe Organismen er- reichen und diese zu falschen Reaktionen veranlassen. Diese Störung wird als ”anthropogenic Infochemical Effect“ bezeichnet. Über einen Zeitraum von drei Jahren wurde für das Universitätsklinikum Freiburg (UKF) und die Friedrich-Husemann-Klinik (FHK) der Einkauf von Duftstoffen aus Wasch-, Reinigungs- und Desinfektionsmitteln bilanziert. Aus- gewählte, am UKF verwendete Produkte wurden mit Festphasen-Mikroextraktion (Solid Phase Micro Extraction) (SPME), Gaschromatographie gekoppelt mit Flammenionisationsdetektor (GC-FID) und Gaschromatograph gekoppelt mit Massenspektrometer (GC-MS) auf die in ihnen enthaltenen Duftstoffe unter- sucht. Die gefundenen Duftstoffe wurden auf ihre biologische Abbaubarkeit und ihr Verhalten bei UV-Bestrahlung untersucht. Zusätzlich wurden die be- rechnete regionale Umweltkonzentration (Predicted Environmental Concentra- tion) (PECregional) und, soweit Daten zur Toxizität vorlagen, auch der Risiko- quotient (Risk Characterization Ratio) (RCR) berechnet. Für das UKF war der Verbrauch pro Bett und Tag und die Abwasserkonzentration höher als an der FHK. Die Duftstoffe wurden bei beiden Kliniken über dieselben Produktgruppen eingetragen. Die Daten aus der Bilanzierung mit EUSES dagegen ergab für die meisten untersuchten Substanzen eine wesentlich geringere Umweltkonzentration. Keiner der Duftstoffe erreichte einen RCR über eins. In den Abbautests nach Norm 301D und 301F der Gemeinschaft für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (Organisation for Economic Co-operation and Developement) (OECD) erwiesen sich einige Duftstoffe als nicht leicht biologisch abbaubar. Für den Duftstoff 2-(- 4-tert-Butylbenzyl)propionaldehyd konnten verschiedene Transformationsprodukte gefunden werden. Zwei dieser Transformationsprodukte konnten identifiziert und entsprechende Standards synthetisiert werden. Die Modellierung toxischer Effekte durch Programme, die quantitative Struktur-Wirkungs-Beziehung (Quantitative Structure-Activity Relationship) (QSAR) Berechnungen verwenden ergab, dass die Transformationsprodukte höhere Aktivitäten als die Ursprungssubstanz besitzen. Für einige der untersuchten Substanzen wurden Wirk- schwellen für einen Infochemical Effect ermittelt. Keiner der Duftstoffe erreichte mit seinem PECregional diese Wirkschwelle. Ein anthropogener Infochemical Ef- fect kann aber nicht ausgeschlossen werden, da Daten zu Wirkschwellen nur für einzelne Organismen gefunden werden konnten.
Herbizide, die durch Spray-Drift, Volatilisation oder Winderosion aus landwirtschaftlichen Flächen ausgetragen werden können wiederum auf Nichtzielpflanzen gelangen. Es wird angenommen, dass Wälder eine Senke für luftgetragene Pestizide darstellen. Wirkungen von luftgetragenen Herbiziden auf Nichtzielpflanzen können nicht ausgeschlossen werden. An Blättern von Nichtzielpflanzen haftende Herbizide können wiederum durch Regenereignisse aus der Laubschicht ausgewaschen werden und in den Boden gelangen. Welche Stoffe nach deren Deposition ausgewaschen werden oder aber in der Laubschicht verbleiben hängt vom Verteilungsverhalten an der Blattoberfläche ab. In der vorliegenden Dissertation wurde das Verteilungsverhalten von current-use Herbiziden und einiger ihrer Abbauprodukte an der Oberfläche von Nichtzielpflanzen bestimmt. Als Modellorganismus diente die Waldkiefer Pinus Sylvestris L. mit deren Nadeln Versuche zur Charakterisierung des Adsorptions- und Desorptionsverhaltens von 55 Herbiziden aus wässrigen Lösungen durchgeführt wurden. Es wurden Verteilungsversuche sowohl mit rekonstituiertem epikutikulärem Wachs als auch mit intakten Kiefernnadeln durchgeführt. Für den Stoff Terbuthylazin konnte bei Versuchen mit rekonstituierten epikutikulären Wachsen eine Aufnahme aus der wässrigen Lösung in das Wachs festgestellt werden. Der Verteilungskoeffizient zwischen Wachs und Wasser betrug für die Adsorption log KWachsW = 3, 0. Für die Desorption wurde ein höherer Verteilungskoeffizient von log KWachsW = 3, 3 ermittelt und auf Grund der Differenz eine teilweise irreversible Bindung des Terbuthylazins an das epikutikuläre Wachs angenommen. Sorptionsversuche mit wässrigen Lösungen und intakten Kiefernnadeln zeigten für 19 weitere Herbizide mit einem log KOW > 3,8 eine schnelle Adsorption aus der wässrigen Phase an die Nadeloberfläche mit einer mittleren Lebensdauer für die Adsorption von 12 Minuten (Aclonifen, Bifenox, Bromoxynil-octanoat, Diflufenican, Fenoxaprop-p-ethyl, Fluazifop-p-butyl, Fluroxypyrmeptyl, Haloxyfop-ethoxyethyl, Haloxyfop-methyl, Mefenpyr-diethyl, PCP, Pendimethalin, Picolinafen, Propaquizafop, Prosulfocarb, Pyridate, Quizalofop-ethyl, Triallate und Trifluralin). Die für diese Stoffe ermittelten Kutikula/Wasser-Verteilungskoeffizienten liegen im Bereich log KCW = 3,3 bis 4,8. Für 7 Stoffe war nach einer schnellen Verringerung der Konzentration in der wässrigen Phase eine weitere stetige Abnahme der Herbizidkonzentration mit einer Lebensdauer unter 2000 Minuten zu beobachten (Fluroxypyr-meptyl, Fenoxaprop-p-ethyl, Propaquizafop, Quizalofop-ethyl, Trifluralin, Fluazifop-p-butyl und Haloxyfop-methyl), was durch eine Aufnahme der Stoffe über die epikutikuläre Wachsschicht in das innere Gewebe der Kiefernnadeln erklärt werden kann. Die Stoffe Bromoxynil-octanoat, Fluroxypyr-meptyl, Propaquizafop, Quizalofop-ethyl und Trifluralin zeigten eine irreversible Aufnahme aus wässrigen Lösungen in Kiefernnadeln. In einem Laborversuch wurde die Deposition von Herbiziden auf intakten Kiefernnadeln simuliert. Die Verteilung zwischen der epikutikulären Wachsschicht, Niederschlagswasser und den nach Extraktion mit Dichlormethan verbleibenden Nadeln wurde für das Herbizid Isoproturon und seine Abbauprodukte ermittelt. Das hierfür entwickelte Versuchsdesign erlaubte die Messung der Verteilungsvorgänge an intakten, noch am Zweig befindlichen Kiefernnadeln. Die Translokation, Volatilisation und die Bildung von Abbauprodukten konnten quantifiziert werden. Die Laborversuche ergaben, dass Isoproturon bei Kontakt mit wässrigen Lösungen sofort (Lebensdauer unter 1 Minute) von der Oberfläche der Kiefernnadeln desorbiert und nicht in das innere Gewebe der Kiefernnadel aufgenommen wird. Darüber hinaus treten bei Driftrückständen kleiner Stoffmenge und Schichtdicke (1 ng/mm²) für Isoproturon hohe Verluste (zwischen 47 und 88 % der ursprünglich applizierten Menge) durch Volatilisation und abiotischen Abbau auf. Aus den Ergebnissen der Laborversuche können Rückschlüsse zum Verbleib des Herbizids Isoproturon im Waldökosystem getroffen werden. Sie zeigen, dass Driftrückstände von polaren Herbiziden durch Regenereignisse aus der Vegetationsoberfläche von Nichtzielpflanzen ausgetragen werden und in andere Umweltkompartimente gelangen können.
In der vorliegenden Arbeit wurden in unterschiedlichen aquatischen biologischen Proben Akkumulationsuntersuchungen ausgewählter Elemente durchgeführt. Als Probenmaterial dienten Biofilme und Zooplankton aus verschiedenen aquatischen Systemen (bergbaube einflusst und unbeeinflusst). Beide biologisch unterschiedlichen Habitate können einer seits extrem empfindlich auf erhöhte Elementkonzentrationen reagieren. Andererseits können sie sich durch verschiedenste Mechanismen und „Überlebensstrategien“ an erhöh te Metallkonzentrationen adaptieren. In der aquatischen Nahrungskette sind sie ein wich tiges Bindeglied und zeigen den ökologischen Zustand natürlicher Gewässer an. Für Biofilme und Zooplankton wurden im Rahmen dieser Arbeit deshalb Methoden ent wickelt und modifiziert, um bei Probenmaterialien im μg-Bereich effektive reproduzier bare Elementbestimmungen durchführen zu können. Die Anwendung war für Biofilme weniger kompliziert, da mit 500 μg ausreichend Probenmaterial zur Verfügung stand. Analytisch aufwendiger stellte sich die Anwendung für Zooplankton heraus. Hier lag der Fokus in der Elementbestimmung auf Einzelindividuen, deren Absolutgewichte zwischen 10 und 50 μg lagen. Parallele Untersuchungen ausgewählter Referenzmaterialien bestätigten die Eignung dieser Methode. Mit dem Einsatz einer Kalt-Plasma-Veraschung zur Reduzierung der organischen Matrix konnte die Methode weiter modifiziert werden. Für die Elementakkumulation in Biofilmen wurde die Eignung natürlicher und künstlicher Aufwuchsträger untersucht und verglichen. Daraus schlussfolgernd ergaben sich Untersuchungen zur Elementakkumulation in Biofilmen zweier unterschiedlicher Oberflä chengewässer. Einerseits machte die Bewertung von Biofilmen innerhalb von Longitudinalprofiluntersuchungen eines bergbaubeeinflussten Fließgewässers (Tisza, Un garn) den Einfluss von Schadstoffeinträgen nach Havarie-Ereignissen sichtbar. Anderer seits ergaben Untersuchungen an natürlichen Biofilmen eines Stollensystems zur Halden entwässerung (Mansfelder Land, Mitteldeutschland) zeitabhängige Sorptionseffekte ausgewählter Elemente. Die angewendeten Methoden wurden unter optimalen Laborbedingungen und unter Ein haltung der Guten Laborpraxis (GLP) entwickelt. Als Analysentechnik standen zwei TXRF-Geräte zur Verfügung, die prinzipiell für Elementanalysen mit kleinsten Proben mengen bzw. Probenvolumina auskommen. Sowohl die stationäre als auch die portable TXRF waren für alle Untersuchungen sehr gut geeignet und erbrachten im Vergleich mit zertifizierten Referenzmaterialien akzeptable Wiederfindungsraten. Weiterhin galt es zu überprüfen, inwieweit die zur Verfügung stehende Analysentechnik auch mobil eingesetzt werden kann. Dafür wurde die entwickelte „Wet“ Methode vor Ort in Ungarn angewendet und der Elementgehalt in einzelnen Zooplanktonindividuen semi quantitativ bestimmt. Die eingesetzte portable TXRF vom Typ S2 PICOFOX™ erwies sich für diese Fragestellung als sehr gut geeignet. Abschließend wurden die ermittelten Elementakkumulationen in ausgewählten biologischen Proben der Biofilme und im Zooplankton anhand der Grenzwerte der EU-WRRL bewertet.
In dieser Arbeit wurden mehrere Druckluftspeicher-Prozesse ermittelt, die durch Zuführung von Abwärme aus externen Quellen in der Lage sind, elektrischen Strom hocheffizient zu speichern und wieder bereitzustellen. Dabei sind vornehmlich Daten von Maschinen und Anlagenkomponenten verwendet worden, die aktuell am Markt verfügbar sind, so dass eine kurzfristige Umsetzung im Anlagenbau möglich ist. Als Ergebnis der Arbeit wird gezeigt, dass auch ohne Sondermaschinen die Speicherung und Bereitstellung von elektrischem Strom mit Druckluftspeichern bei guten bis sehr guten Effizienzwerten möglich ist. Dazu können heute ungenutzte Abwärmemengen, vorzugsweise bei hoher Temperatur, aus vielerorts verfügbaren externen Quellen in diesen auf dem AACAES (Advanced Adiabatic Compressed Air Energy Storage) basierenden Prozessen genutzt werden.
Familienunternehmen und Akquisitionen – ein Erfolgsmodell? Dieser Frage widmet sich die vorliegende Arbeit und untersucht die langfristige Akquisitionsperformance privater deutscher Familienunternehmen sowohl im Selbst-; als auch im Branchenvergleich anhand ausgewählter jahresabschlussbezogener Kennzahlen. Anhand 53 Transaktionen, in der Zeit von 1997 bis 2008, bei denen Familienunternehmen als Käufer auftreten, wird die Performanceveränderung auf Basis einer ex ante/ ex post&-Analyse sowie einer komparativen Objektanalyse betrachtet. Neben einer Kombination jahresabschlussorientierter, betriebswirtschaftlicher Indikatoren, die die Merkmale Wachstum, Profitabilität und Effizienz abbilden, werden erstmalig auch Informationen wie Kapitalflussrechnung und das Umlaufvermögen in der Analyse berücksichtigt. Im Ergebnis zeigt sich, dass Akquisitionen auf Familienunternehmen positiv und stabilisierend einwirken. Familienunternehmen dokumentieren bereits vor dem Zusammenschluss eine überdurchschnittliche Performance gegenüber ihren jeweiligen Branchenunternehmen und können durch Akquisition und trotz Rezession im Untersuchungszeitraum ihre vorteilhafte Position durch profitables Wachstum weiter ausbauen.
Ziel der vorliegenden Studie ist eine Evaluation des universellen Präventionsprogrammes Kindergarten plus, das konzipiert wurde, um Vorschulkinder bei der Entwicklung ihrer sozialen und emotionalen Kompetenzen zu fördern. Verglichen werden 228 drei- bis sechsjährige Kinder aus 24 Interventionskindergärten mit 196 Kindern einer Kontrollgruppe aus 13 Kindergärten aus Niedersachsen. Zu drei Messzeitpunkten (vorher, nachher, Follow-up) wurde während eines Jahres die Entwicklung der Kinder mit dem "Fragebogen zu Stärken und Schwächen" (SDQ-deu Erzieherauskunft), mit Fragen zum positiven Konfliktverhalten (Erzieherauskunft) und der "Skala zur Erfassung des Emotionswissens" (SEW- Kinderinterview) erhoben. Mittels Varianzanalysen mit Messwiederholung und der Berechnung von differenziellen Effektstärken (Cohen’s d) werden die kurz- und langfristigen Effekte analysiert. Direkt nach der Durchführung von Kindergarten plus zeigen sich bei den Kindern der Interventionsgruppe durchgängig eine Abnahme der psychischen Auffälligkeiten und eine Zunahme der Kompetenzen auf allen Skalen im Sinne kurzfristiger positiver Effekte, die bei den Kindern der Kontrollgruppe nicht zu beobachten sind (mit Ausnahme des Emotionswissens, das in beiden Gruppen zunimmt). Langfristig, d.h. nach acht Monaten, lassen sich diese vorteilhaften Effekte des Programmes allerdings nicht verstetigen, was vor allem in einer besonders positiven Entwicklung der Kinder in der Kontrollgruppe begründet liegt. Die zusätzlich durchgeführten Analysen der Risikogruppen der Kinder (unauffällig, grenzwertig, auffällig) erbrachten eine kurz- und langfristige Verbesserung der Probleme mit Gleichaltrigen bei den grenzwertig eingeschätzten Kindern. Bei den auffälligen Kindern können kurzfristig positive Effekte bei den externalisierenden Verhaltensauffälligkeiten, bei der Hyperaktivität/ Aufmerksamkeitsproblemen, dem prosozialen und positiven Konfliktverhalten nachgewiesen werden. Langfristig holen die auffälligen Kinder der Interventionsgruppe die Kinder der Kontrollgruppe hinsichtlich des Emotionswissens auf, sodass sie zum dritten Messzeitpunkt das gleiche Niveau aufweisen. Auf mögliche methodische Einschränkungen der Studie und Begrenzungen der Interpretierbarkeit der Ergebnisse wird ausführlich eingegangen. Im Unterschied zu den sich ergebenden Schwierigkeiten, die Frage nach einer längerfristigen Wirksamkeit von Kindergarten plus durch die Fragebogeneinschätzungen der Alltagserzieherinnen der Kinder eindeutig zu beantworten, ergibt die formative Befragung der durchführenden Trainerinnen (N = 28) zu ihren Erfahrungen mit dem Programm ein unzweifelhaft positives Bild. Ungefähr zwei Drittel von ihnen beurteilen alle neun Module des Programmes als geeignet zur Förderung der sozialen und emotionalen Kompetenzen der Kinder. Bei ungefähr einem Drittel der Kinder hätten sie kurz- und langfristige Verbesserungen der Kompetenzen wahrgenommen. Drei Viertel der Trainerinnen würde Kindergarten plus uneingeschränkt weiterempfehlen und bei knapp der Hälfte der Trainerinnen wurde das Programm in der Einrichtung anschließend noch einmal durchgeführt. Darüber hinaus erweist sich eine nachhaltige Verwendung von Materialien und Methoden von Kindergarten plus als erfolgversprechend hinsichtlich eines besser ausgebildeten prosozialen Verhaltens und Emotionswissens der Kinder. Zusätzlich erfolgt eine Gegenüberstellung der vorliegenden Evaluationserkenntnisse mit den Befunden aus den Evaluationen der Programme "Papilio" und "Faustlos".
Emotionen sind keineswegs immer hilfreich! Nahezu durchgehend müssen sie reguliert werden (vgl. Werner & Gross, 2010). Die Emotion „Ärger“ ist allgegenwärtig und von großer Bedeutung im Leben der Menschen. Jugendliche empfinden bei der Lösung ihrer Entwicklungsaufgaben häufig starke Emotionen, vor allem negativer Art (vgl. Seiffge-Krenke, 2004). In ihren Freundschaften haben sie die Möglichkeit, Unterstützung beim Absolvieren dieser Aufgaben zu erhalten (vgl. von Salisch, 2008). Dabei ist es wichtig, dass sie sich ihrem jeweiligen Partner gegenüber emotional und sozial kompetent verhalten, um die Freundschaft nicht zu gefährden. Die Forschung konnte zeigen, dass eine adaptive Emotionsregulierung beim Erleben negativer Emotionen mit wesentlichen positiven outcomes verknüpft ist und sich positiv auf die Freundschaften von Jugendlichen auswirkt (z.B. Grob & Smolenski, 2005). Welche langfristigen Folgen eine maladaptive Emotionsregulierung in Bezug auf problematische Verhaltensweisen im Jugendalter haben kann ist dem gegenüber noch unzureichend erforscht. Vor dem Hintergrund einer adaptiven und maladaptiven Regulation der Emotion „Ärger“ in Freundschaften werden die Zusammenhänge mit den Problemverhaltensweisen „Depression, depressive Symptome und depressive Stimmungen“, „hoher Alkoholkonsum und Einstellung zu Alkohol“ und „pathologischer Internetgebrauch“ untersucht. In der hier vorliegenden Studie wurden Jugendliche aus sieben Oberschulen des Bundeslandes Brandenburg (14 - 17 Jahre, Querschnitt - N = 380, Längsschnitt - N = 299) im Selbst- und Fremdbericht zu emotionsregulativen Strategien im Umgang mit Ärger auf ihre beste Freundin/ ihren besten Freund befragt. Weiter berichten die Jugendlichen in dem genutzten Fragebogen über ihre Einstellung zu Alkohol und ihre Nutzungsgewohnheiten, Formen ihres Internetgebrauchs und ihre emotionale Lage. Es wird angenommen, dass die Nutzung maladaptiver Ärgerregulationsstrategien (in Form von relational und direkt-aggressiven Verhaltensweisen) mit höheren Ausprägungen auf den Problemverhaltensskalen einhergeht. Die Ergebnisse weisen auf spezifische Formen und Funktionen ärgerregulativer Strategien bei Jugendlichen hin. Sie lassen weiter vermuten, dass die Art der Regulierung der Emotion Ärger im Umgang mit dem besten Freund einen Einfluss auf die Ausprägung problematischer Verhaltensweisen haben kann.
In Einrichtungen der Wohnungslosenhilfe befinden sich zunehmend Menschen, die nicht nur wohnungslos, sondern gleichzeitig auch psychsich krank sind. Allerdings lassen sich diese Menschen meist nur schwer oder überhaupt nicht dazu motivieren, zur Behandlung ihrer Störungen fachpsychiatrische Hilfe in Anspruch zu nehmen. Woran liegt das? Das Herzstück dieser Arbeit bildet eine qualitative Untersuchung, die diese Frage zu erhellen sucht. Dazu wurde in zwei Kulturbereichen - Deutschland und den USA - geforscht, um die psychiatrische Versorgung jeweils aus der Sicht ihrer odachlosen Nutzerinnen und Nutzer kennen zu lernen. Insgesamt 44 psychiatrieerfahrene und überwiegend zum Interviewzeitpunkt nach wie vor wohnungslose Menschen waren dazu in Hamburg und Columbus, Ohio in ihrer Lebenswelt befragt worden. Als Erhebungsinstrument diente ein halbstrukturierter Interviewleitfaden. Das methodische Vorgehen orientierte sich an den Maßgaben der Grounded Theory sowohl in ihrer klassischen Variante nach Glaser & Strauss (1969) als auch unter Berücksichtigung ihrer Erweiterungen aus konstruktivistischer Perspektive (Charmaz, 2006). Kapitel 1 gibt zunächst einen Überblick über Problemstellung, Forschungslage und Fortbildungssituation im Hinblick auf obdachlose Menschen in Deutschland. In Kapitel 2 wird dieser Überblick auf obdachlose, psychisch kranke Menschen hin präzisiert. Mit der Darstellung von Phänomenen wie Trauma, dem Stigmatisierungsansatz nach Goffmann, verschiedenen Modellen seelischer Gesundheit und stärkeorientierter Beziehungsgestaltung und nicht zuletzt neuer Theorieperspektiven in der Sozialen Arbeit werden theoretische Rahmenkonzepte benannt. Für die Entdeckungslogik der Grounded Theory ist allerdings entscheidend, dass diese theoretischen Orientierungen die Datenerhebung nicht als exante Hypothesen strukturiert haben. Ihre Rezeption war im Gegenteil durch die empirischen Befunde aufgegeben. Kapitel 3 führt in die Forschungsstrategie der Grounded Theory ein und zeichnet anschließend durch 20 ausgewählte Einzeldarstellungen ein Bild von der Lebensrealität der Zielgruppe. Die Auswertung der Interviews offenbart große Unverträglichkeiten zwischen den Bedürfnissen der Adressatinnen und Adressaten und der tatsächlichen Versorgungsrealität auf den drei Ebenen eigene Person, Institution und Gesellschaft. Diese führen vielfach zu misslungenen Aneignungs- und Austauschprozessen, die mit fehlender sozialer Anerkennung einhergehen und ein Verständnis der Zielgruppe als Opfer anstelle von Tätern ihrer eigenen Geschichte begünstigt. In Vorbereitung auf das Schlusskapitel werden in Kapitel 4 die Grundlagen einer bildungstheoretischen Didaktik mit ihrem emanzipatorischen Impetus erläutert und der Gedanke exemplarischen Lernens vorgestellt. Kapitel 5 führt schließlich die Erkenntnisse aus Kapitel 3 zu drei Fortbildungsmodulen zusammen. Ausgehend von den empirisch ermittelten am Interaktionsprozess beteiligten Akteurinnen und Akteuren wird das Krankheitserleben aus drei Perspektiven reflektiert: 1. Die leibgebundene Betroffenenperspektive (Greb, 2009) 2. Das Individuum im Austausch mit anderen (Interaktionsperspektive) 3. Das Individuum im Aufeinandertreffen mit Institutionen (Institutionelle Perspektive) Die methodisch-didaktische Ausgestaltung dieser drei Lernsituationen wird Gegenstand künftiger Forschungstätigkeit der Verfasserin sein. Als Lernziele für die Helferinnen und Helfer lassen sich schon jetzt u. a. folgende benennen: - Würdigen der in bestimmte Symptome und Handlungen investierten Kraft - Auseinandersetzung mit eigenen Stärken und Ängsten und Arbeit an der eigenen Haltung - Entwicklung einer kritischen Distanz zu den Institutionen, in denen sie arbeiten - Erarbeitung von Strategien zur Beseitigung/Rückgängigmachung von Praktiken, die die Souveränität der Klientel unnötig einschränken
Ökologische und soziale Themen werden für Marken zunehmend erfolgsrelevant. Jedoch können Nachhaltigkeitsversprechen einer Marke zu Vertrauensvorbehalten seitens der Stakeholder führen, weshalb die Glaubwürdigkeit einer Nachhaltigkeitsmarke besonders wichtig ist. Zudem wird die Wahrnehmung einer Nachhaltigkeitsmarke heutzutage verstärkt durch Stakeholder mitbestimmt, da sie mittels Social Media eigene Inhalte verfassen und im Social Web veröffentlichen können. Vor diesem Hintergrund wurde in der Dissertation erörtert, wie ein Unternehmen seine Marke durch ökologische und soziale Themen stärken kann. Außerdem wurde untersucht, wo in diesem Entwicklungsprozess soziale Medien gezielt eingesetzt werden können. In diesem Kontext wurde auch der Frage nachgegangen, wie die von Stakeholdern im Social Web verfassten Inhalte in Übereinstimmung mit einer intendierten Nachhaltigkeitsmarke gebracht und deren Kraft genutzt werden können. Zentrales Ergebnis der Dissertation stellt ein anwendungsorientiertes Modell für die systematische Social-Media-Verwendung zur Unterstützung des Nachhaltigkeitsmarkenmanagements dar.
Ausgehend von der Zielsetzung, eine Methode bzw. ein Verfahren zur Überwachung der Verockerungstendenz eines Aquiferwärme- und Kältespeichersystems zu entwickeln, wurden die beteiligten Prozesse untersucht. Insbesondere wurde die Kinetik autokatalytischer und biologischer Vorgänge bei der Oxidation des im Wasser gelösten Eisen(II) erarbeitet und der Gesamtprozess aus biotischen und abiotischen Vorgängen in Abhängigkeit vom Eisengehalt des Wassers, pH-Wert, Sauerstoffkonzentration, Temperatur und Ionenstärke modelliert. Hierfür wurde insbesondere die katalytische Aktivität biotisch gebildeten Eisenschlamms im Vergleich zu abiotisch gebildetem Eisenoxid untersucht. Zur Berechnung der Verockerungsneigung auf der Basis der abgebildeten Vorgänge wurde der einfach zu erfassende und weit verbreitete Parameter des Redoxpotentials, gemessen mit einer Platinelektrode, genutzt. Im Ergebnis hierzu durchgeführter Laborversuche zeigte sich, dass das Redoxpotential in natürlichen Wässern hauptsächlich vom Redoxpaar Fe2+/Fe3+ abhängig ist, während andere Wasserinhaltsstoffe wie Sulfat, Mangan und Ammonium eine gehemmte Elektrodenkinetik aufweisen. Dabei kann die Fe3+-Aktivität nach Grenthe und Stumm auf der Basis des Löslichkeitsprodukts berechnet werden [Grenthe & Stumm 1992]. Mit Daten von Millero und verschiedenen Coautoren bezüglich des Autoprotolyseprodukts des Wassers in Abhängigkeit von der Temperatur und Ionenstärke sowie zum Eisen(III)hydroxid-Löslichkeitsprodukt in Meerwasser, das mithilfe des von der Ionenstärke abhängigen Autoprotolyseprodukts auf eine Ionenstärke von 0 M umgerechnet wurde, gelang eine nahezu exakte, bis dahin nicht mögliche Repräsentation des Temperaturverlaufs des Redoxpotentials einer Eisen(II)-Lösung. Es zeigte sich zudem eine Abhängigkeit vom Sauerstoffgehalt, die bei Anwesenheit von Eisen in der Lösung einer logarithmischen Abhängigkeit entsprach und einen zu korrigierenden Messfehler aufgrund einer Veränderung der Platinelektrodenoberfläche darstellt [Whitfield 1974]. Aufbauend auf diesen Ergebnissen wurden die in den untersuchten Aquiferspeicheranlagen gemessenen Redoxpotentiale mithilfe wasseranalytischer Daten auf Abhängigkeiten untersucht. Es konnte der Einfluss von Sauerstoff, Carbonat, Sulfat, Chlorid und Hydroxidionen sowie gelöster organischer Substanz untersucht und diskutiert werden. Mithilfe eines einfachen linearen Modells konnte das Redoxpotential bis auf eine Genauigkeit von 8 mV erhalten werden, was der Ungenauigkeit von 0,02 pH-Stufen entspricht. Insbesondere wurden Carbonat- Hydroxocarbonat- und Hydroxokomplexe diskutiert, die einen Einfluss auf die Eisenoxidation besitzen. Bestehende Modelle zur Berechnung von Molekülorbitalen zeigen tendenziell zu den veröffentlichten Reaktivitäten verschiedener Spezies passende Ergebnisse und bieten einen Erklärungsansatz für diesbezügliche Prozesse und einen Ansatzpunkt für weitere Forschung. Es kann als Vorteil einer Messung der Eisen(II)-Ionenaktivität mithilfe des Redoxpotentials gesehen werden, dass die Ionenstärke sowie komplexierende Wasserinhaltsstoffe mit ihrer Wirkung auf die Eisen(II)-Ionen und die Eisen(III)-Hydroxidbildung direkt mit erfasst werden. Dieses Verfahren eignet sich daher gut für die kinetische Berechnung der Eisen(III)-Hydroxid-Bildungsrate, der Bildungsgeschwindigkeit des primären stabilen Oxidationsprodukts der Eisen(II)-Oxidation in wässriger Phase. Jedoch muss für die Berechnung des Autoprotolyseprodukts die Ionenstärke bekannt sein, die sich überschlägig aus der Leitfähigkeit berechnen lässt. Aus den im Rahmen regelmäßiger Beprobungen in der untersuchten Anlage erhaltenen pH-Werte, Redoxpotentiale, Leitfähigkeiten und Temperaturen wurden die Eisen(III)-Hydroxid-Bildungsraten berechnet und mit Beobachtungen in der Anlage verglichen. Es zeigte sich eine zeitliche Übereinstimmung hoher berechneter Werte mit Zeiten besonders starker Verockerung und dem Auftreten schwefeloxidierender Bakterien. Für eine quantitative Überprüfung wurde die Eisen(III)-Hydroxidbildung während der Aufenthaltszeit des Wassers in der Kältespeicheranlage zwischen Förderbrunnen und Filter berechnet und mit dem Austrag von Eisen durch die Filter verglichen. Es zeigte sich eine weitgehende Übereinstimmung. Die abgeschiedenen Partikelmengen ließen sich ab einer Partikelfracht von ca. 0,05-0,1 mgL-1 berechnen, wobei dies durch Ungenauigkeiten der verwendeten Analytik und der getroffenen Annahmen begrenzt wird. Anhand dieser Berechnungen ließen sich auch die Einflüsse katalytischer und mikrobieller Prozesse diskutieren, die insbesondere in der intensiv untersuchten Kältespeicheranlage auftraten. In dieser Anlage wurde für den Eintrag von Eisen in die Filter der Anlage kein starker Einfluss dieser Prozesse festgestellt. In der Brunnenverfilterung selbst kann jedoch örtlich ein starker Einfluss bestehen, der technisch durch die verstärkte Brunnenverockerung relevant ist. Die Berechnungsmethode wurde in weiteren Fällen überprüft und bestätigt. Sie ist geeignet, um Verockerungsprozesse zu überwachen. Dabei können auch mikrobielle Abläufe und katalytische Prozesse in eine automatisierte Auswertung einbezogen werden. Abschließend wurde die Anwendung bezüglich Korrosion in Heiz- und Kühlsystemen und anderen Anlagen diskutiert.
Nachhaltigkeitskommunikation ist eine inhaltliche und institutionelle Querschnittsaufgabe, die in formelle und informelle Bildungsprozesse eingebettet ist. Das Konzept einer Bildung für nachhaltige Entwicklung bildet den geeigneten theoretischen Rahmen für die Initiierung und Umsetzung entsprechender Kommunikationsmaßnahmen, die darauf ausgerichtet sind, nicht nur nachhaltigkeitsrelevante Informationen zu vermitteln, sondern auch eine aktive Gestaltung zukunftsfähiger, nachhaltiger Lebensformen und -stile zu ermöglichen und zu fördern. In diesem Kontext befasst sich die vorliegende Dissertation mit der Leitfrage, welche theoretische Rahmung sich für den Einsatz von Ausstellungen zur Vermittlung von Nachhaltigkeitsthemen ergibt. Sie untersucht dabei die Bedingungen und methodisch-instrumentellen Voraussetzungen, die die Wahl geeigneter Vermittlungsinstrumente beeinflussen und geht der Frage nach, welche konzeptionellen Voraussetzungen sich für die Entwicklung, Gestaltung und den Einsatz von Nachhaltigkeitsausstellungen in der Praxis ergeben. Anhand von verschiedenen Praxisbeispielen wird schließlich aufgezeigt, wie sich Nachhaltigkeitsausstellungen evaluieren lassen.
Angesichts der seit den 1980er Jahren andauernden, sehr umfassenden Modernisierung der öffentlichen Verwaltung richtet sich die Untersuchung auf die Effektivität und Wirksamkeit von Reformen i. S. ihrer politischen Ziele. Da hierbei vor allem fiskalische Motive maßgeblich waren, steht das Bestreben im Mittelpunkt, die Staatsausgaben und den Personaleinsatz durch eine schlankere Behördenorganisation zu reduzieren. Inwieweit dies auf dem Wege struktureller Reorganisationsmaßnahmen erreicht wurde, untersucht die Arbeit für die deutschen Bundesländer auf der Basis einer vergleichenden quantitativen Analyse. Hierfür wurden eigens Daten zur Behörden- und Personalstruktur der letzten 20 Jahre erhoben, anhand derer sich die Verwaltungs- und Personalentwicklung gesamthaft wie auch differenziert nach Ländern, Aufgaben, Ressorts und Behördentypen abbilden und vergleichen lässt. Dabei zeigt die deskriptive Auswertung den Umfang der stattgefundenen Veränderungen auf und lässt Rückschlüsse auf Verlauf und Strategien der Reformpolitiken zu. Die quantitative Wirkungsanalyse wiederum dokumentiert einen nachweisbaren Zusammenhang zwischen strukturellen Organisations- und den damit intendierten Personalveränderungen, bestätigt mithin die Effektivität der Maßnahmen. Dabei wird auch ersichtlich, dass nicht nur die Intensität, sondern auch die Art der Veränderungen, also das organisatorische Konzept der Reformen den Grad und den Umfang des beabsichtigten Stellenabbaus beeinflussen. Hieraus lässt sich im Ergebnis auch ableiten, dass die deutschen Flächenländer im Vergleich noch ein erhebliches Konzentrationspotenzial aufweisen, um über eine Vereinfachung ihrer Behördenorganisation Effizienzpotenziale zu erschließen.
Der Forschungsgegenstand des ´Schlaf´- oder ´Traumtanzes´ bezieht sich auf das Phänomen der pantomimischen Ausdrucksbewegungen sowie des Tanzes in Hypnose, Trance oder Ekstase, das sich im ersten Drittel des 20. Jahrhunderts eines zeitweilig regen öffentlichen Interesses erfreute. Zu den Protagonistinnen dieser heute fast völlig vergessenen Form des Tanzes gehörten Lina Ferkel, ein Pariser Aktmodell, das unter Anleitung des französischen Okkultisten Albert de Rochas in somnambulem Zustand verbale und musikalische Suggestionen in Ausdrucksbewegungen übersetzte, Magdeleine Guipet, die ebenfalls aus Paris kam und 1904 als ´Die Traumtänzerin´ unter der Regie des Münchner Nervenarztes Albert Freiherr von Schrenck-Notzing zunächst Deutschland und später halb Europa in Aufregung versetzte, sowie das Ensemble der ´Traumbühne´, die von dem deutschen Pädagogen und Publizisten Ernst Schertel 1925 gegründet wurde. Die Besonderheit dieser Art von Kunst war dabei die Annahme, daß mittels Hypnose oder Ekstase der Urgrund der menschlichen Seele zugänglich sei und im Ausdruck des Körpers offenbar werden könne. Die zeitgenössische Diskussion ging davon aus, daß die Körper der Schlaftänzerinnen Zeichen produzierten, die ursprünglich und kulturell unverfälscht waren, und deshalb von allen Menschen instinktiv in ihrer Bedeutung erkannt werden konnten. Die vorliegende Arbeit rekonstruiert das Phänomen des Schlaftanzes anhand der historischen Quellen, um es dann in zeitgenössische Diskurse einzuordnen. Zu diesen gehören die Frage nach der Authentizität von Körperausdruck, die Kontextualisierung des Schlaftanzes als Kunstgenre zwischen den Attitüden bzw. Monodramen des 18. Jahrhunderts und dem frühen Film sowie die Untersuchung der Bilddokumente in Bezug auf Diskurse und Techniken des Mediums Fotographie. Daran anschließend geht es um die wissenschaftshistorische Einordnung in den Bereichen Psychologie und Ästhetik anhand von Begriffen wie Somnambulismus, Traum, Automatismus, Ausdruck und Gestaltung. Schließlich wird das Feld der Spezialdiskurse zugunsten einer Einordnung in die übergeordnete zivilisationskritische Debatte verlassen. Dabei wird der Vorschlag unterbreitet, den Schlaftanz als eine Art diskursgeschichtliches Brennglas zu betrachten, das die vergleichende Untersuchung verschiedenster Argumentations- und Theoriestränge zum Thema ´Mensch und Moderne´ im ersten Drittel des 20. Jahrhunderts ermöglicht. Denn die einzelnen Tänzerinnen dienten der zeitgenössischen Debatte direkt oder indirekt als Anstoß zum Nachdenken über den modernen Menschen, seine psychischen und physischen Potentiale, aber auch seine zivilisationsbedingten Verluste sowie über Strategien, das vielzitierte ´Unbehagen in der Kultur´ zu analysieren, zu therapieren oder zu unterlaufen.
Die Arbeit befasst sich mit dem Aspekt der Steuerungsfähigkeit von Kommunalparlamenten im Rahmen interkommunaler Zusammenarbeit. Ausgangspunkt der Untersuchung ist (die grundsätzliche Annahme), dass Kommunalparlamente im Rahmen kommunaler Selbstverwaltung über die Möglichkeit der politischen Steuerung verfügen. Diese basiert auf den in den Gemeindeordnungen getroffenen Zuständigkeitsentscheidungen für die verschiedenen kommunalen „Organe“. Forschungsleitend ist die Frage, wie sich unterschiedliche institutionelle Rahmenbedin-gungen (Können) und Akteurshandeln (Wollen) auf die Steuerungsfähigkeit von Kommunalparlamenten im Rahmen interkommunaler Zusammenarbeit auswirken. Der theoretische Ansatz der Untersuchung kann als akteursbezogener Institutionalismus bezeichnet werden. Im akteursbezogenen Institutionalismus erklärt sich das politische Geschehen aus institutionellen Regeln und Akteurshandeln. Bezogen auf die Machtpositionen im kommunalen Entscheidungssystem besteht die zentrale These darin, dass die interkommunale Zusammenarbeit zu einem Steuerungsverlust der Kommunalparlamente und zu einer Stärkung der Verwaltung führt. Die Arbeit basiert auf der Annahme, dass durch interkommunale Zusammenarbeit Ent-scheidungsstrukturen verändert werden. Dabei liegt es in der Natur der Kooperation, dass Entscheidungen durch ein Zusammenwirken der Beteiligten getroffen werden. Die Form der Entscheidung hängt ab von der gewählten Organisationsform für die interkommunale Zusammenarbeit. So können Entscheidungen im einfachsten Fall informell durch Absprachen zwischen den Beteiligten getroffen werden oder aber im Falle einer höheren Formalisierung, wie z. B. beim Zweckverband, in neuen Entscheidungsgremien. Diese von den Bestimmungen der Gemeindeordnungen abweichenden Entscheidungsstrukturen tangieren somit immer die selbständigen Entscheidungskompetenzen der kommunalen Organe. Die Untersuchung erfolgt in Form eines Vergleichs institutioneller Regeln aus den 3 Bundesländern Bayern, Schleswig-Holstein und Niedersachsen sowie mit 3 Fall-beispielen aus diesen Bundesländern. Anhand der landesspezifischen Kommunalverfassungen wird der Einfluss von institutionellen Rahmenbedingungen auf politische Entscheidungen untersucht und mit der darauf folgenden Untersuchung von Fallbeispielen der Einfluss von spezifischem Akteurshandeln. Bei den untersuchten Fallbeispielen handelt es sich um eine interkommunale Zusammenarbeit in Form von Zweckverbänden.
Nachhaltige Energieversorgung spielt eine wichtige Rolle für den Klimaschutz. Dabei gehört die Steigerung der Energieeffizienz zu den zentralen Elementen einer Energiewende. Die vorliegende Fallstudie beschäftigt sich intensiv mit einem in der Policy Analyse bisher vernachlässigten Politikfeld: der Energieeffizienzpolitik. In Deutschland wird viel Energie dazu gebraucht, um Gebäude zu heizen. Hier existieren große wirtschaftliche Effizienzpotentiale. Die EU sieht darin eine „Schlüsselrolle“ und fordert von ihren Mitgliedstaaten mit der Richtlinie 2002/91/EG Rahmenbedingungen für energieeffizientere Gebäude. Mit Ansätzen der EU-Implementationsforschung und der Politikfeldanalyse untersucht die Arbeit den Implementationsprozess dieser Richtlinie zwischen 2003 und 2010 in Deutschland und beschreibt die formale und praktische Effektivität des Ergebnisses mithilfe neu entwickelter kontextspezifischer Kriterien. Eine detaillierte Prozess-Analyse identifiziert relevante Faktoren, die das politische Ergebnis beeinflusst haben. Formal hat Deutschland die EU-Gebäude-Richtlinie größtenteils implementiert. Doch einige Anforderungen sind verspätet oder unbefriedigend praktisch implementiert worden. Eine wichtige Ursache der Verzögerung waren inhaltliche Differenzen zwischen den politischen Ressorts. An der öffentlichen Debatte beteiligten sich starke Befürworter beider Seiten, die den Prozess zusätzlich beeinflussten. Für den Vollzug der Energieeinsparverordnung (EnEV) sind die Bundesländer zuständig; ihre Kontrolle der energetischen Mindeststandards bei Bestandsgebäuden ist jedoch nicht befriedigend. Es gibt kaum Daten zu der Frage, ob neu gebaute oder sanierte Gebäude den gesetzlichen Anforderungen entsprechen. Ursachen für den mangelhaften Vollzug liegen im Zielkonflikt zwischen ambitionierter Klimaschutzpolitik auf der einen und Bürokratieabbau auf der anderen Seite. Hier war der Bundesrat, der behördliche Stichproben ablehnte, entscheidender Akteur. Die Verzögerungen und die ineffektive praktische Implementation der Richtlinie in Deutschland waren Resultat politischer Auseinandersetzungen. Es gab also keine institutionellen oder administrativen Probleme bei der Implementation im engeren Sinne, wie sie Implementationsdefizite in anderen Fällen erklären. Abschließend werden konkrete Handlungsempfehlungen entwickelt, wie die Bundesregierung eine effektive Implementation der EU-Gebäude-Richtlinie gewährleisten (u.a. bessere formale Implementation des Energieausweises und der Heizungsinspektion sowie effektivere Durchsetzung der EnEV durch Stichprobenkontrollen) und erfolgreich gegen Widerstände von Interessengruppen durchsetzen kann (z.B. indem sie Pro-Effizienz-Interessenkoalitionen stärkt und neben dem Ordnungsrecht auch begleitende Instrumente weiterentwickelt, beispielsweise finanzielle Anreize sowie Information und Beratung, auch um mit dem gängigen Missverständnis aufzuräumen, die EnEV sei freiwillig).
Eine steigende Zahl älterer Menschen lebt in Deutschland im Zustand der Altersarmut oder ist von Altersarmut bedroht. Die Klärung von Dimensionen der Altersarmut in Deutschland steht im Zentrum der Dissertation. Anhand der Gerechtigkeitstheorie von Martha C. Nussbaum, dem Capability Approach, lassen sich globale Dimensionen von (Alters-)Armut ermitteln. Die Altersarmutswirklichkeit in Deutschland wird durch die christliche Sozialethik beschrieben und die globalen Armutsdimensionen werden in den bundesdeutschen Armutskontext gesetzt. Aus den ermittelten Grundlagen zur Altersarmut in Deutschland ergibt sich eine erste ganzheitliche Definition des Begriffs ‚Altersarmut’. Dieser Begriffsentwurf soll einer wissenschaftlichen, interdisziplinären Diskussion ausgesetzt werden. Die Ergebnisse der Forschungsarbeit ermöglichen Handlungsempfehlungen für Gesellschaft, Staat, Soziale Arbeit und die Menschen, die zum Abbau, zur Vermeidung und zur Bewältigung von Altersarmutszuständen beitragen können.
In Zeiten des technologischen, wirtschaftlichen, gesellschaftlichen und demographischen Wandels, zunehmenden internationalen Wettbewerbs und des daraus resultierenden Veränderungs- und Innovationsdrucks für Unternehmen, ist das psychologische Band zwischen Organisation und Mit-arbeiter vielfältigen Belastungen ausgesetzt. Längst ist es nicht mehr selbstverständlich, dass Mitarbeiter ihr gesamtes Arbeitsleben in einem Unternehmen verbringen. Gleichzeitig ist es für den Erfolg von Unternehmen von großer Bedeutung, qualifizierte und engagierte Mitarbeiter an sich zu binden. Organisationale Identifikation und affektives Commitment beschreiben Formen emotionaler Bindung von Mitarbeitern an ihr Unternehmen, die zu hoher Leistung und freiwilligem Engagement motivieren. Die vorliegende Arbeit beschäftigt sich mit der Frage nach stabilen interpersonalen Unterschieden, die das Bedürfnis und die Fähigkeit zur sozialen Identifikation und emotionalen Verbundenheit mit Organisationen grundsätzlich determinieren. Zentral ist die Annahme, dass die soziale Orientierung von Mitarbeitern ihre Bindungs- und Identifikationsbereitschaft erheblich beeinflusst: Das Ausmaß von kollektivistischer und individualistischer Orientierung sollte die Erwartungen, das Erleben und Verhalten von Mitarbeitern in Organisationen erheblich mitprägen. Für Menschen mit ausgeprägt kollektivistischer Orientierung wird ein starkes Bedürfnis nach Gruppenzugehörigkeiten zur Ableitung sozialer Identität unterstellt. Die Mitgliedschaft in der Gruppe, ihre Merkmale und Erfolge sollten selbstbeschreibend wirken und das persönliche Verhalten stark an den Interessen und Normen der Gruppe orientiert sein. Bei Menschen mit ausgeprägt individualistischer Orientierung werden demgegenüber persönliche Merkmale, Eigenschaften und Leistungen als zentral für die Selbstbewertung und Selbstdefinition angenommen. Gruppenzugehörigkeiten werden als relativ austauschbare Bezugsrahmen für das eigene Handeln und die Erreichung persönlicher Ziele erwartet. Der Arbeit liegt die Annahme zugrunde, dass die Entstehung und Ausprägung von Commitment und Identifikation in Abhängigkeit von der sozialen Orientierung der Mitarbeiter variiert. Mitarbeiter mit stärker kollektivistischer Orientierung sollten eine größere Bereitschaft haben, sich mit ihrer Organi-sation und Arbeitsgruppe zu identifizieren. Die Entstehung von affektivem Commitment und Identifikation sollte dabei primär von Faktoren geprägt werden, die die Befriedigung ihres Bedürfnisses nach sozialer Zugehörigkeit und Anerkennung fördern, wie z.B. die Beziehung zu Vorge-setzten und Kollegen. Die emotionale Bindung und Identifikation von Mitarbeitern mit stärker individualistischer Orientierung wird demgegenüber als geringer ausprägt erwartet. Bei diesen sollte die kalkulatorische Bindung an das Unternehmen überwiegen. Anders als bei stärker kollektivistisch orientierten Mitarbeitern sollten vor allem die Möglichkeiten der Karriere und Weiterbildung sowie die Qualität der Arbeitsinhalte (Interessantheit, Eigenverantwortung, Herausforderung) eine gewichtige Rolle für das Ausmaß der emotionalen Verbundenheit spielen. Zur Untersuchung der vermuteten Zusammenhänge wurde im Jahr 2006 in einem namhaften Industrieunternehmen eine Fragebogenstudie durchgeführt, an der sich 499 Mitarbeiter beteiligten. Obwohl die Unterschiede zwischen „Kollektivisten“ (N = 154) und „Individualisten“ (N = 151) weniger deutlich ausfallen als erwartet, erweist sich ihre Beziehung zum Unternehmen doch als different. Bei den Individualisten überwiegt die kalkulatorische Bindung an die Organisation erwartungs-konform gegenüber der emotionalen Verbundenheit. Individualisten erscheinen, trotz grundsätz-licher Zufriedenheit und einer gewissen emotionalen Gebundenheit, als relativ autonom und bei attraktiven Alternativen geneigt, das Unternehmen zu wechseln. Eine übermäßige Verbundenheit mit der persönlichen Karriere kann nicht bestätigt werden. Bei den Kollektivisten erweist sich hypothesenkonform die Beziehung zu Organisation und Arbeits-gruppe als von tiefgehend emotionaler Natur, der das Karriere-Commitment nachgeordnet ist. Auch deuten sich in den Regressionsanalysen Unterschiede in den Entstehungsbedingungen der betrachteten Foci an, die ebenfalls einen signifikanten Einfluss der sozialen Orientierung nahelegen und zu weitergehenden Analysen ermutigen.
Im Rahmen der vorliegenden Arbeit wurde eine umfangreiche chemische Charakterisierung der Grundwasserbelastung an vier teerbelasteten Altlaststandorten und in angrenzenden Fließgewässern durchgeführt. Darüber hinaus wurde in diesem Zusammenhang auch die Reinigungsleistung von zwei Funnel & Gate Systemen mit Aktivkohle überprüft. Neben den typischen Verbindungen wie den BTEX, PAK und Phenolen lag der Fokus dabei auf der Analytik der NSO-Heterocyclen (NSO-HET), die sich durch eine zum Teil erheblich gesteigerte Wasserlöslichkeit von den homocyclischen Verbindungen unterscheiden. Weiterhin wurde die Adsorbierbarkeit der NSO-HET auf Aktivkohle in Form von Batch- und Säulenversuchen untersucht. Erhaltene Adsorptionsisothermen wurden nach Freundlich ausgewertet und zur Validierung mit Ergebnissen der Säulenversuche verglichen. Insgesamt wurden analytische Verfahren zur Quantifizierung von 100 Verbindungen, darunter 40 NSO-HET, aus wässrigen und festen Proben über Headspace GC-FID, HPLC-DAD/FLD, GC-MS und LC-MSMS entwickelt. Zur Analyse im ng l-1 Bereich wurde ein SPE-Extraktionsverfahren angewendet, welches nach einer Fraktionierung des Probenextraktes die Vorteile der GC-MS und LC-MSMS Analytik kombiniert. An allen vier untersuchten Standorten konnten sehr hohe Konzentrationen aromatischer Verbindungen nachgewiesen werden. Darunter sind im Besonderen auch Vertreter der NSO-HET wie z.B. 1-Benzothiophen und Dibenzofuran. Abgesehen von Carbazol konnten allgemein jedoch nur geringe Konzentrationen der N-HET quantifiziert werden. Nahezu alle Verbindungen des Substanzspektrums wurden im Grundwasser der Standorte gefunden. In den angrenzenden Fließgewässern wurde ein eindeutiger Eintrag der Verbindungen erkannt, die auch im Uferbereich der Standorte in hohen Konzentrationen vorlagen. Hierzu gehören neben den PAK wie z.B. Acenaphthen, Naphthalin und 1-Methylnaphthalin auch die Heterocyclen 1-Benzothiophen und Dibenzofuran. Die Ergebnisse unterstreichen damit die Bedeutung von heterocyclischen Verbindungen an teerbelasteten Altlaststandorten. Der Eintrag wurde an einem Standort in Form von Frachtberechnungen quantifiziert und beträgt in Summe ca. 5 kg/Jahr. Gegenüber der Hintergrundbelastung wird damit in der wässrigen Phase eine Zunahme der Gesamtfracht an aromatischen Verbindungen in Höhe von ca. 50 % verursacht. Vergleichsweise hohe Konzentrationen der N-HET und hier im Besonderen für Acridin und 2-Methylchinolin wurden in den zwei untersuchten Fließgewässern bestimmt. Die Altlaststandorte besitzen jedoch keinen Einfluss auf die Konzentrationen dieser Verbindungen und müssen demnach auf andere Quellen zurückzuführen sein. Diesbezüglich wurden Zusammenhänge zwischen Acridin und dem Arzneistoff Carbamazepin in explorativen Messungen untersucht und diskutiert. Adsorptionsisothermenparameter sind für insgesamt 24 Verbindungen beschrieben und wurden für 2-Methylchinolin auch bei verschiedenen pH-Werten erfasst. Die Ergebnisse der Batchversuche stehen in guter Übereinstimmung mit den Säulenversuchsdaten. Neben artifiziellen Lösungen wurde hier auch ein Säulenlauf mit Realwasser eines Altlaststandortes durchgeführt. Im Allgemeinen zeigen die N-HET und O-HET im Vergleich mit den verwandten Homocyclen eine geringere Adsorbierbarkeit. Das geringste Adsorptionspotential unter den untersuchten Verbindungen wurde jedoch für monocyclische Verbindungen wie Phenol und Benzol gefunden. Für beide Funnel & Gate Systeme konnte eine hervorragende Reinigungsleistung von über 99% bezüglich des erfassten Grundwassers bestätigt werden. Gegenüber den Zulauf-konzentrationen wurden im Ablauf keine nennenswerten Konzentrationen quantifiziert.
Der vielfältige Einsatz von unterschiedlichen organischen Substanzen in Haushalt, Landwirtschaft und Industrie hat zur Folge, dass diese eventuell in die aquatische Umwelt gelangen. Jede dieser Substanzen stellt potentiell eine Gefährdung der verschiedenen Wasserressourcen dar. Deshalb ist zur Sicherung der Trinkwasserqualität eine ständige und umfassende Überwachung der Ressourcen, die für die Trinkwasseraufbereitung verwendet werden, auf diese organischen Spurenstoffe notwendig. Als Ergänzung zum weitverbreiteten Target-Screening gewinnt das Non-Target-Screening mittels HPLC-MS in den letzten Jahren zunehmend bei der Überwachung von für die Trinkwasserherstellung genützter Wasserressourcen an Bedeutung. Diese Arbeit beschreibt neue Strategien für das Screening und die Identifizierung unerwarteter oder unbekannter organischer Spurenstoffe in Wasser mittels HPLC-QTOF-MS. Dabei werden alle Komponenten bei der Datenauswertung berücksichtigt, die mittels der verwendeten Analysenmethode detektierbar sind. Dies entspricht der Grundidee des Non-Target-Screenings. Dabei ist während des Screenings aufgrund der hohen Anzahl an detektierten Substanzen pro Probe eine Fokussierung auf wenige relevante Kontaminanten zwingend notwendig. Deshalb wird eine Probe nicht isoliert betrachtet, sondern es erfolgt eine vergleichende Betrachtung von mehreren Proben mit einer räumlichen, zeitlichen oder prozessbezogenen Beziehung. Die Effizienz der entwickelten Strategien konnte sowohl bei der Identifizierung von unbekannten Substanzen in Grundwasserüberwachungsproben als auch bei der Ermittlung von Oxidationsnebenprodukten von bekannten Kontaminanten (4- and 5-Methyl-1H-benzotriazol) bei der Ozonierung von Donauwasser erfolgreich gezeigt werden. Außerdem wurde für eine effektivere Unterstützung der Identifizierung von Substanzen das Datenbankkonzept DAIOS (Database-Assisted Identification of Organic Substances) angewandt. Schlussendlich können die beschriebenen neuen Strategien für das Screening und die Identifizierung organischer Spurenstoffe in Wasser für zahlreiche andere Anwendungsgebiete und Fragestellungen der Umweltanalytik, wie z.B. Überwachung von Altlastensanierung oder Prozessschritten der Trink- und Abwasseraufbereitung, eingesetzt werden.
Die vorliegende Dissertationsschrift präsentiert eine intergenerativ-vergleichende Analyse von Tagebüchern und Briefen zu Zeitstrukturen von Mädchen aus fünf Generationen einer Familie. Die Protagonistinnen vertreten jeweils ein politisches System (Preußisches Reich, Wilhelminisches Kaiserreich, Zeit des Nationalsozialismus, System der DDR, wiedervereinigtes Deutschland), sodass anhand der Ego-Dokumente zeitstrukturelle Zusammenhänge zwischen individuellem Handeln, familialen Tradierungen und gesellschaftlichem Wandel herausgestellt werden können. Als wichtigster theoretischer Referenzpunkt dient der prozess-soziologische Zeitbegriff von Norbert Elias. Methodisch kommen inhaltsanalytische und objektiv-hermeneutische Verfahren zur Anwendung. Im Ergebnis der Analyse zeigt sich als zeit-räumliches Bedingungsgefüge des Aufwachsens eine fünf gesellschaftliche Systeme überdauernde Grundfigur des familialen Zusammenlebens, innerhalb derer Mädchen fast gleichbleibend souverän und eigenzeitlich ihren Alltag gestalten. Kennzeichnend für die Lebensform der Familie ist das Wohnen und Arbeiten unter einem Dach und das Zusammenleben in einer über die Kernfamilie hinausgehenden Haus- bzw. Hofgemeinschaft, die sich - bis hin zum Selbstversorgerhaushalt - von der Gesellschaft relativ unabhängig macht und eher zyklischen und ereigniszeitlichen als linearen Zeitkonzepten folgt. Entsprechend werden Hypothesen bezüglich dessen abgeleitet, was für Heranwachsende angesichts sich wandelnder Lebensbedingungen im Hinblick auf Zeitqualität und Zeitkompetenz entwicklungsfördernd ist: Mädchen und Jungen sollten nicht durch die Erwachsenenwelt verplant und vertaktet werden, sondern in Freiräumen und Eigenzeiten Grundkompetenzen für ein ´gutes Leben´ ausbilden dürfen und können.
Ziel der Arbeit ist es aufzuzeigen, inwiefern die untersuchten Lernfelder des SEKEM-Bildungsprogramms, die sich an kulturellen Symbolen, künstlerischen Methoden und praxisbezogenem Lernen orientieren, geeignet sind, nachhaltige Entwicklungsprozesse anzuregen und zu den Erfolgen der Initiative beizutragen. Im Hinblick auf diese Lernfelder stellt das Bildungsprogramm ein Alleinstellungsmerkmal der ägyptischen SEKEM-Initiative dar, das deren Entwicklung seit mehr als 35 Jahren entscheidend geprägt hat. Untersucht werden in der Arbeit das Kreisritual, die Betriebseurythmie, das Prinzip „arbeitend lernen und lernend arbeiten“. Diese drei überwiegend nicht-formalen Elemente des SEKEM-Bildungsprogramms erfordern keinerlei persönliche Vorbildung. Das ist insofern von Bedeutung, als die SEKEM-Mitarbeiter bei Aufnahme ihrer Tätigkeit in SEKEM mental stark geprägt sind von den traditionellen Strukturen der ländlichen Umgebung, aus der sie kommen, und zum großen Teil über keine Berufsausbildung verfügen. Mit dem überwiegend nicht-formalen Bildungsprogramm können die SEKEM-Mitarbeiter also direkt „da abgeholt werden, wo sie sich befinden“. Durch die von diesen Lernfeldern ausgehenden Impulse erhalten die Mitarbeiter der SEKEM-Unternehmen die Chance, ihr Wahrnehmungsvermögen zu schulen, ihre kommunikativen Fähigkeiten zu verbessern, neue Sichten auszubilden und eine erhöhte Sensibilität und Aufmerksamkeit zu entwickeln. Diese Impulse korrespondieren mit dem Anliegen des SEKEM-Gründers Ibrahim Abouleish, Entwicklungsprozesse in einem nachhaltigen Sinne zu fördern – bezogen auf die Entwicklung der in der Initiative tätigen Menschen, ihre Gemeinschaft und ihre Umwelt. Angesichts der vielen Krisen und Herausforderungen unserer Zeit wie Klimawandel, Hunger, Wasserknappheit etc. sind derartige ganzheitliche Impulse von großer Bedeutung. Denn in der Regel haben diese Krisen damit zu tun, dass die Entwicklung einzelner Systeme und Subsysteme auf Kosten der Entwicklung anderer Systeme und Subsysteme erfolgt ist. Dies erklärt sich nicht allein aus verantwortungslosem Handeln, sondern auch aus der Besonderheit, dass Systeme und Subsysteme von jeweils eigenen Funktionsgesetzen bestimmt werden und damit zunehmend von einer einheitlichen Ganzheit abgekoppelt sind. Hinzu kommt, dass ja gerade Spezialisierung und Begrenzung der Teilsysteme zu der allseits gewünschten und auch erreichten hohen Effizienz, Flexibilität und Produktivität geführt haben, so dass über lange Zeit kein Bedürfnis bestand, deren Voraussetzungen zu hinterfragen. Eine der Idee der Nachhaltigkeit verpflichtet Bildung muss jedoch ihr Möglichstes dazu beitragen, dass selektive Wahrnehmungen vermieden und Einseitigkeiten überwunden werden können. Ihre Aufgabe besteht vor allem darin, solche Kompetenzen zu fördern, durch die Menschen befähigt werden, sich an der Gestaltung von Gegenwart und Zukunft verantwortungsvoll beteiligen zu können. Hierzu gehört insbesondere, dass integrative Fähigkeiten und die Entwicklung eines komplexeren Selbst- und Weltverhältnisses gefördert werden. So kann der Verselbständigung von Teilinteressen entgegengewirkt und die Herstellung eines Gleichgewichts zwischen den gesellschaftlichen Teilsystemen begünstigt werden. Damit all dies gelingen kann, kommt es maßgeblich darauf an, dass dieser Veränderungs- und Entwicklungsprozess auch eine Transformation von Denken, Fühlen und Wollen der Akteure – also ein „Sustainable Development des Menschen“ – umfasst. Das SEKEM-Bildungsprogramm widmet sich auf regionaler Ebene – aber mit internationaler Ausstrahlung – seit mehr als 30 Jahren dieser Aufgabe. Anliegen der Arbeit ist es nicht, einen Zusammenhang zwischen Bildung für nachhaltige Entwicklung (BNE) und nachhaltiger Entwicklung empirisch nachzuweisen. Dieser Weg kam bereits deshalb nicht in Betracht, weil die insofern zu befragenden Ägypter zumeist über keine englischen Sprachkenntnisse verfügen und die Verfasserin keinen Zugang zur arabischen Sprache hat. Stattdessen werden in der Arbeit die von dem überwiegend nicht-formalen Bereich des Bildungsprogramms ausgehenden positiven Wirkungs- bzw. Bildungsimpulse - wie sie in Selbstbeschreibungen der Teilnehmer zum Ausdruck kommen - unter Anwendung einer Methode, die von dem chilenischen Biologen und Neurowissenschaftler Humberto Maturana entwickelt worden ist, untersucht und erklärt. Das Resultat der Untersuchung kann wie folgt zusammengefasst werden: Im regelmäßigen Umgang mit den untersuchten Angeboten des SEKEM-Bildungsprogramms erhalten die Beteiligten bzw. deren Psychische Systeme die Chance, eigene Begrenztheiten zu überwinden und ein neues Selbst- und Weltverhältnis zu entwickeln und können in diesem Sinn zu nachhaltigen Entwicklungen in Sekem beitragen. Das im Umgang mit dem Bildungsprogramm ggf. Erlernte kann aufgrund ähnlicher Strukturen und Situationen auf die Arbeitswelt transferiert und hier angewandt werden. Es wäre zu begrüßen, wenn sich an die vorliegende Untersuchung des SEKEM-Bildungsprogramms weiterführende Untersuchungen anschließen könnten. Aus den erwähnten Gründen kann dies jedoch nicht Gegenstand der vorliegenden Arbeit sein.
Der Klimawandel wird die Gesellschaft in Zukunft immer stärker beeinflussen. In der Arbeit wird untersucht, wie die direkten Auswirkungen und die daran anschließenden Klimaschutz- und Anpassungsmaßnahmen regionale Konfliktsituationen verändern können. Untersucht werden bisherige Konflikte des Tourismussektors mit anderen nicht-touristischen Akteursgruppen sowie mögliche Konfliktpotenziale durch den Klimawandel am Beispiel der Destinationen Schwarzwald und schleswig-holsteinische Nordseeküste. Qualitative Experteninterviews geben Hinweise darauf, dass besonders die Mitigations- und Anpassungsmaßnahmen, die sonst eher als Konfliktlösung eine Rolle spielen, ein bedeutendes und bisher unterschätztes Konfliktpotenzial bergen. Formelle Verfahren, aber auch eine zusätzliche informelle Beteiligung werden von den Akteuren vor Ort als Konfliktregelungsmechanismen befürwortet.
Sonne und Reiseverhalten
(2011)
Für viele Touristen stellen Sonne und Klima eines der Hauptmotive bzw. -bedürfnisse bei ihren Urlaubsreisen dar. Die vorliegen Arbeit untersucht die Bedeutung von Sonne und Klima auf das Reisever-halten aus der Perspektive verschiedener wissenschaftlicher Diszi-plinen. Zudem werden mit Hilfe einer empirischen Erhebung touri-stische Zielgruppen identifiziert und beschrieben. Es zeigt sich, dass die Sonnenaffinität der Gruppen unterschiedlich ist und es für die Anbieter verschiedene Wege gibt, diese erfolgreich anzusprechen.
Stoffstromnetzbasierte Optimalplanung des Ressourceneinsatzes industrieller Produktionssysteme
(2011)
Die Steigerung ihrer Ressourceneffizienz ist heute für viele Unternehmen des produzierenden Gewerbes sowohl aus Gründen des Umweltschutzes als auch zur Steigerung ihrer Wettbewerbsfähigkeit ein wichtiges Anliegen. Als ein in vielfältiger Hinsicht geeignetes Planungsinstrument für das industrielle Energie- und Stoffstrommanagement hat sich in den letzten Jahren die in den 1990er Jahren entwickelte Methode der Stoffstromnetze erwiesen. Ihr Manko besteht hauptsächlich darin, dass bislang keine automatische Suche nach Systemkonfigurationen mit optimalem Ressourcenverbrauch möglich ist. Gängige Optimierungsmethoden des Operations Research wie die mathematische Programmierung sind hierfür prinzipiell geeignet. Aufgrund ihres hohen Abstraktionsniveaus lassen sie sich jedoch nur schwer in betriebliche Planungsprozesse, insbesondere in mittelständischen Unternehmen, einbinden. Daher wird in dieser Arbeit eine neuartige Methode für die Optimalplanung industrieller Produktionssysteme entwickelt, die die Vorteile der Stoffstromnetze mit denen der Parameteroptimierung verbindet: die stoffstromnetzbasierte Optimalplanung. Als formale Schnittstelle zwischen Stoffstromanalyse und Operations Research wird durch die Einbettung eines Stoffstromnetzes in ein Parameteroptimierungsproblem das stoffstromnetzbasierte Optimierungsproblem (SSNOP) definiert. Dabei wird deutlich, dass aus der methodischen Integration nur dann ein sinnvolles Planungswerkzeug resultiert, wenn auch die jeweiligen Modellierungsparadigmen von Stoffstromanalyse und Optimalplanung miteinander verschmolzen werden. Das SSNOP ermöglicht daher nicht nur die angestrebte Erweiterung des Stoffstrommanagements um den Aspekt der automatischen Systemoptimierung. Es induziert darüber hinaus einen Perspektivwechsel von der traditionell eher beschreibenden zu einer entscheidungsorientierten Stoffstromanalyse. Nur durch die systematische Berücksichtigung der Freiheitsgrade eines Produktionssystems in Form von vorhandenen oder potenziellen Handlungs- und Gestaltungsspielräumen entstehen Stoffstrommodelle, die gleichzeitig als Optimierungsmodelle einsetzbar sind. Weiterhin werden in dieser Arbeit konkrete Lösungsansätze für das SSNOP untersucht. In Abhängigkeit von den Eigenschaften des eingebetteten Stoffstromnetzes gibt es zwei Möglichkeiten für die Optimierung: Einerseits die algebraische Reformulierung als mathematisches Programm, welches anschließend mit analytischen Optimierungsalgorithmen gelöst werden kann, andererseits die Anwendung direkter Suchalgorithmen im Rahmen einer simulationsbasierten Optimierung. Weiterhin wird ein Optimierungsmodul für eine stoffstromnetzbasierte Stoffstromanalysesoftware konzipiert, welches beide Lösungsansätze integriert. Mittels numerischer Experimente wird schließlich die Eignung verschiedener direkter Optimierungsalgorithmen zur Lösung des SSNOP untersucht.
In Deutschland weitet sich die ganztägige Beschulung aus. Damit geht für Kinder und Jugendliche ein Rückgang der freien Zeit einer. Diese ist für die Ausbildung und Intensivierung von Freundschaften und Peerbeziehungen gerade in der Adoleszenz bedeutend. Im Fokus dieser Dissertation steht die Frage nach der Gestaltung einer peer-gerechten Schule, in der die Entwicklungsbedürfnisse Jugendlicher berücksichtigt werden. Anhand der Triangulation von Ergebnissen aus Befragungen von ca. 400 Jugendlichen aus Halbtags- und Ganztagsschulen zu Beginn und zum Ende der siebten Klasse mittels einer offenen Frage im Fragebogen zu Aspekten einer peer-gerechten Schule und der mit einem teilstrukturierten Interview zur Qualität ihrer Freundschaften erhobenen Antworten von 14 Jugendlichen aus einer Ganztagsschule aus der siebten Jahrgangsstufe wird in dieser qualitativ-empirischen, explorativen und deskriptiven Untersuchung dargestellt, wie in der Schule die Entstehung und Aufrechterhaltung von intimen, im psychologischen Sinne vertrauensvollen, Freundschaften unterstützt werden kann, welchen aus entwicklungspsychologischer Sicht eine besondere Bedeutung zugeschrieben wird.
Als Fallstudie wird im ersten Paper der Einsatz der Szenarioanalyse als ein zentrales Element des Forschungsdesigns im Projekt „Sustainable University“ beleuchtet. Mit einem formalen Ansatz wurden Szenarien zum zukünftigen Umfeld der Hochschullandschaft entwickelt. Dieses Paper zeigt detailliert die notwendigen Denkschritte bei der Szenarioentwicklung auf und hilft zu verstehen, an welchen Punkten Integrationsschritte in Bezug auf Wissensarten und Perspektiven unterstützt und geleistet werden und somit auch (soziale) Lernprozesse gefördert werden können. Ferner werden die konkreten Ergebnisse der Szenarioanalyse vorgestellt und diskutiert. Zur Untersuchung von Lerneffekten wird die Methode der Szenarioanalyse in einen formalen Bildungskontext transferiert. Das zweite Paper leistet einen konzeptionellen Beitrag. Einleitend werden spezifische individuelle Kompetenzen diskutiert, die aus der Perspektive der Bildung für eine nachhaltige Entwicklung zum Umgang mit dem Klimawandel als komplexes Nachhaltigkeitsproblem und zu einer aktiven Teilnahme an Transformationsprozessen der Gesellschaft wichtig sind. Die Kompetenzen, wie proaktives Denken, der Umgang mit Unsicherheiten und unterschiedlichen Wissensbeständen sowie das vernetze Denken konnten hier beschrieben werden. Anschließend werden zwei Forschungsmethoden, der Syndromansatz und die Szenarioanalyse, für den Kontext der formalen Bildung nutzbar gemacht, und es wird theoretisch abgeleitet, wie in diesen Lernsettings die eingangs identifizierten Kompetenzen gefördert werden können. Die Szenarioanalyse bietet beispielsweise beim Denkschritt der Entwicklung von Zukunftsprojektionen großes Potential für Reflexionsprozesse oder die Integration von Wissen und Perspektiven zur Förderung der Kompetenz des proaktiven Denkens in Alternativen. Die diskursive Bewertung von Konsistenzen während der Szenarioerstellung birgt ähnliches Potential zur Förderung des vernetzten Denkens. Im dritten Paper wird ein Messinstrument für die Kompetenz des vernetzen Denkens (systems thinking) entwickelt. Es leistet einen empirischen Beitrag zur Lehr-Lernforschung, respektive zur Kompetenzmessung im Bereich der BNE. Dieses Instrument erfasst mit Hilfe eines Similarity Judgment Tests (SJT) den Grad der Vernetzung von Konzepten eines bestimmten Kontextes, in dem konkreten Fall von Aspekten des Klimawandels. In einer prä-post-Studie wurden zwei Kontroll und zwei Versuchsgruppen, die an dem zuvor genannten Lernsetting im Rahmen von Seminaren an der Leuphana Universität Lüneburg teilgenommen haben, empirisch begleitet. Auch wenn keine statistisch signifikanten Veränderungen des vernetzten Denkens der Teilnehmenden nachgewiesen werden konnten, bedeutet das nicht, dass die zuvor abgeleiteten Einflüsse der Szenarioanalyse widerlegt sind. Hier sind weitere Studien und die Weiterentwicklung des Messinstruments nötig. Zudem wurde nur ein Teil möglicher Einflüsse auf die Kompetenzentwicklung untersucht. Für die Szenarioanalyse als Lernsetting lässt sich schlussfolgern, dass zum einen der Moderation von Reflexions- und Diskussionsprozessen während unterschiedlicher Phasen eine sehr wichtige Rolle zukommt und sie einen wesentlichen Einfluss auf Lernprozesse hat. Zum anderen ist den Phasen, in denen Lernen stattfinden kann, genügend Zeit einzuräumen, so dass transdisziplinäre oder interdisziplinäre Forschungsprozesse mit der Methode Szenarioanalyse auch das Potential für Lernprozesse entfalten können. So kann mit Hilfe der Szenarioanalyse ein Setting geschaffen werden, in dem individuelle mentale Modelle und Handlungsmuster hinterfragt und Kompetenzen im Umgang mit komplexen Problemen gefördert werden, und somit individuelles und soziales Lernen für eine nachhaltige Entwicklung stattfinden kann.
In den Jahren 2006 und 2007 wurden auf dem Gebiet der Lüneburger Heide nach einer Vorstratifizierung im Rahmen ausgedehnter Feldforschung Umweltdaten für die stark bedrohte Spinnenart Eresus kollari Rossi 1846 und die eurytope Spinnenart Trochosa terricola Thorell 1856 erhoben. Ziel der Arbeit war es, die Habitatbindung beider Arten zu beschreiben und Heidepflegemaßnahmen vor allem für erstere zu benennen, um zu ihrem dauerhaften Erhalt beizutragen. Außerdem sollten beide Arten auf dem gleichen Standort in ihren Habitatansprüchen verglichen werden. Mit Hilfe der vorliegenden Untersuchungen konnte die spezifische Habitatbindung von E. kollari in der Lüneburger Heide beschrieben werden. Heidepflegemaßnahmen, die dazu führen, dass die organische Auflage des Bodens gering, die Temperatur auf Höhe der Röhren der Tiere (in 10 cm Tiefe) hoch und die Heidebedeckung gleichzeitig relativ groß ist, entsprechen den ermittelten Mikrohabitatansprüchen der Art Eresus kollari. Der Nischenvergleich der stenotopen Art E. kollari mit der eurytopen Art T. terricola zeigte, dass die beiden Arten sich hinsichtlich ihrer Habitatparameter nur in den drei Faktoren ‚Bedeckungsgrad Bäume‘, ‚Dicke der organischen Auflage‘ und ‚Bedeckungsgrad Gräser‘ unterschiedlich verhalten. Dabei stellt sich der Reaktionsraum von E. kollari wie eine Teilmenge desjenigen von T. terricola dar. Unter diesem Aspekt kann E. kollari nicht nur als Leitart sondern auch als Schirmart in der Lüneburger Heide dienen. Pflegemaßnahmen wie kontrolliertes Brennen und Schoppern, variabel in Zeit und Raum angewandt, erscheinen vor dem Hintergrund der Ergebnisse der Habitateignungsmodellierung als besonders geeignet, um langfristig die Mikrohabitatansprüche für E. kollari (aber auch für T. terricola) zu sichern. Angesichts des geringen Ausbreitungspotentials von E. kollari werden vielleicht manche geeignete Lebensräume nicht besiedelt. Ein Monitoring sowie (Wieder-) Besiedlungsexperimente auf geeignet erscheinenden Flächen sollten daher für den dauerhaften Erhalt der Art im norddeutschen Raum in naher Zukunft ausgeführt werden.
Im Mittelpunkt der vorliegenden Arbeit stehen die Zusammenhänge zwischen Berufserfahrung als Prädiktor und Arbeitsleistung als zentralem Kriterium der Arbeits- und Organisationspsychologie. Vor dem Hintergrund alternder Belegschaften kann Berufserfahrung, als mit dem Alter anwachsende Variable, von zentraler Bedeutung für die Arbeitsleistung sein. Wie wichtig Berufserfahrung tatsächlich für die Arbeitsleistung ist, wurde untersucht, indem mit kognitiven Fähigkeiten und Gewissenhaftigkeit die stärksten Einzelprädiktoren der Leistung als Moderatoren des Zusammenhangs von Erfahrung und Leistung berücksichtigt wurden. Berufserfahrung wurde verstanden als die Möglichkeit zu lernen und damit Wissen anzureichern. Dabei wurde angenommen, dass Berufserfahrung mit entsprechend hoch ausgeprägten kognitiven Fähigkeiten bzw. hoher Gewissenhaftigkeit besser genutzt werden kann als bei weniger starken Merkmalsausprägungen. Dies bedeutet, dass Berufserfahrung zwar wichtig für die Arbeitsleistung sein kann, die Stärke des Zusammenhangs jedoch von den genannten Persönlichkeitseigenschaften moderiert werden könnte. In der vorliegenden Arbeit wurden komplexe Tätigkeiten betrachtet. Diese erfordern in der Regel mehr Wissen, um eine entsprechend hohe Leistung zu erreichen, als weniger komplexe Tätigkeiten. Kognitive Fähigkeiten und Gewissenhaftigkeit sind in komplexen Tätigkeiten besonders bedeutsam für die Leistung, da Menschen mit höheren Ausprägungen kognitiver Fähigkeiten und auch Gewissenhaftigkeit schneller lernen, so dass in kürzerer Zeit mehr Wissen erworben, d.h. Erfahrung besser genutzt werden kann. Daher sollten sich Leistungsunterschiede zwischen Personen mit hohen versus niedrigen Ausprägungen in den genannten Persönlichkeitseigenschaften mit zunehmender Berufserfahrung vergrößern. Es wurde also angenommen, dass sowohl Probanden mit höheren kognitiven Fähigkeits- als auch mit höheren Gewissenhaftigkeitswerten bessere Arbeitsleistungen erzielen als Personen mit niedrigeren Werten in diesen Persönlichkeitsbereichen und dass sich dies mit größerer Berufserfahrung deutlicher zeigt als bei geringer Berufserfahrung. Die Datenerhebung fand in einer IT-Beratung statt, bei der die Mitarbeiter Tätigkeiten mit häufig ändernden Problemstellungen und neuen Informationen sowie hohen Anforderungen an die kognitiven wie sozialen Fähigkeiten ausgesetzt sind. 566 Mitarbeiter nahmen an der Online-Erhebung im Selbstratingformat teil. Berufserfahrung wurde dabei unter anderem mit der bisher gesammelten Berufserfahrung in Jahren sowie mit der Anzahl bisher ausgeführter unterschiedlicher Tätigkeiten erfasst. Die Stichprobe zeichnete sich insgesamt durch sehr hohe Berufserfahrung (M=18 Jahre) aus. Die Ergebnisse beleuchten drei zentrale Zusammenhänge: 1. Den Zusammenhang zwischen Berufserfahrung und Arbeitsleistung, 2. Die Moderation des Zusammenhangs von Berufserfahrung und Leistung durch kognitive Fähigkeiten bzw. 3. durch Gewissenhaftigkeit. Aus den Ergebnissen ist besonders hervorzuheben, (zu 1.) dass sich die Anzahl verschiedener Tätigkeiten im Vergleich zur Dauer der Erfahrung stets als besserer Prädiktor der Leistung hervortat. Eine Interaktion zwischen kognitiven Fähigkeiten und Erfahrung (zu 2.) kann nicht ermittelt werden. Auch zwischen Gewissenhaftigkeit und Erfahrung scheint es keine Interaktion bei der Vorhersage der Arbeitsleistung zu geben (zu 3.) – die Prädiktoren zeigen sich unabhängig voneinander bedeutsam für die Leistung. Die Ergebnisse wurden vor den theoretischen Hintergründen sowie Einschränkungen des Studiendesigns diskutiert. Praktische Implikationen wurden abgeleitet, ein Ausblick zeigt vor allem Ableitungen für weitere Studien auf. In der Studie wird deutlich, wie wichtig eine differenzierte Betrachtung der Berufserfahrung sowie verschiedener Leistungsdimensionen für die Analyse ist. Insgesamt zeigt sich, dass Berufserfahrung auch in komplexen Tätigkeiten und neben anderen starken Einzelprädiktoren eine große Bedeutung für die Arbeitsleistung hat.
'Bildung für das Leben in der Weltgesellschaft' – eine dokumenten- und fallanalytisch gestützte Untersuchung des Bildungskonzepts der UNESCO-Projektschulen Deutschlands. Die vorliegende Studie begibt sich auf die Suche, eine bildungstheoretische Antwort auf die Herausforderungen unserer Zeit zu finden. Schon 1953 hat die UNESCO vor diesem Hintergrund mit dem ASP-net ein Modellprojekt initiiert, das in dieser Dissertation nachgezeichnet und auf deutscher Ebene eruiert werden soll. Im Titel der Dissertation wird bewusst das Bildungsziel der UNESCO-Projektschulen aufgenommen, da die Untersuchung eine Generierung von Leitbildern gelungenen Lernens und Lebens in Schulen einer globalisierten Gesellschaft verfolgt. Es gilt zu untersuchen, inwiefern der anfängliche Auftrag, neue Methoden und Inhalte einer „Erziehung zu internationaler Verständigung“ zu entwickeln, realisiert wird. Hierfür werden die wichtigsten Referenzdokumente der UN und der UNESCO analysiert. Ihre Umsetzung wird anhand von vier Einzelfallstudien und der Auswertung der Jahresberichte von 177 Schulen des deutschen Netzwerks überprüft.
Subaquatic ammunition dumpsites of both, conventional as well as chemical ammunition do practically exist in every single ocean and even in a significant number of inland waters. Most of these dumpsites are based on related post world war dumping actions, when victorious and defeated states had to get rid of their enormous surplus stocks of ammunition and especially the not easy to be handled chemical warfare agents like mustard, phosgene and even nerve agents. After first attempts of conventional destruction like burning, explosion or even simple emptying of chemical agents into pits or holes in the ground, those attempts soon emerged to be very time-consuming and dangerous. Adequate destruction technologies of today’s standards like detonation chambers or plasma kiln did just not exist at that time. The persons in charge soon focused on a much more promising solution attempt: the dumping of this ammunition into surrounding water bodies. In the case of the post World War II dumping actions, the focusing on the former deep water sites soon turned out to be not practicable, based on related enormous costs and logistical problems. The Baltic Sea – with maximum water depths of about 150 m – seemed then to represent the easiest way to get rid of the problematic ammunition. By these activities 65,000 to up to 300.000 tons of chemical ammunition ended up in the Baltic Sea. Concerning conventional ammunition like water mines, torpedo warheads, high explosive devices etc., there is practically no information available but experts assume at least another 100.000 tons of conventional material in the Baltic Sea. Environmental aspects and the issue of protection of the sea were – like in other cases of subaquatic dumping actions worldwide – completely ignored at that time. Nevertheless, subaquatic dumping actions took place until the late 1980ies. Today these dumping sites – whether based on conventional or on chemical ammunition – do represent a very problematic and highly dangerous heritage to present and future generations: Corrosion of the containers and shells results in a not to be forecasted diffuse emission or rather leaking of the ammunition contents into the water body. Substances that are in most cases highly or even extremely toxic for humans, flora as well as fauna contaminate the marine environment with mostly unknown toxicological and ecotoxicological effects. The majority of these substances are known to have carcinogenic, teratogenic and/or mutagenic effects and practically nothing is known about the potential of these substances to end up in the food chains. Especially in recent years there are more and more findings of significantly increased arsenic values in fish that cannot be explained but there are strong signs that these values are based on ammunition dumpsites. Besides the mentioned toxicological and ecotoxicological effects, there are further significant risks as e.g. the possible access to the ammunition also in the context of terrorist and right-wing extremist activities, the continuous catching of and resulting injuring of fishermen by ammunition, the constant endangering of the civil and commercial shipping by direct contact or rather too close convergence to dumped ammunition especially in the context of self detonation or a sudden release of significant amounts of these substances e.g. in the context of an accident and last but not least the uncontrollable landing of containers and ammunition as well as already flushed out contents on coasts and beaches. Basically can be stated that there is still a significant need of action and scientific investigation in the general topic of subaquatic ammunition dumpsites and that related measures have to be taken immediately – especially concerning our sense of responsibility for future generations.
Im Kontext der demografischen Entwicklung müssen Instrumente der Mitarbeiterbindung neu hinterfragt werden. Um die Fachkräfte, die auf dem Arbeitsmarkt nicht mehr verfügbar sind im Unternehmen zu halten, müssen HR-Praktiken im Unternehmen möglicherweise an altersspezifische Bedürfnisse angepasst werden. Es kann angenommen werden, dass die Bindung an die Organisation – bedingt durch Entwicklungsverläufe über die Lebensspanne – in verschiedenen Altersgruppen von unterschiedlichen Faktoren beeinflusst wird (Conway, 2004; Finegold, Mohrman & Spreitzer, 2002). Ziel dieser Arbeit ist es, entsprechende altersbedingte Veränderungen und Priorisierungen zu identifizieren, die einen differenziellen Einfluss auf Mitarbeiterbindung haben. Aus Phasenmodellen der Entwicklungspsychologie werden diese Differenzierungen herausgearbeitet, um daraus Hypothesen zu unterschiedlichen Zusammenhangsstärken situativer Entstehungsbedingungen und affektiver Bindung herzuleiten. Zur Überprüfung der Hypothesen wurden zwei empirische Studien durchgeführt: 1) In einer unternehmensinternen Untersuchung wurden 121 Mitarbeiter in den Altersgruppen 20 bis 30, 31 bis 45 und 46 bis 65 Jahre befragt; 2) Im Rahmen einer Online-Befragung wurden 420 Arbeitnehmer der gleichen Altersgruppen befragt. Die angenommenen moderierenden Effekte wurden mit Hilfe verschiedener Methoden überprüft. Zunächst wurden moderierte Regressionsanalysen gerechnet, um die linearen Hypothesen zu überprüfen. Aus diesen Analysen zeigten sich in beiden Studien kaum Effekte. Eine Subgruppenanalyse, in der die Korrelationsstärken der drei Altersgruppen miteinander verglichen wurden, zeigte zum Teil substanzielle Unterschiede in den Zusammenhangsstärken zwischen Entstehungsbedingungen und affektivem organisationalem Commitment (ACO), teils aber auch stabile Zusammenhänge über alle Altersgruppen hinweg. Wenige Ergebnisse zeigten sich in beiden Studien gleich. Einige Ergebnisse widersprechen den Hypothesen: So zeigte hier die Möglichkeit zu generativem Verhalten am Arbeitsplatz auch in der jüngeren Gruppe substanzielle Zusammenhänge mit ACO, während die gebotene Entwicklungsmöglichkeiten auch in der älteren Gruppe starke Zusammenhänge mit ACO zeigten. Auf Besonderheiten und Unterschiede der beiden Studien wird eingegangen, Implikationen für weitere demografierelevante Forschung werden aufgezeigt und Hinweise für die Gestaltung des Personalmanagements gegeben. Insbesondere untermauert die Arbeit die Notwendigkeit a) einer individuellen Betrachtung von Mitarbeitern jeden Alters, um Bindung zu fördern sowie b) einer Berücksichtigung des jeweiligen Unternehmenskontexts.
Eine emanzipatorisch orientierte Qualitätsentwicklung in Wohneinrichtungen für geistig behinderte Menschen kann sich nicht damit begnügen, Prozessabläufe auf rein formaler Ebene nach standardisierten Mustern zu „optimieren“. Qualität muss vielmehr als inhaltliche Güte der Betreuungsleistungen und als Güte der Lebensbedingungen der betroffenen Menschen verstanden und aktiv verbessert werden. Für die Wissenschaft bedeutet dies, den kontemplativen Außenstandpunkt zu verlassen und sich im sozialen Feld der geistigen Behinderung verändernd einzumischen. Eine solche Wissenschaft steht in der Tradition der Kritischen Theorie nach Max Horkheimer und sieht sich dem übergeordneten Auftrag zur Emanzipation aller Menschen, die an der vollen Entfaltung ihrer Persönlichkeit gehindert werden, verpflichtet. In der Empirie fällt dabei der Kategorie der „Zufriedenheit“ eine zentrale Bedeutung zu. Zufriedenheit kann nicht in künstlichen Interviewsituationen „gemessen“, sondern muss in gemeinsamen Handlungsvollzügen mit den betroffenen Menschen sinnlich, konkret erfahrbar werden. Unzufriedenheit wird dabei umso wertvoller, sofern sie reale Widersprüche sichtbar werden lässt und Veränderungen begünstigt. Der Forscher muss im Prozess einer Evaluation den Heimbewohnern Vergleichsmöglichkeiten anbieten und mitunter sogar provozierend auf das soziale Feld einwirken, damit eingeschliffene stationäre Strukturen neu hinterfragt werden. Konflikte sind dabei fast unvermeidbar. Schließlich kommt eine derart verstandene Qualitätsentwicklung nicht umhin, die grundlegenden Begriffe der Wohnformen „ambulant“ und „stationär“ auf rechtlicher, soziologischer und historischer Grundlage neu zu definieren. Ein entscheidendes Kriterium für eine ambulante Wohnform ist die deutliche Trennung zwischen privatem Wohnraum der Klienten und dem „Hoheitsgebiet“ des Trägers. Die Grenzen beider Sphären dürfen sich nicht verwischen. In der untersuchten Einrichtung ist genau diese Trennung nicht gelungen. Auch ist deutlich geworden, dass eine Ambulantisierung auf erhebliche Widerstände seitens der pädagogischen Mitarbeiter stößt. Sie halten an den alten stationären Strukturen fest, weil sie ihnen Orientierung und Entlastung bieten. Umso wichtiger wird somit das Empowerment der Bewohner. Sie müssen dabei unterstützt werden, sich gegen institutionell vorgegebene, Grenzen, die Entwicklungsmöglichkeiten behindern, aufzulehnen. Die Auswertung dieses Forschungsprozesses erfolgt qualitativ, überwiegend durch Feinanalyse einzelner Handlungssequenzen, in denen die Grundstrukturen des untersuchten Feldes deutlich werden. Auch die Konflikte zwischen den Mitarbeitern, der Leitung und der Forschungsgruppe werden abschließend reflektiert.
Die vorliegende Dissertation setzt sich mit der Thematik der Science-Center und ihren pädagogischen Grundlagen auseinander. Darüber hinaus wird der besondere Aspekt der mehrsprachigen Gestaltung des Lernorts Vaisseau erläutert. Ziel der Arbeit ist es Ansätze für eine SC-Pädagogik zu entwickeln, die sowohl aus den erziehungswissenschaftlichen Teilbereichen als auch aus dem Konzept des Vaisseau wissenschaftlich aufgearbeitet und hergeleitet werden. Die Entwicklung dieses Konzepts für die Integration von Mehrsprachigkeit durch Sprachenbegegnung an einem informellen Lernort ist ebenfalls Ziel dieser Arbeit. Verknüpft wurden diese beiden Ziele mit einer Besucherevaluation, in deren Kontext Kinder und Jugendliche und Erwachsene befragt wurden. Basierend auf den Resultaten der Evaluation und der Literaturanalyse konnten Kennzeichen einer Science-Center- Pädagogik sowie Kennzeichen eines informellen Mehrsprachigkeitskonzepts formuliert werden.
Die Personalentwicklung an Krankenhäusern ist stark berufsgruppenorientiert. Die Entwicklung der Krankenhäuser im Zeitalter von Fallpauschalen und Qualitätsmanagement relativiert aber den Nutzen traditioneller, weitgehend berufsständisch orientierter Personalentwicklung und verkehrt ihn in das Gegenteil. Wie kann eine erfolgreiche Personalentwicklung aussehen, die den Menschen im Krankenhaus tatsächlich hilft, ihren Arbeitsalltag kompetent und mit Freude zu bewältigen? Kann man Personal überhaupt entwickeln? Mit der Idee einer integrierten Personalentwicklung im Krankenhaus gibt der Autor eine in doppelter Hinsicht wertvolle Antwort: Zum einen liefert er den theoretischen Hintergrund für Personalentwicklung in komplexen Organisationen; hier nimmt er Bezug auf die Beiträge der Psychologie, Soziologie, Betriebswirtschaft und der Erziehungswissenschaft, ergänzt um die theoretischen Grundlagen der Systemtheorie. Die Arbeit wird mit der Darstellung des Ist-Standes und den Perspektiven einer integrierten Personalentwicklung an den Universitätsklinika Deutschlands, Österreichs und der Schweiz fundiert, welche im Rahmen eines Forschungsprojektes erhoben wurden. Zum Zweiten wird die Tauglichkeit und Umsetzbarkeit der Idee der integrierten Personalentwicklung am Praxisbeispiel eines Universitätsklinikums belegt.
Die Arbeit untersucht den Einfluss von Hochschulpräinkubatoren auf Unternehmensgründungen in der Planungsphase. Sie kommt zu dem Ergebnis, dass diese Einrichtungen einen positiven Einfluss sowohl auf die Zufriedenheit der Nutzer als auch auf die Unternehmensentwicklung nimmt durch: kostenlose Bereitstellung von passenden Räumlichkeiten, intensive Betreuung der Gründungspersonen in Form von Coaching, Mentoring und Beratung, Zugang zu Hochschulressourcen und engagiertes Personal, das sich für die Nutzerunternehmen und deren Gründungspersonen einsetzt.
Die selektive katalytische Reduktion (SCR) mit Ammoniak als Reduktionsmittel gehört zu den bedeutenden Stickoxidminderungsmaßnahmen bei Personenkraftwagen. Aufgrund des Gefahrenpotentials von Ammoniak wird eine wässrige Harnstofflösung mit einem Harnstoffgehalt von 32,5 % als Reduktionsmittelträger verwendet. Die technischen Herausforderungen im Umgang mit diesem Reduktionsmittelträger liegen in der Kältestabilität mit einem Gefrierpunkt von -11,5°C, der begrenzten Haltbarkeit und der Gefahr zur Bildung von Harnstoffablagerungen in der Abgasanlage. In der Arbeit wird das Ablagerungs- und Alterungsverhalten dieser wässrigen Harnstofflösung unter möglichst realen Bedingungen untersucht. Die Alterung des Reduktionsmittels wird durch verschiedene Fahrzeug- und Umwelteinflüsse während des Betriebes verursacht. Neben der thermischen Alterung als größte Einflussquelle werden ebenfalls tiefe Temperaturen mit Phasenwechseln, die Art der Behälterentgasung, die Fahrdynamik, der Luftdruck und die Hydrolyse hinsichtlich eines Alterungseinflusses untersucht. Auf Basis dieser Daten wird ein empirisches Alterungsmodell entwickelt, was die Bestimmung eines maximalen Alterungszustandes der wässrigen Harnstofflösung erlaubt. Die veränderten chemisch-physikalischen Eigenschaften des gealterten Reduktionsmittels sowie dessen Auswirkungen auf die Emissionen werden in dieser Arbeit bestimmt. Ablagerungen in der Abgasanlage entstehen ausgehend von einer Wandfilmbildung bei niedriger Verdampfungsrate und hoher Verweilzeit des Reduktionsmittels auf kühlen Flächen. Der auskristallisierte Harnstoff wandelt sich je nach Dauer und Ausmaß der thermischen Belastung in Folgeprodukte um. Die Ablagerungsbildung wird im Realbetrieb phänomenologisch beschrieben und charakterisiert. Auf dieser Basis wird das reale Ablagerungsverhalten auf einen Prüfzyklus übertragen und eine geeignete Bewertungsmethode entwickelt. In einer systematischen Untersuchung wird der Einfluss der Wandtemperatur, der Einspritzfrequenz, des Einspritzdrucks, des Einspritzwinkels, der Tropfengröße, der Oberflächenspannung und der Reduktionsmittelalterung experimentell ermittelt. Daraus werden allgemein Möglichkeiten zur Minderung von Harnstoffablagerungen in der Abgasanlage entwickelt und beschrieben.
Der Tourismus kann heutzutage nicht mehr davon ausgehen, generell auf breite Zustimmung zu stoßen, auch nicht in zukünftigen Destinationen, die noch keinen oder nur wenig Kontakt mit ihm hatten. Stattdessen herrscht allgemein Skepsis vor, wenn es um touristische Entwicklungsplanungen geht. Der Massentourismus, wie er in den 60er Jahren etabliert wurde, wird deutlich abgelehnt, und prinzipiell räumt die Bevölkerung dem Tourismus keine Priorität ein. Wenn überhaupt, so wird einer Mischung aus nachhaltig orientiertem Tourismus mit wenigen luxustouristischen Applikationen am ehesten zugestimmt. Da auf diese Weise weniger Touristen und/oder weniger Kaufkraft in die Zielregion fließen wird, bedeutet dies, dass aus wirtschaftlicher Sicht die Destination nicht „optimal“ genutzt würde, also keine Profitmaximierung stattfindet. Dies wird von der Bevölkerung allerdings billigend in Kauf genommen, sodass gesagt werden kann, dass der Gedanke von Landschafts und Naturschutz sowie die Erhaltung des jetzigen, individuellen Zustandes der Region Vorrang hat vor wirtschaftlichen Interessen. Der Tourismus wird nicht mehr als „Zukunft“ schlechthin angesehen, sondern als eine nur vorsichtig zu nutzende Option. Für die touristische Erschließung weiterer Destinationen bedeutet dies, dass die großen Bauprojekte der 60er und 70er Jahre nach Ansicht der Einheimischen keine Existenzberechtigung mehr haben, selbst wenn sie gegenüber nachhaltigkeitstouristischen Konzepten eine größere Wirtschaftskraft bedeuten würden. Dies dürfte von den Befürwortern des nachhaltigen Tourismus mit Wohlwollen registriert werden. Ein gewichtiges Argument gegen den „sanften Tourismus“ war bislang der Hinweis darauf, dass dieser aus ökonomischer Sicht nicht mit dem Massen- oder Luxustourismus mithalten kann und deshalb für die einheimische Bevölkerung im Vergleich zum „herkömmlichen“ Tourismus einen wirtschaftlichen Nachteil darstellt. Im Rahmen dieser Studie zeigte sich jedoch, dass dieses Argument nicht (mehr) greift, weil sich die Prioritäten, die die Bevölkerung setzt, gewandelt haben. Mittlerweile gilt – überspitzt formuliert - überwiegend: Lieber weniger Touristen, selbst wenn dies weniger Geld bedeutet.
Der Seehund wird in Monitoring-Programmen zum Zustand des Ökosystems Wattenmeer (z.B. TMAP) als ein Indikatororganismus genutzt. Aufgrund der Position im Nahrungsnetz (Top-Prädatoren) und der langen Lebensspanne sind Seehunde besonders stark mit Schadstoffen belastet, u.a. mit Polychlorierten Biphenylen (PCB) und Perfluoroctansulfonat (PFOS). Zahlreiche Studien deuten darauf hin, dass die Schadstoffbelastung die Gesundheit der Seehunde beeinträchtigt. Das Ziel unserer Arbeitsgruppe ist die Identifizierung neuer Biomarker, die im Lebendmonitoring von Seehunden eingesetzt werden können. Ziel der vorliegenden Arbeit war die Ausarbeitung und Etablierung eines Zellkulturmodells, welches in weiterführenden Arbeiten die Identifizierung der Biomarker ermöglicht. Als Biomarker sollen Proteinmuster verwendet werden, die eine Früherkennung von schadstoffbedingten Veränderungen in der Seehundpopulation ermöglichen. Da Hepatozyten an der Metabolisierung von Xenobiotika beteiligt sind, werden sie für das Zellkulturmodell verwendet. Von den Hepatozyten werden in vivo Plasmaproteine synthetisiert, die bei in vitro Experimenten im Zellkulturmedium nachweisbar sind. Diese Proteine könnten anschließend als Biomarker in einem Lebendmonitoring (Blutproben) an Seehunden eingesetzt werden. Für das Zellkulturmodell wurden primäre Seehund-Hepatozyten mit Schadstoffen (PCB, PFOS) in umweltrelevanten Konzentrationen inkubiert. Als Kontrolle dienten Zellen, die nur mit dem jeweiligen Lösungsmittel inkubiert wurden (Isooctan für PCB; DMSO für PFOS). Da in der Literatur bisher keine Isolierung von Hepatozyten aus marinen Säugern beschrieben wurde, musste eine geeignete Isolierungsmethode etabliert werden. Die Methode musste die Isolierung vitaler Hepatozyten aus bereits verstorbenen Tieren in ausreichend hoher Menge ermöglichen. Es wurden verschiedene Isolierungsmethoden getestet von denen sich nur die Leberbiopsie Perfusion eignete. Sämtliche Parameter müssen mit den sich anschließenden Proteomanalysen kompatibel sein. Die Hepatozyten müssen ihre Vitalität nach der Isolierung und während der Kultivierung beibehalten. Zur Analyse der Vitalität wurden der XTT- und LDH-Test (allgemeiner Stoffwechsel und Membranintegrität) angewendet sowie die Harnstoffsynthese (leberspezifischer Stoffwechsel) beurteilt. Mit Hilfe der Zelltests wurde die Vitalität der Hepatozyten im Verlauf einer dreitägigen Kultivierung untersucht und der Einfluss einer Schadstoffinkubation auf die Zellvitalität analysiert. Die Schadstoffe sollen in den eingesetzten Konzentrationen keinen Einfluss auf die Zellvitalität oder Morphologie haben. Die Ergebnisse aus den Vitalitätstests zeigten, dass die verwendeten PCB-Konzentrationen keinen signifikanten Einfluss auf die Vitalität hatten. Eine Aussage zum Einfluss einer PFOSInkubation auf die Zellen (XTT- und Harnstoff-Test) konnte nicht gemacht werden, da die DMSO-Konzentration in den Proben zu hoch gewählt wurde. Die PFOSInkubation hatte keinen signifikanten Einfluss auf die Membranintegrität. Anhand erster Testreihen, die in unserer Arbeitsgruppe realisiert wurden, konnte die Funktionalität des Zellkulturmodells überprüft werden. Hierzu wurden Proteomanalysen von Seehund-Hepatozyten durchgeführt, die mit PCB inkubiert wurden. Erste Ergebnisse zeigten, dass es zu einer signifikanten Hochregulierung der Expressionslevel einiger Proteine kam, die am Schadstoffabbau beteiligt sind. In der vorliegenden Arbeit wurde erfolgreich ein Zellkulturmodell mit primären Seehund-Hepatozyten entwickelt, welches die Identifizierung neuer Biomarker für Seehunde ermöglicht.
Polyzyklische Aromatische Verbindungen (PAV) im Grundwasser teerölkontaminierter Altlastenstandorte
(2010)
Es wurde das Grundwasser von sieben verschiedenen mit teerölkontaminierten Altlastenstandorten in Deutschland (Stuttgart, Düsseldorf, Wülknitz, Lünen, Offenbach, Karlsruhe) und Österreich (Brunn am Gebirge) untersucht. 45 Einzelverbindungen, darunter PAK, NSO(hetero)-PAV sowie Derivate und Metabolite der PAK und PAV, konnten dabei in signifikanten Konzentrationen nachgewiesen werden. Für alle betrachteten Standorte ergab sich ein vergleichbares Schadstoffmuster. Allein 22 Verbindungen konnten für alle Standorte nachgewiesen werden. Die Identifizierung und Quantifizierung der PAK und PAV erfolgte mittels flüssig-flüssig-Extraktion und an-schließender GC-(EI)-MS Messung der Proben. Besonders zwei Standorte (Karlsruhe, Brunn a.G.) mit einer reaktiven Wand als Sanierungsverfahren wurden genauer betrachtet. Die Untersuchungen ergaben, dass es ab Inbetriebnahme der Anlagen mit Hilfe des reaktiven Reaktormaterials Aktivkohle über 10 Jahre möglich war, neben den hinlänglich bekannten EPA-PAK, auch die polareren, gut wasserlöslichen und in erhöhten Konzentrationen auftretenden NSO(hetero)-PAV sowie deren Derivate und Metabolite erfolgreich aus dem kontaminierten Grundwasserstrom zu entfernen.
Betriebliche Arbeitnehmermitbestimmung stellt Gegenstand zahlreicher Studien dar. Unternehmerische Mitbestimmung konnte sich dagegen als Themenschwerpunkt in der ökonomischen Diskussion bisher nicht ausreichend durchsetzen, weshalb umfangreicher Forschungsbedarf angemerkt wird. Mit der vorliegenden Dissertation wird dieser Aufforderung in fünf Papieren nachgekommen. Dabei wird sich ausschließlich auf die Drittelmitbestimmung in GmbHs des westdeutschen Dienstleistungssektors konzentriert. In dem Papier „Die Aufsichtsratslücke im Dienstleistungssektor. Ausmaß und Bestimmungsgründe“ wird eine Analyse der Verbreitung der Drittelmitbestimmung im westdeutschen Dienstleistungssektor durchgeführt. Während im Industriebereich die Gewährung von Mitbestimmungsrechten äußerst verbreitet war, stellt sich die Frage, ob diese Tatsache auch für den Dienstleistungssektor zutrifft. Letzterer zeichnet sich in Deutschland, im Gegensatz zum verarbeitenden Gewerbe, durch kontinuierliches Wachstum aus. Die Arbeit demonstriert, dass - entgegen den rechtskräftigen Regelungen- weniger als die Hälfte aller GmbHs im westdeutschen Dienstleistungssektor mit 500 bis 2000 Beschäftigten einen Aufsichtsrat und folglich Mitbestimmung auf Unternehmensebene aufweisen. Zur Erklärung der ermittelten Aufsichtsratslücke wird in dem Papier eine ökonometrische Analyse potenzieller Bestimmungsgründe für das verbreitete Fehlen durchgeführt. Diese demonstriert, dass sich sowohl die Organisationsform des Hauptgesellschafters als auch die Beschäftigtenzahl auf die Wahrscheinlichkeit des Bestehens eines Aufsichtsrates auswirken. Das Unternehmensalter spielt als Einflussgröße hingegen keine wichtige Rolle. Das Papier wurde in der Zeitschrift für Industrielle Beziehungen Ausgabe 04/2009 veröffentlicht. Auf eine Replik, die mit dem Artikel veröffentlicht worden ist, wurde in der ersten Ausgabe der Zeitschrift Industrielle Beziehungen 2010 entsprechend mit einer Replik geantwortet (siehe Kapitel 3). Um die resultierenden Ergebnisse besser einordnen zu können, wurden für das zweite Papier „Recht und Realität von Mitbestimmung im westdeutschen Dienstleistungssektor: 11 Fallstudien“ Interviews durchgeführt. Ziel war es insbesondere, die im ersten Papier herausgearbeiteten Bestimmungsgründe für das verbreitete Nicht-Vorhandensein von Aufsichtsräten zu überprüfen. In 11 Befragungen in verschiedenen Regionen Deutschlands erklären Vertreter der Arbeitgeber- und Arbeitnehmerseite, weshalb in ihrem Unternehmen kein Aufsichtsrat existiert. Außerdem wird die Stellung des Betriebsrates sowie die Bedeutung von Mitbestimmung im Allgemeinen erläutert. Die Fallstudien demonstrieren, dass Arbeitgeber und Belegschaft die Bildung von Betriebsräten in der Regel begrüßen. Ein Aufsichtsrat wird hingegen als überflüssig erachtet. Insgesamt zeigt die Analyse, dass Arbeitnehmermitbestimmung auf Abteilungsebene mehr Bedeutung beigemessen wird als in den gesetzlich vorgeschriebenen Institutionen. In dem Papier „The Economic Consequences of one-third Co-determination in German Supervisory Boards: First Evidence for the Service Sector from a New Source of Enterprise Data“ werden mögliche ökonomische Auswirkungen des Drittelbeteiligungsgesetzes analysiert. Unternehmen mit und ohne Aufsichtsräte werden im Hinblick auf ihren Erfolg (Profitabilität und Value added per employee) verglichen. Die Ergebnisse zeigen, dass Unternehmen mit Aufsichtsrat im Schnitt eine höhere Produktivität aufweisen. Mögliche Einflüsse auf die Rentabilität einer Unternehmung erweisen sich als nicht signifikant. Schließlich geht es in dem fünften Papier „One-third Co-determination in German Supervisory Boards and its Economic Consequences. New Evidence for Employment“ um potenzielle Auswirkungen unternehmerischer Mitbestimmung auf die Beschäftigungsentwicklung. Der Aufsatz ist erst der zweite in der Mitbestimmungsforschung, der sich dieser Thematik widmet. In einem Regressionsmodell wird ermittelt, dass die Existenz eines Aufsichtsrates nicht signifikant mit dem Beschäftigungsniveau korreliert. Die Besonderheit des Forschungsdesigns besteht zunächst darin, dass erstmals Unternehmen gleicher Größenordnung und gleicher Branche, die sich insbesondere durch die Existenz eines Aufsichtsrates unterscheiden, in Hinblick auf ihre wirtschaftliche Performanz verglichen werden können. Zusätzlich stellt die Verwendung eines kombinierten Datensatzes ein Charakteristikum der vorliegenden Arbeit dar. Im Rahmen des Dissertationsvorhabens werden Mikrodaten aus Erhebungen der amtlichen Statistik mit Daten aus externen Quellen verknüpft. Grund dafür ist, dass die Erhebungen der amtlichen Statistik keine Informationen über das Vorhandensein eines Aufsichtsrates enthalten. Diese Informationen sowie die Angaben über die Eigentümerstruktur wurden aus einer kommerziellen Datenbank der Firma Hoppenstedt entnommen und im Falle unvollständiger Angaben durch eigene Recherchen ergänzt. Die Verknüpfung findet über einen sowohl in den Mikrodaten der amtlichen Statistik als auch in dem selbständig aufgebauten Datensatz enthaltenen Schlüssel statt, den Angaben zu Registergericht und Handelsregister-Nummer.
Management in der Sozialwirtschaft hat eine besondere Bedeutung im Sinne eines Alleinstellungsmerkmales für soziale Organisationen und Unternehmen, dies soll analog selbstverständlich auch für ein Management der Achtsamkeit in sozialwirtschaftlichen Unternehmen gelten. Wenn Führungskräfte in der Sozialwirtschaft eine erhöhte Selbstaufmerksamkeit und Selbstregulation besitzen, dann strahlt dies auch in die Organisation hinein und steigert insgesamt die „kollektive Achtsamkeit“ im Unternehmen. Insofern ist ein Management der Achtsamkeit eine Lern- und Entwicklungsaufgabe für Führungskräfte in der Sozialwirtschaft. Ergebnisse und Perspektiven für ein Management der Achtsamkeit im Rahmen einer qualitativen Führungskräftebefragung von Spitzenmanager/Innen in der Sozialwirtschaft Der sozialwirtschaftliche Bezugsrahmen ist immer auch einer „Ökonomie des Sorgens“ (CAREÖkonomie) verpflichtet, die einerseits selbstorganisiert und andererseits staatlich oder kommunal orientiert im Sinne einer Daseinsvorsorge zu organisieren ist. Es geht in sozialwirtschaftlich tätigen Unternehmen immer auch darum, dass Verwirklichungschancen von Menschen realisiert, gefördert und vermehrt werden, es geht um Partizipation, Gerechtigkeit und gesellschaftliche Teilhabe. Führungskräfte in der Sozialwirtschaft benötigen zur komplexen Tätigkeit im Management eine Bandbreite von unterschiedlichen Kompetenzen, sie müssen Probleme im Unternehmen frühzeitig erkennen, dazu gehört, dass sie Problemlösungsprozesse initiieren und sachgerechte Lösungen erarbeiten und bewerten können, dass sie Akzeptanz bei den Beteiligten und Betroffenen begründen und Erfolge, Resultate und Wirkungen ihrer Maßnahmen kontrollieren und evaluieren. Bei der Beschreibung von ethischen Kompetenzen sind die Herausforderungen an das Management besonders komplex. Ethik und Ökonomie befinden sich in einem strukturellen Spannungsverhältnis. Für die Entwicklung von ethischer Kompetenz muss den Führungskräften in der Sozialwirtschaft neben dem Handwerkszeug der Betriebswirtschaft und der Sozialen Arbeit auch eine ethische Orientierung vermittelt werden. Zur ethischen Orientierung müssen sich Führungskräfte in der Sozialwirtschaft Fragen nach einem guten Leben und sozialer Gerechtigkeit stellen. Welche Werte sind zu schaffen (sinnvolles Wirtschaften), wie wollen wir in Zukunft leben (attraktive Lebensformen), ist unser Wirtschaften uns selbst zuträglich (gutes Leben, individuelle Lebensqualität), sind wir als Führungskräfte in der Sozialwirtschaft nicht zu einem Management der sozialen Gerechtigkeit verpflichtet und wie sieht eine auf Sorge und Achtsamkeit ausgerichtete Ethik aus? TIETZE definiert in seiner Dissertation: „Management der Achtsamkeit –ethische Kompetenz von Führungskräften in der Sozialwirtschaft“ Management der Achtsamkeit wie folgt: „Handeln in Führungspositionen ist immer ein bewusster Akt, der von Führungskräften in sozialen Kontexten eine besondere Selbstaufmerksamkeit und Selbstreflexion einfordert. Achtsamkeit unterbricht in vielen Alltagssituationen routinisierte Gedanken- und Gefühlsabläufe und führt bei Führungskräften in sozialen Organisationen, die in ihren Entscheidungsprozessen Glaubwürdigkeit, soziale Werte und ökonomische Zweckrationalitäten ausbalancieren müssen, zu mehr Feingefühl, Konzentration und Offenheit für Innovationen und nachhaltige Veränderungen. Insofern ist die Achtsamkeitsorientierung eine qualitativ hochwertige Managementstrategie in der Sozialwirtschaft – sie ist untrennbar verknüpft mit der spezifischen Ethik Sozialer Arbeit.“ So verstanden ist ein Management der Achtsamkeit ein Alleinstellungsmerkmal für soziale Organisationen und Unternehmen. Soziale Gerechtigkeit, CARE-Ethiken, „gute Kaufmannschaft“, nachhaltige Unternehmenskonzepte und Achtsamkeit im Umgang mit den natürlichen Ressourcen, mit den anvertrauten Adressaten und mit sich selbst dürfen keine Gegensätze sein, sie müssen Ausdruck einer neuen ganzheitlichen Sichtweise für ökonomisches Handels in sozialen Unternehmen sein. Die Aussagen einer qualitativen Studie mit Expert/Inneninterviews von Spitzenmanager/Innen der Sozialwirtschaft, die TIETZE im Rahmen seiner o.g. Dissertation durchgeführt hat, bestätigten: Führungskräfte in der Sozialwirtschaft sind „Schlüsselpersonen“ für Werte und ethische Grundüberzeugungen und sie haben eine besondere Vorbildfunktion für achtsames Führungsverhalten. Die öffentliche Reputation eines sozialwirtschaftlichen Unternehmens und sein gutes Image kann dagegen durch Unachtsamkeit in der ethischen Orientierung gefährdet werden. Nach den aktuellen Erfahrungen der weltweiten Wirtschaft- und Finanzkrise ist in seiner Studie auch bei Führungskräften der Sozialwirtschaft eine neue ökonomische „Nachdenklichkeit“ festzustellen. Im Rahmen des Forschungsprozesses konnte ein allgemeiner Wandel in den Einstellungen der Führungskräfte in Richtung Nachhaltigkeit festgestellt werden. Diese positive Entwicklung kann dazu beitragen, dass zukünftig die Integration der unterschiedlichen Handlungskonzepte von Sozialer Arbeit und, Management in der Sozialwirtschaft in der Praxis sozialwirtschaftlicher Unternehmen besser gelingen kann. Ein weiteres Ergebnis der Studie besagt, dass ein Management der Achtsamkeit zukünftig Werteprozesse analysieren und auf überprüfbare und wirksame Instrumente setzen muss, um ethische Reflexion und gelebtes Wertemanagement im Alltag in Entscheidungs- und Führungsprozessen zu steuern. Ethik wirkt dort, wo es gilt unterschiedliche Auffassungen oder Wertepluralitäten auszubalancieren. Die Anteilnahme von Führungskräften am Alltag der Belegschaft in sozialen Organisationen hat dabei eine hohe Bedeutung und ist eine besondere Form der Wertschätzung, gerade in der Mitarbeiterführung müssen sie nach Meinung der Expert/Innen weitaus emphatischer agieren als in anderen Dienstleistungsbranchen. Achtsamkeit stellt einen Wert für sich dar und will in jeder Situation vollständig präsent zu sein. Achtsamkeit verfolgt das Ziel, die Mitarbeiter/Innen sowohl untereinander als auch in Bezug auf die Kunden beziehungsfähiger zu machen. Asymmetrische Beziehungen müssen frühzeitig erkannt, reflektiert und integriert werden. Zu einer Kultur der Achtsamkeit, so die Studie, gehört ein gelebtes Unternehmensleitbild, das immer wieder in praktischen Leitbilddiskursen erarbeitet werden und erneuert werden muss. Führungskräfte haben für eine Kultur der Achtsamkeit eine Vorbildfunktion und sind sich ihrer Wirkung und Verantwortung für ein gelebtes Unternehmensleitbild bewusst. Zu ethischen Fragen und zu Fragen der Moral gehört eine hohe Reflexionsfähigkeit und Reflexionsbereitschaft, die sich im Alltagshandeln der Führungskräfte täglich beweisen muss, d.h. das Leitbilder auch im persönlichen Führungsverhalten der Führungskraft transparent werden müssen. Achtsamkeit ist dabei ein besonderer Ausdruck von Wertschätzung aller am Prozess Beteiligten. In der gegenwärtigen Finanz- und Wirtschaftskrise kann und soll die Sozialwirtschaft eine Initialfunktion übernehmen, so das Fazit des Autors der Studie. Sie ist unbelastet im Hinblick auf die Verursachung der derzeitigen Krise – ist Opfer und nicht Täter. In der Zukunft geht es um eine Rückbesinnung auf Werte wie Vertrauen, Ehrlichkeit, Solidarität, gute Kaufmannsschaft, Achtsamkeit und soziale Gerechtigkeit. In der Zukunft geht es im Management der Sozialwirtschaft um eine neues nachhaltiges Ökonomieverständnis, es geht um die Stabilisierung von sozialen Werten, um soziale Verpflichtungen, Anreizsysteme für wertekonformes Verhalten, Förderung von eigenverantwortlichem Handeln, wertebezogene Karrieremuster und entsprechende Weiterbildungsmaßnahmen. Achtsamkeit, bzw. achtsamer Umgang mit Menschen, der Umwelt und sich selbst ist ein zentrales und innovatives Thema für die Sozialwirtschaft. Der Grad der Achtsamkeit ist entscheidend für die Zukunftsfähigkeit einer humanen und gerechten Gesellschaft. Ein Management der Achtsamkeit stellt daher zukünftig eine zentrale Lern- und Entwicklungsaufgabe für Führungskräfte in der Sozialwirtschaft dar.
Der Arbeitsmarkt für Ältere rückt mit seiner Bedeutung für die Bewältigung der Probleme des demografischen Wandels in den Mittelpunkt des öffentlichen Interesses. Wie gelingt es, Ältere länger als bisher in Beschäftigung zu halten? Wie können ihre Wiedereinstellungschancen erhöht werden? Trotz der verbesserten Arbeitsmarktintegration Älterer der vergangenen Jahre ist die Langzeitarbeitslosigkeit unter ihnen in Deutschland immer noch hoch und deutet darauf hin, dass weiterhin Defizite bestehen. Anders als viele andere untersuchen die hier vorgestellten Arbeiten daher auch die Nachfrageseite des Arbeitsmarktes. Ihnen ist gemein, dass sie sich auf eine Kombination von Individual- und Betriebsinformationen stützen, die mit mikroökonometrischen Methoden ausgewertet werden. Hierdurch ließen sich betriebliches Verhalten wie auch individuelle (Erwerbs-) Lebensverläufe in ihrem Zusammenspiel untersuchen. Kapitel A untersucht, wie Betriebe das Erwerbsaustrittsverhalten ihrer älteren Arbeitnehmer beeinflussen. In Hazardratenmodellen kommt ein spezieller LIAB-Datensatz der Jahre 1996 bis 2004 zum Einsatz, um Bestimmungsgründe für das Ende des individuellen Arbeitslebens zu ermitteln. Dabei kommt zum Vorschein, dass Institutionen wie der Kündigungsschutz, Mitbestimmung und Tarifbindung keine beschäftigungsverlängernde Wirkung entfalten. Es zeigt sich dagegen, dass sie die Position Älterer im Betrieb untergraben und einen frühen Austritt begünstigen. Die Annahme, dass die betriebliche Entscheidung über die Weiterbeschäftigung Älterer in starkem Ausmaß als Anpassungsinstrument des Personalbedarfs bei Nachfrageschwankungen dient, konnte allgemein bestätigt werden. Die Abhängigkeit der Austrittswahrscheinlichkeit von den Umsatzerwartungen des beschäftigenden Betriebes spricht hier eine deutliche Sprache. Andererseits ließen sich auch Anzeichen für Bedingungen finden, unter denen die Generation der Über-50-Jährigen dem Betrieb, dem Arbeitsmarkt und schließlich den Sozialversicherten als Beitragszahler erhalten bleiben kann. Es zeigt sich, dass ein hoher Anteil Jüngerer im Betrieb die Austrittswahrscheinlichkeit Älterer senkt. Der Furcht vor dem technischen Wandel im Zusammenhang mit dem Ziel einer Erhöhung der Erwerbsbeteiligung Älterer konnte hier keine Nahrung gegeben werden. Die Ergebnisse deuten im Gegenteil darauf hin, dass eine moderne technische Ausstattung des Betriebes sich positiv auf die Erwerbsaussichten auch der Älteren auswirkt. Genauso wenig ließen sich nachteilige, kurzfristige Effekte der Einführung neuer Technik nachweisen. Mit den Ergebnissen bestätigt sich die Erwartung, dass beim Übergang aus dem Erwerbs- in die Ruhephase der beschäftigende Betrieb und damit die Nachfrageseite des Arbeitsmarktes eine wichtige Rolle spielen. Eine spezielle Auseinandersetzung widmet Kapitel B dem Kündigungsschutz und seinem Schwellenwert. Es gibt gute Gründe für die These, dass insbesondere Ältere ihre Wiederbeschäftigungschancen durch das geltende Kündigungsschutzrecht und seinen Schwellenwert berechtigt geschmälert sehen. Insbesondere die Sozialauswahl mit ihrer vermeintlichen Schutzfunktion für die ältere Belegschaft stehe einer Neueinstellung Älterer im Wege, so die landläufige Meinung. Diese Vermutung lässt sich durch die Untersuchung der LIAB-Daten nicht bestätigen. Angesichts der verwendeten RDD-Methode, die Gesetzesänderungen als quasinatürliche Experimente nutzt, erweist sich der empirische Ansatz als unabhängig von Fragen der notwendigen Kontrolle von Einflussmerkmalen und der geeigneten parametrischen Form. Genauso wenig ließ sich die Hoffnung bestätigen, dass sich Betriebe durch Weiterbildung allein zu einem verstärkten Einsatz Älterer bewegen lassen. Die in Kapitel C geschätzten Effekte von Weiterbildung auf den Anteil Älterer waren bestenfalls insignifikant. Wieder gingen kombinierte Angaben aus IAB-Betriebspanel und der Beschäftigtenstatistik in die Auswertungen ein. Der möglichen Endogenität der betrieblichen Weiterbildungsentscheidung wurde mittels eines Matching-Verfahrens Rechnung getragen. Der vermutete kausale Effekt betrieblicher Weiterbildung hin zu einem höheren Anteil Älterer konnte in einem Vergleich der Btriebspaare nicht nachgewiesen werden. Hier könnte eine altersselektive Auswahl jüngerer Teilnehmer zu einem Hinausdrängen derjenigen geführt haben, die eben nicht von der Weiterbildungsaktivität ihres Arbeitgebers profitieren.
Die Dissertation thematisiert ein Grundproblem des Managements: Durch welche theoretischen und praktischen Ansätze können angestrebte Ziele besser realisiert werden, und warum scheitern so viele innovative Projektideen? Ziel der Arbeit ist es, in Bezug auf die Ausbildungsplatzsituation jugendlicher Schulabgänger in Dithmarschen / Schleswig Holstein mithilfe von Strategien des Projektmanagements und der Netzwerkentwicklung, verbunden mit den wissenschaftlichen Grundlagen der Systemtheorie, neuartige Konzepte zu entwickeln und zu implantieren. Die Arbeit ist in sechs Kapitel gegliedert: zunächst werden die systemtheoretischen Konzepte und zentralen Begriffe dargelegt als Methode zur Vernetzung der Handlungsfelder. Im zweiten Kapitel folgen dann die Ausführungen zu Projektmanagement und Netzwerkentwicklung als Innovationsstrategien, im Anschluss daran folgen die notwendigen Informationen zur aktuellen Ausbildungssituation für jugendliche Schulabgänger in Dithmarschen, verbunden mit ersten Analysen zu den Akteuren im Praxisfeld, den Wechselwirkungen der Systemelemente und der Hinführung zu den Fragestellungen der empirischen Untersuchung. Die Darstellung der methodischen Grundlagen im vierten Kapitel – es werden im Rahmen der Untersuchung zehn Experteninterviews mit den wesentlichen Akteuren des Ausbildungsmarktes des Landkreises Dithmarschen durchgeführt- begründen sich in ihrem empirischen Ansatz zentral auf die Ausbildungsplatzsituation in Dithmarschen. Projektmanagement und Netzwerkentwicklung sollen basierend auf den gewonnenen Ergebnissen als Innovationsstrategien zur Systemverbesserung im Landkreis dienen. Die Auswertung und Gewichtung der Ergebnisse des empirischen Teils erfolgt in Kapitel fünf, dem zentralen Teil der Arbeit. Anhand der grundlegenden Kategorien wie Kompetenz, Vertrauen, Wissen und Motivation wird aufgezeigt, wie im Projekt Vernetzung durch Kommunikation versucht wurde, aber auch, welche Innovationsmöglichkeiten im Rahmen des Konzeptes eines lernenden Systems ermöglicht wurden. Das Schlusskapitel beinhaltet die systemtheoretische Reflexion mit der Gewichtung der Kategorien Ressource Wissen, Verantwortung, Handlungsfähigkeit, personales Vertrauen und Systemvertrauen- der Ausblick thematisiert Projektmanagement als Grundlage für Kooperation.
Vor dem Hintergrund der 2004 durchgeführten Reform auf dem Handwerksmarkt sollte anhand einer theoretisch-empirischen Analyse überprüft werden, ob Informationsasymmetrien bezüglich der Qualität auf dem Handwerksmarkt in unterschiedlicher Stärke auftreten und dementsprechend auch eine differenzierte Regulierung erfordern sowie inwieweit marktendogene und wirtschaftspolitische Lösungsmöglichkeiten zum Abbau von Informationsasymmetrien auf dem deutschen Handwerksmarkt wirken. Als empirische Datengrundlage wurde dazu eine Haushaltsumfrage durchgeführt, die neben der Ermittlung des Informationsnachfrageverhaltens auch die Beurteilung handwerklicher Qualität durch private Bauherren zum Ziel hatte. Die Befragung zeigt, dass trotz des Meisterbriefes Informationsasymmetrien auf den einzelnen Märkten bestehen, so dass eine über alle Gewerke geltende und den Wettbewerb stark einschränkende Regulierung in Frage gestellt werden muss. Die aus den Ergebnissen der Befragung deutlich gewordene Anwendung marktendogener Reputationsmechanismen zur Lösung von Informationsasymmetrien macht gleichzeitig den Schutz der Konsumenten als Regulierungsbegründung fraglich. Dies wird verstärkt durch die in der Befragung deutlich gewordene hohe Nutzung spezialisierter Dritter, die aufgrund ihrer Fachkenntnis keinen expliziten Verbraucherschutz benötigen sollten. Die Handwerksnovelle 2004 stellt somit insbesondere durch die Auflockerung der Marktzutrittsbeschränkungen aus informationsökonomischer Sicht einen Schritt in die richtige Richtung dar.
Seit ihrem Beitritt zur Europäischen Union gebührt den mittel- und osteuropäischen Staaten zunehmende Aufmerksamkeit seitens deutscher kleiner und mittlerer Unternehmen. Deren internationale Wirtschaftsaktivitäten werden von politischen, kulturellen, unternehmensorganisatorisch-strukturellen sowie infrastrukturellen Unterschieden zwischen Ost und West begleitet. Um daraus resultierende Probleme eigenständig zu überwinden, verfügen kleine und mittlere Unternehmen oft nicht über die nötigen Ressourcen. Deshalb werden unternehmensbezogene Dienstleister, (halb)staatliche Akteure, Verbände, Vereine und ausländische studentische Praktikanten herangezogen. Dieses Buch beleuchtet diese Akteursvielfalt sowie die mit den kleinen und mittleren Unternehmen erarbeiteten Lösungsansätze der internationalisierungsspezifischen Probleme. Ferner werden Handlungsempfehlungen ausgesprochen, die zu einer Beseitigung der weiterhin offenen Probleme führen können. Das Buch richtet sich an Geschäftsführer und Internationalisierungsverantwortliche kleiner und mittlerer Unternehmen, Repräsentanten unternehmensexterner Akteure, Wirtschaftsförderer, politische Entscheidungsträger und Wirtschaftsgeografen.
Das Ziel dieser Arbeit war es, ein Lernarrangement (=Modul) zur Gesundheitsförderung durch „Emotions-zentrierte Selbstreflexion und kollegiale Supervision“ zu entwickeln, zu erproben und hinsichtlich seiner Effekte auf die Gesundheit und Leistungsfähigkeit angehender Sozialassistentinnen und Erzieherinnen zu überprüfen. Mit dieser Untersuchung wurden außerdem erstmalig gesundheits- und leistungsrelevante Persönlichkeits- und Verhaltensvariablen angehender Sozialassistentinnen und Erzieherinnen erhoben, die als Ressourcen, Hilfen und Schutzfaktoren für die gesundheitsförderliche Bewältigung der beruflichen und privaten Anforderungen von besonderer Bedeutung sind. Vor diesem Hintergrund wurde auch das Training der „Emotions-zentrierten Selbstreflexion und kollegialen Supervision“ konzipiert. Neben einer generellen und differenziellen Wirkungsanalyse im Hinblick auf das Modul „Emotionszentrierte Selbstreflexion und kollegiale Supervision“, realisiert durch ein Vorher-Nachher-Kontrollgruppen-Design an einer Stichprobe von knapp 400 Teilnehmerinnen, leistet die vorliegende Untersuchung vor allem einen Klärungsbeitrag darüber, über welche gesundheitsdienlichen Ressourcen Erzieherinnen und Sozialassistentinnen während ihrer Ausbildung verfügen, welche Beziehung zwischen diesen Ressourcen bestehen und welche Skalen sich für eine Eignungsanalyse eignen würden. Ferner wurde ein Instrument zur Erfassung der berufsspezifischen Selbstwirksamkeit von Erzieherinnen und Sozialassistentinnen in Anlehnung an ein Berufseignungsinventar für das Lehramtsstudium entwickelt und hinsichtlich seiner Korrelationen zu den bereits erprobten Skalen überprüft. Die erhobenen Persönlichkeits- und Verhaltensvariablen der Erzieherinnen und Sozialassistentinnen unterstreichen die Relevanz einer frühzeitigen Intervention zur Stärkung personaler Ressourcen, vor allem deshalb, weil einige Erzieherinnen und Sozialassistentinnen nur über besonders gering ausgeprägte personale Ressourcen verfügen. Wichtig wäre vor allem, dass schon zu Beginn der Ausbildung angehende Sozialassistentinnen und Erzieherinnen ihre Passung zwischen den künftigen Berufsanforderungen und ihrem individuellen Eignungsprofil selbst diagnostizieren und sie mit differenziellen Maßnahmen begleitet werden, damit sie sich in eine für sie und ihre Berufsaufgaben günstige Richtung entwickeln können. Gezielte Selbstreflexionen emotionsrelevanter Tagesereignisse und kollegiale Supervision sollten als ein Modul in Aus- und Fortbildung zur Steigerung der Reflexionsfähigkeit, der emotionalen Kompetenz und anderer personaler Ressourcen implementiert und intensiv trainiert werden.
Süßwasserökosysteme stellen für menschliche Gesellschaften verschiedene Ökosystemdienstleistungen wie zum Beispiel Trinkwasser oder Fischressourcen bereit. In der modernen Landwirtschaft kommen große Mengen von Agrochemikalien zum Einsatz, die in die Fließgewässer gelangen und dort zur Schädigung des Ökosystems führen können. Die vorliegende Arbeit trägt wichtige Erkenntnisse zur Abschätzung von Exposition und Effekten bei, die aus dem Eintrag von Pestiziden in Fließgewässerökosysteme resultieren können. Dabei wird eine der umfangreichsten Feldstudien zu den Auswirkungen der Pestizidbelastung in kleinen landwirtschaftlichen Fließgewässern vorgestellt. Die Feldstudie wurde an 29 Bächen in zwei Gebieten Finnlands und Frankreichs durchgeführt und umfaßte die Aufnahme der Zusammensetzung der Invertebratengemeinschaften und eines wichtigen Ökosystemprozesses, dem Blattabbau. Des Weiteren wurde ein Pestizidmonitoring für Verbindungen durchgeführt, die nach den Ergebnissen behördlicher Untersuchungen in ökotoxikologisch relevanten Konzentrationen in den Gewässern vorkommen. Nach der Einleitung (Kapitel 1), werden in den Kapiteln 2-4 neue Methoden zur Erfassung der Pestizidbelastung von Fließgewässern vorgestellt und bewertet. Die Ergebnisse aus der Feldstudie zu den Auswirkungen von Pestiziden werden im Kapitel 5 präsentiert. Im 2. Kapitel wird eine neue Methode zur Erfassung von schwebstoffadsorbierten Pestiziden vorgestellt, bei der die Extraktion mit der beschleunigten Lösemittelextraktion (ASE) durchgeführt wurde. Die Methode zeigte gute Ergebnisse bezüglich Exaktheit und Genauigkeit der Wiederfindung bei der Extraktion 10 polarer und semi-polarer Pestizide verschiedener chemischer Klassen. Bei der Anwendung der Methode auf Schwebstoffproben aus den französischen Bächen wurden Konzentrationen gefunden, die auf Invertebraten toxisch wirken könnten. Zusätzlich wurde in dieser Studie die Geeignetheit von deuterierten Standards der Analyten zur Verwendung als interne Standards während der Extraktion, Aufreinigung und Analytik untersucht. Dabei zeigte sich, daß bei deuterierten Standards mit weniger als 10 Deuteriumatomen Unterschiede im Verhalten zur nicht-deuterierten Verbindung auftreten können. Das folgende Kapitel stellt ein Kalibrationsexperiment zur Ermittlung von Sammelraten für den Chemcatcher® Passivsammler mit polarer Empfängerphase vor. Sammelraten für Passivsammler werden benötigt, um nach der Ausbringung in Gewässern zeitlich-gewichtete Durchschnittskonzentrationen (engl. TWA) berechnen zu können. Für den Chemcatcher® bewegten sich die Sammelraten im Bereich von 0.1 bis 0.5 L pro Tag. Das Kalibrationsexperiment ergab zudem, daß der Chemcatcher® ohne diffusionslimitierende Membran für Felduntersuchungen mit bis zu 14 Tagen Expositionszeit geeignet ist. Die ermittelten Sammelraten werden im 4. Kapitel verwendet, um TWAs für die Freilandexposition des Chemcatchers® in den französischen Bächen zu berechnen. Ferner wird die Leistungsfähigkeit des Chemcatchers® mit zwei weiteren Verfahren zur Erfassung von gewässerbezogener Pestizidbelastung verglichen. Dabei zeigte sich, daß die Probenahme der Wasserphase mit dem Chemcatcher® oder einem ereignisbezogenen Wasserprobenehmer bei polaren und semipolaren Pestiziden ein angemesseneres Bild der Belastung liefert als die Probenahme der Schwebstoffphase. Das 5. Kapitel ist den Auswirkungen von Pestiziden gewidmet und präsentiert eine Risikoabschätzung für die Auswirkungen der Pestizideinträge in die französischen und finnischen Gewässer. Zusätzlich werden potentielle Effekte auf den Blattabbau untersucht und die Anwendbarkeit des „Gefährdete Arten“ (SPEcies At Risk - SPEAR) Index für das länderübergreifende Biomonitoring beurteilt. Das Hauptergebnis der Studie ist, daß Pestizide selbst in Konzentrationen, die bisher als unbedeutend angesehen wurden, sowohl die Struktur der Invertebratengemeinschaften verändern als auch den Blattabbau hemmen können. Des Weiteren war der SPEAR Indikator geeignet, Effekte von Pestiziden über verschiedene Regionen hinweg nachzuweisen. Zusammenfassend weist diese Arbeit nach, daß Pestizide einen wichtigen Störfaktor für Fließgewässerökosysteme darstellen können und liefert Methoden zur Expositions- und Effektabschätzung die in zukünftigen Studien Anwendung finden könnten.
Einhergehend mit politischen, naturbezogenen und konjunkturellen Herausforderungen der Tourismusbranche sehen sich Reisebüros auch im Wettbewerb mit neuen Medien. Beratungsqualität im Face-to-Face Vertrieb muss sich in diesem Zusammenhang der Diskussion stellen, womit traditionelle, konzern-eigene Reisebüros ihre Existenzberechtigung behalten. Die Erfassung persönlicher Faktoren im Gespräch, die weichen Erfolgsfaktoren in Bezug zu Beratungsqualität von Reisebüromitarbeitern, stehen im zentralen Forschungsinteresse. Die daraus resultierenden Fragenstellungen lauten unter anderem: Welche Softskills der Reisebüromitarbeiter sind notwendig, um ein gutes Beratungsgespräch zu führen? Lassen sich Softskills von Reisebüromitarbeitern methodisch erfassen? Was unterscheidet umsatzstarke von umsatzschwachen Beratern in der Reisevermittlung? Die Zielsetzung ist ein innovatives und adaptives Konzept zur Steigerung der Beratungsqualität von Reisebüromitarbeitern und damit zur Erfolgsicherung konzerngesteuerter Reisebüros. Zur Konkretisierung wurde die SERVQUAL-Methode ausgewählt, da sie sich durch eine Doppelskala auszeichnet, um die Lücke zwischen erwarteter und wahrgenommener Beratungsqualität zu messen. Dies bedeutete jedoch auch, dass die Probanden zu jeder gestellten Frage zwei unterschiedliche Antworten geben mussten. Eine zur tatsächlich erlebten, wahrgenommenen Qualität, in dieser Arbeit zur Beratungsqualität und eine zu den subjektiven Erwartungen an die eigene Leistung. Die Mitarbeiterbeurteilung der Beratungsqualität erfolgte durch die SERVQUAL Dimensionen Annehmlichkeit des tangiblen Umfeldes, Zuverlässigkeit, Reaktionsfähigkeit, Leistungskompetenz, Einfühlungsvermögen und wurde um die Dimension Kommunikationsfähigkeit ergänzt. Grund hierfür ist, von Reisebüromitarbeiter werden gleichzeitiges kunden- und auch umsatzorientiertes Arbeiten erwartet. Sie haben dabei einen hohen Anspruch zu erfüllen. Neben dem fachlichen Wissen sind Fähigkeiten in der verbalen und nonverbalen Kommunikation ebenso notwendig wie eine nach innen (zum Konzern, dem Büro und den Kollegen) und nach außen (kundenorientierte) gerichtete Kommunikation. Dies ließ eine Erweiterung des SERVQUALS um Kommunikation für nötig erscheinen. Im weiteren Verlauf wurden auch Schulungen der Reisebüromitarbeiter, in Ergänzung zu früheren Voruntersuchungen, mit einbezogen. Das gewählten SERVQAUL-Verfahren wie auch die Faktorenanalyse boten sich für die vorliegenden Fragestellungen zu den Schlüsselfaktoren der Mitarbeiter geradezu an und haben zu umfangreichen Erkenntnissen geführt. Voraussetzung der gewonnenen Erkenntnisse waren einerseits theoretische Analysen zur Beratungsqualität im Vorfeld, Würdigung bisheriger Untersuchungen des Reisebürovertriebes und die dargestellte empirische Forschung. In der Voruntersuchung wurden die unabgesicherten und subjektiv orientierungsweisende Meinungen der Praktiker hinzugezogen. Konkretisierend zeigt das Ergebnis des mehrjährigen Forschungsprojektes eine eher langfristige Entwicklung der Beratungsqualität von Reisebüromitarbeitern auf. Die Bemühung lag darin, Verbindungen zwischen praktischem Knowhow und Idealvorstellungen von Beratungsqualität mit den Theorien der Wirtschaftswissenschaften zwecks Erkenntnisfortschrittes zu finden.
Der technologische Fortschritt und die zunehmende Verbreitung des Internets haben neue Wege der Leistungs- und Eignungsdiagnostik eröffnet. Der Einsatz von internetbasierten, eignungsdiagnostischen Verfahren - so genannten E-Assessment-Verfahren - ist ein relativ junges Unterfangen. Trotz zunehmender Bedeutung und Verbreitung von E- und Self-Assessments zum Zwecke der Personalauswahl, Personalentwicklung, Karriereberatung oder des Personalmarketings nähert sich die Wissenschaft erst langsam diesem Themengebiet an. Oft werden existierende Papierformen von Tests und Fragebogen einfach als computer- oder internetgestützte Versionen neu aufgelegt. Erfolgversprechender und innovativer ist die Nutzung der technischen Möglichkeiten zur Realisierung neuer Formen der Diagnostik via Internet. Internetbasierte Simulationsverfahren bieten Qualitäten, die von traditionellen Testverfahren nicht erreicht werden können. Bis dato besteht ein Defizit an theoretisch fundierten und testtheoretisch geprüften Online-Simulationsverfahren, obwohl sich insbesondere die simulativen Arbeitsproben als höchst valide zur Vorhersage von Berufserfolg erwiesen haben (Schmidt & Hunter, 1998, 2000). Diese Arbeit leistet einen Beitrag zur Weiterentwicklung von internetgestützten Diagnoseverfahren. Neben der ausführlichen Dokumentation der Entwicklung und Güteprüfung von zwei internetbasierten Simulationsverfahren zur Erfassung von berufsbezogener Problemlöse- und Planungsfähigkeit von angehenden Schulleitern und Führungsnachwuchskräften geht das Buch auch detailliert auf grundsätzliche Fragen der internetbasierten Eignungsprüfung ein. Anhand des hier neu eingeführten Modells des Blended-Assessment werden die spezifischen Potentiale und Risiken sowie konkreten Ansatzpunkte von E-Assessments dargestellt.
Die unternehmensinterne Kommunikation (IK) ist ein brisantes Thema, das bereits aus vielen Perspektiven heraus beleuchtet wurde. Trotz zahlreicher wissenschaftlicher Bemühungen sich dem Thema anzunehmen, ist bei vielen Mitarbeitern von Unternehmen bis heute eine Unzufriedenheit mit der nach innen gerichteten Kommunikationspolitik der Arbeitgeber zu beobachten. Diese lässt eine mangelnde gegenseitige Bezugnahme von Theorie und Praxis vermuten. In der vorliegenden Arbeit wird zunächst untersucht, was genau sich hinter dem „Modewort“ Kommunikation verbirgt. Dabei werden verschiedene Kommunikationsmodelle vorgestellt, die Hinweise darauf liefern, welche Aspekte beim Entwurf einer zeitgemäßen Kommunikationsauslegung zu berücksichtigen sind. Basierend auf den so gewonnenen Erkenntnissen wird ein eigenes Begriffsverständnis abgeleitet, das darum bemüht ist, der hohen Komplexität des Phänomens gerecht zu werden. Hervorzuheben ist dabei, dass Kommunikation immer gleichzeitig einen äußerlichen und einen innerlichen Prozess beschreibt, der es schwierig macht, diesen zu planen bzw. dessen Wirkung vorauszusagen. Wie gleich zu Beginn der Abhandlung erkennbar wird, weisen eine Reihe von Entwicklungen innerhalb von Unternehmen sowie in deren Umfeld auf die Notwendigkeit hin, dass es auch im internen Kommunikationsbereich zu Veränderungen kommt, die den sich wandelnden Rahmenbedingungen der Informationsprozessierung Rechnung tragen. Hervorzuheben sind in diesem Zusammenhang insbesondere „neue“ Organisationsstrukturen, veränderte Ansprüche von Mitarbeitern an die IK und die Durchdringung dieser mit immer neuen Medien. Diese drei grundsätzlichen Tendenzen stehen in direkter Verbindung zueinander und stellen Unternehmen -genau wie ihre Mitarbeiter- vor neue Herausforderungen. Zunächst wird der Medienbegriff näher untersucht, um ein für den Kommunikationskontext sinnvolles Medienverständnis zu formulieren. Medien werden hier als Hilfsinstanz im Kommunikationsprozess verstanden, die es erlaubt, Informationen auch über räumliche und/oder zeitliche Distanzen hinweg zu verbreiten. Eben diese Errungenschaften der Medien bergen gleichzeitig eine Reihe von Risiken, die nicht zuletzt auch den Erfolg von Kommunikation betreffen, der im internen Unternehmensbezug vor allem darin zu sehen ist, dass beim Empfänger von Informationen eine intendierte Reaktion erfolgt. Diese kann sich in einem bestimmten Verhalten, aber auch veränderten Ansichten und Einstellungen des Rezipienten niederschlagen. Da der Medieneinsatz im Rahmen der IK zunehmend an Bedeutung gewinnt, muss diesem Aspekt besondere Aufmerksamkeit zukommen. Wie unter Rückgriff auf verschiedene Kommunikationsmodelle deutlich gemacht wird, kommt es durch die medienbedingte strukturelle Veränderung der Kommunikation zu einer Reihe von Effekten, die meist mit Restriktionen verbunden sind. Sowohl Informations- als auch Kanalvielfalt werden häufig eingeschränkt und führen zu einer veränderten Kommunikationssituation. Für die Akteure bedeutet dies, dass sie mit einem reduzierten Kommunikationsdesign konfrontiert sind, da besonders nonverbale Informationen nicht selten herausgefiltert werden und/oder die Möglichkeit zur direkten Interaktion eingeschränkt wird. Gerade diese für persönliche Kontakte typischen Merkmale sind jedoch von großer Bedeutung für den Kommunikationserfolg. Das Ziel dieser Arbeit ist folglich, zielführende Mittel und Wege auszuloten, die eben beschriebene Defizite medialer Kontakte ausgleichen können und ihre Potentiale voll nutzbar machen. Eine wichtige Rolle spielen in diesem Zusammenhang die verschiedenen Koordinationsweisen von Unternehmen, die weitgehend auch für Kommunikationsprozesse Gültigkeit besitzen. Durch eine Untersuchung und Gegenüberstellung der einzelnen Koordinationsmechanismen wird deutlich, dass besonders solche bei der Abstimmung zwischenmenschlicher Informationsprozesse viel versprechend sind, die auf Beziehungen gestützt sind, also auf freiwilliger Basis ent- und fortbestehen. Kultur und Vertrauen als Repräsentanten dieser Kategorie werden besonders in jüngerer Zeit immer häufiger von der Organisationswissenschaft aufgegriffen. Sie haben im Vergleich zur zweiten identifizierten Gruppe der autoritätsbasierten Koordinationsweisen (z.B. Anweisungen, Regeln) den Vorteil, einen hohen Grad an Allgemeingültigkeit aufzuweisen, auch wenn dazu eine gewisse Vorlaufzeit zur Sammlung gemeinsamer Erfahrungen nötig ist. Eine ausgeprägte Allgemeingültigkeit ist in der Kommunikation deshalb unentbehrlich, weil eine Vielfalt situationsabhängiger Kontextvariablen das Geschehen bestimmt, von der im konkreten Fall nicht alle einzelnen berücksichtigt werden können, ohne hohen Zeit- und Kostenaufwand zu verursachen. So stellt sich heraus, dass nur der kombinierte Einsatz verschiedener Koordinationsformen wirksam sein kann, wobei Kultur und Vertrauen als beziehungsgeleitete Varianten besondere Betonung finden sollten. Kernpunkt der Dissertation ist deshalb eine Analyse einzelner Komponenten dieser Mechanismen, die unerlässlich ist, um ihre Wirkung im Rahmen der Kommunikationsprozessierung detailliert untersuchen zu können. Hier wird deutlich, dass medienbedingte Informationsdefizite und eingeschränkte Rückkopplungsmöglichkeiten erfolgreich durch eine günstige Ausprägung der verschiedenen Kulturbereiche sowie ein hohes Maß an Vertrauen auf verschiedenen Ebenen ausgeglichen werden können. Auf dem Weg zu einem umfassenden Optimierungskonzept der unternehmensinternen (Medien-)Kommunikation wird als abschließender Schritt ausführlich erläutert, wie sich auf Vertrauen und Kultur als Wegbereiter einer effektiven und effizienten zwischenmenschlichen Kommunikation einwirken lässt. Die diesbezüglich herausgearbeiteten Einflussfaktoren lassen sich zunächst grob in zwei Gruppen unterteilen, von denen die eine als personenbezogene und die andere als zwischenmenschliche Erfolgsdeterminante bezeichnet wird. Es geht hier einerseits um die kommunikationsrelevanten Kompetenzen einzelner Mitarbeiter, die sich auf deren Umgang mit Informationen, Medien sowie anderen Personen beziehen und maßgeblichen Einfluss auf die unternehmensinterne Lage von Vertrauen und Kultur in seinen unterschiedlichen Dimensionen üben. Andererseits sind es die im Rahmen der verschiedenen unternehmensinternen Informationsflussrichtungen erkennbaren Kommunikationsbereiche, die ihrerseits einen wichtigen Beitrag zur gezielten Förderung eines ertragreichen Miteinanders leisten. An dieser Stelle kristallisieren sich vielseitige Wirkungszusammenhänge heraus, die in der Arbeit ausführlich dargelegt werden. Zusammenfassend ist festzuhalten, dass Kommunikation im aufgegriffenen Themenkontext gleichzeitig als wichtiger Erfolgsfaktor und anvisierte Zielgröße in Erscheinung tritt, woran deutlich wird, dass Informationsprozesse in gewisser Weise sowohl das Mittel als auch den Zweck der herausgearbeiteten Optimierungsstrategie darstellen. Festzuhalten ist, dass Kommunikationsprozesse unter besonderer Berücksichtigung des verstärkten medialen Einflusses nur auf der Basis gesunder Beziehungen im Unternehmen gleichzeitig rational als auch effektiv sein können. Interne Beziehungen hängen ihrerseits von den Kompetenzen einzelner Mitarbeiter und dem reibungslosen Informationsfluss sowohl in vertikaler als auch horizontaler Richtung ab. Der Fokus bei der Organisation der IK muss folglich auf der Ausgestaltung günstiger Rahmenbedingungen bzw. Voraussetzungen als Grundlage für erfolgreiche Informationsprozesse liegen, während konkrete Einzelfallregelungen und Anweisungen auf diesem Gebiet eine eher untergeordnete Rolle spielen, da diese Mechanismen die hier auftretenden Problemstellungen nur unzureichend aufgreifen.
In jüngster Zeit führten moderne Entwicklungen der Landbewirtschaftung und veränderte ökonomische Rahmenbedingungen europaweit dazu, dass vor allem landwirtschaftliche Grenzertragsflächen brach fielen, während andere Flächen eine Nutzungsintensivierung erfuhren. In dem Bemühen, einem damit verbundenen Flächenverlust naturschutzfachlich wertvollen extensiv genutzten Grünlandes entgegenzuwirken, ist das Konzept der halboffenen Weidelandschaft von zentraler Bedeutung. Eine ganzjährige, extensive Beweidung von großräumigen Weidesystemen mit gemischtartigen Herden soll die Biodiversität halboffener Kulturlandschaften erhalten und einer Ausbreitung von Gehölzen entgegenwirken. Die vorliegende Dissertation beruht auf Untersuchungen, die von 2000 bis 2005 auf einer 180 ha großen Teilfläche des Naturschutzgebietes Höltigbaum am östlichen Stadtrand Hamburgs durchgeführt wurden. Mittels GPS (Globales Positionierungssystem) und GIS (Geographisches Informationssystem) wurde die Raumnutzung von Rindern und Schafen von Januar bis Oktober 2003 untersucht. Jeweils ein Rind sowie ein Schaf wurden mit GPS-Empfängern versehen und ihre Positionskoordinaten alle fünf Minuten gespeichert. Die Positionsdaten wurden hinsichtlich zuvor erhobener räumlicher Faktoren wie Vegetationseigenschaften, Geländehöhe, Gehölzdichte, Entfernungen von Zäunen, Wasserstellen und einem Schafunterstand analysiert, um folgende Fragen zu beantworten: · Welche Lebensräume werden wann und von welcher Weidetierart bevorzugt, werden alle Lebensräume genutzt? · Von welchen Faktoren wird das jeweilige Raumnutzungsverhalten der Weidetiere maßgeblich beeinflusst? · Halten sich Weidetiere in Gehölzen auf bzw. schädigen sie Gehölze? · Ist es sinnvoll, gemischtartige Herden einzusetzen? Die Rinder hielten sich während des gesamten Untersuchungszeitraums vornehmlich in feuchten, produktiveren Habitaten auf, während die Schafe trockene und nährstoffarme Lebensräume bevorzugten. Saisonale Unterschiede im Verhalten der Weidetiere lassen sich bedingt erkennen, doch führte die winterliche Nahrungsknappheit zunächst zu einer noch intensiveren Beweidung der grundsätzlich bevorzugten Lebensräume. In erster Linie wurde die Raumnutzung der Weidetiere von Weideeinrichtungen bestimmt. Die Raumnutzung der Rinder war insbesondere abhängig von der Wasserverfügbarkeit eines Standorts, während die Schafe bevorzugt in der Nähe ihres Unterstandes weideten. Aufgrund der ausschlaggebenden Bedeutung von Weideeinrichtungen wie Tränken, Ställen und Zäunen, sollte deren Positionierung zentraler Bestandteil von Planungen zukünftiger Weidelandschaften sein. Schafe spielten bei der Eindämmung des Birkenaufwuchses eine weitaus bedeutendere Rolle als Rinder. Weißdorne wurden von den Weidetieren in der Regel nicht letal geschädigt. Deutlicher als jahreszeitliche Verhaltensunterschiede waren Verhaltensunterschiede zwischen Rindern und Schafen. Erst die komplementären Raumansprüche der beiden Arten führten zu einer Nutzung aller Lebensräume der Weidelandschaft. Eine extensive Beweidung vorausgesetzt, erscheint die gemischtartige Beweidung mit Rindern und Schafen geeignet für die Pflege und Erhaltung halbnatürlicher Landschaften.
Diese Studie geht der Frage nach, ob die Bodensanierungspflicht des gutgläubigen Grundstückseigentümers, wie sie im Bundes-Bodenschutzgesetz statuiert und vom Bundesverfassungsgericht in seinem Beschluss vom 16.02.2000 begrenzt wurde, verfassungskonform ist. Zur Beantwortung dieser Frage werden zunächst die einzelnen Bodensanierungsmaßnahmen in ihrer Belastungsintensität dargestellt und in die dogmatische Struktur des Art. 14 GG eingeordnet. Hieran anknüpfend erfolgt eine Überprüfung der Gründe, die zur Rechtfertigung des staatlichen Zugriffes auf das Grundeigentum vorgebracht werden, auf ihre Tragfähigkeit hin. Hierbei wird als Ergebnis gefunden, dass die Bodensanierung primär der Beseitigung eines Umweltschadens dient und allenfalls nachrangig der Gefahrenabwehr. Von dieser Erkenntnis ausgehend wird durch einen Vergleich mit einschlägigen nationalen und europäischen Rechtsakten aufgezeigt, dass die Auferlegung der Bodensanierungslast auf den gutgläubigen Grundstückseigentümer neu zu überdenken ist. Die vorgenannte Entscheidung des Bundesverfassungsgericht, die einer eingehenden Überprüfung unterzogen wird, kann nicht als Endpunkt betrachtet werden und vermag eine verfassungsgemäße Handhabung der behördlichen Bodensanierungspraxis nicht zu gewährleisten. Ein Ausblick auf den anstehenden Reformbedarf und wie diesem Genüge getan werden kann, rundet die Arbeit ab.
Im Rahmen der Arbeit wird ein neues Struktur-Prozess-Modell (OASIS-Modell) zur Abbildung von Informationsprozessen im Rahmen touristischer Entscheidungs-prozesse erarbeitet und begründet. Teilaspekte des Modells werden mit Hilfe eines Mehr-Methoden-Ansatzes empirisch überprüft. Ein wesentliches Ziel der Arbeit ist die Untersuchung der Methoden zur Erhebung der Informations-verarbeitung. Dazu liegen eigene Ergebnisse mit drei verschiedenen empirischen Methoden (Befragungen, IDM-Experimente, Eye-Tracking-Experimente) vor. Ein Schwerpunkt der Methodenentwicklung und des Methodeneinsatzes wurde auf die Information Display Matrix gelegt. Dazu wurde mit dem IDM Visual Processors ein komplett neues Experimentalsystem erarbeitet. Das Programm verknüpft flexible Experimentalsituationen mit einer integrierten Auswertungslogik, so dass die Datenanalyse erheblich vereinfacht oder überhaupt erst mit vertretbarem Aufwand ermöglicht wird. Vom System noch nicht geleistete Analyseaufgaben können aufgrund der verwendeten Standarddatenbank mit Hilfe einfacher Datenexports in anderen Systemen erledigt werden. Im Rahmen der Analyselogik werden erstmals auch dreischrittige Transitionen in Echtzeit berechnet. Damit ist es möglich, weitere abgeleitete Koeffizienten mit vertretbarem Analyseaufwand zu generieren.Zentrales inhaltliches Ergebnis der Arbeit ist die Erstellung eines Modells zur Strukturierung und empirischen Überprüfung des Informationsverhaltens von Urlaubsreisenden. Dieses nach seinen fünf zentralen Dimensionen benannte OASIS-Modell vereint 1. Ein fünfdimensionales Informationsfeld 2. Ein Strukturmodell der möglichen Einflussfaktoren nach vier Dimensionen 3. Die Integration der beiden Modellelemente in eine funktionale und zeitliche Dimension des Entscheidungs- und Informationsprozesses. Die Entwicklung des Modells beruhte auf der genauen Analyse von ca. 20 bereits bestehenden Prozess- und Strukturmodellen sowohl des allgemeinen als auch des touristischen Entscheidungs- und Informationsverhaltens. Im Vergleich zu bestehenden Modellansätzen sind damit vor allem die folgenden Fortschritte gelungen: 1. Das Informationsfeld wird durch die Teilung in fünf Dimensionen für die Analyse besser fassbar: Sowohl die Wirkung der persönlichen, situationalen, produktbezogenen und externen Einflussfaktoren auf jede der Dimensionen als auch die Wechselwirkungen zwischen den Dimensionen können empirisch überprüft werden. Zwar ergibt sich allein innerhalb der Dimensionen des Informationsfeldes eine Zahl von 10 bi-dimensionalen und 45 multidimensionalen Wirkungsfeldern, die durch entsprechende Analysen hinterlegt werden müssten. Damit wird aber lediglich die Komplexität des tatsächlichen Informations- und Entscheidungsverhaltens abgebildet. 2. Die vier Dimensionen der Einflussfaktoren erlauben wiederum die Analyse ihrer Wirkung auf das Informationsfeld, aber auch die Analyse ihrer Wechselbeziehungen. 3. Die Einbettung des Strukturmodells in einen längeren Prozess und die Definition einer vier-schrittigen Informationsepisode wird postuliert. Im Zuge der Untersuchung ist es gelungen, mit Hilfe verschiedener Erhebungs- und Analysemethoden Teilbereiche des Modells zu prüfen und zu erklären. Ein gesamtheitliche Überprüfung des Modells wird aber auch in Zukunft kaum gelingen. Insofern gibt es für die zukünftige Forschung nur zwei Wege: Entweder die Komplexität des Modells so weit zu reduzieren, dass es mit einem einheitlichen Analyseansatz greifbar wird (wogegen aber die große Zahl bereits vorhandener Teilmodelle spricht), oder das Modell als Arbeitsrahmen zu sehen, in dem Teilbereiche sukzessive untersucht und überprüft werden. Dieser Weg ist mit der vorliegenden Untersuchung begonnen worden.
Die Arbeit thematisiert die Erklärung der Wahrnehmung von Produkt-, Marken- und Preiseigenschaften und die Bildung von Produkt- und Markenpräferenzen bei Auswahlentscheidungen von Urlaubsreisenden in Bezug auf die Urlaubspauschalreise und deren Einzelleistungsträger Urlaubsdestination, Reiseveranstalter und Hotel mit Hilfe des Involvementkonzeptes. Im theoretischen Teil der Arbeit werden aufgrund konzeptioneller Vorüberlegungen und einer Bewertung bestehender Involvement-Konzepte und Involvementmessinstrumente die konzeptionellen Anforderungen an ein Involvement-Messmodell formuliert. Zum Abschluss des Theorieteils wird ein allgemeines theoretisches Modell, das Involvement-Präferenz-Modell entwickelt. Ziel des Erklärungsmodells ist die Erfassung und Systematisierung der relevanten Faktoren, die das Entscheidungsverhalten von Urlaubern abbilden unter Fokussierung auf das Involvement als zentraler Steuerungsgröße. Aufgrund der herausgehobenen Stellung des Reiseveranstalters bei der Buchungsentscheidung wurde dieser in den Mittelpunkt der empirischen Analyse gestellt. Dabei galt es insbesondere kausale Abhängigkeiten zwischen den Ursachen, Formen und Konsequenzen von Involvement zu untersuchen. Die Auswertung wurde mit LISREL durchgeführt. Die Untersuchung hat gezeigt, dass unterschiedliche Involvementzustände distinkte Wahrnehmungsmuster in Bezug auf Produktqualität, Marke und Preis erzeugen und damit Form und Intensität des Entscheiderinvolvements einen kausalen Einfluss auf die Wahrnehmungsstrukturen von Urlaubsentscheidern im Hinblick auf die Wahrnehmung von Produkt-, Marken- und Preiseigenschaften von Reiseveranstaltern besitzen. Die Implikationen für das touristische Marketing und die Einsatzmöglichkeiten des Modells für die Konsumentenforschung werden zum Abschluss der Arbeit diskutiert.
Systemprotest! Die Arbeit handelt von Kommunikation. Über Systeme, Schemata, Qualität, Nachhaltigkeit, Erziehung und Bildung für nachhaltige Entwicklung. Die Arbeit handelt von der Frage, was gute Bildung für nachhaltige Entwicklung ist. Die Arbeit handelt von den vielen Problemen die auftreten, wenn man solche Fragen stellt. Die Arbeit handelt von Auswegen aus den vielen Problemen, die sich aber erst dann zeigen, wenn man nicht nach ihnen sucht.
Die wiederholte Exposition des Menschen gegenüber inhalierten oxidativen Noxen unterschiedlicher Genese ist ein wesentlicher Faktor bei der Entstehung umweltinduzierter Erkankungen. Zu diesen Noxen gehört neben arbeitsplatzbezogenen Noxen in Form aggressiver Gase und Partikel insbesondere der inhalative Zigarettenrauch (aktiv wie passiv) als Hauptschadstoffbelastung im Innenraumbereich. Das aktive Rauchen, und in geringerem Maße das Passivrauchen, können die Entstehung einer chronisch-obstruktiven Lungenerkrankung (COPD) bewirken. Über die genannten Noxen hinaus kann die Entwicklung der Erkrankung durch andere Umwelt- und Verhaltensfaktoren begünstigt werden. Eine pathophysiologisch bedeutsame Komponente der COPD ist das Lungenemphysem. Es ist durch eine Zerstörung der alveolären Strukturen gekennzeichnet, die sich im Verlust der elastischen Spannung der Lunge und ihrer Gasaustauschfähigkeit widerspiegelt. Da Fibroblasten eine Schlüsselrolle in der Aufrechterhaltung der Struktur der Lunge spielen, fokussierte die vorliegende Arbeit auf umweltinduzierte Veränderungen im Verhalten dieses Zelltyps. Sie ging von der Beobachtung aus, dass Raucher häufig Zeichen einer vorgezogenen Alterung aufweisen, dass oxidative Noxen Zellen in Kultur in einen gealterten Zustand versetzen können, dass gealterte Zellen eine geringere Bereitschaft zur Zellteilung zeigen und dass die Erkrankung Zeichen eines autonomen Progresses aufweist, der nicht alleine durch akute Entzündung erklärt werden kann. Daraus ergab sich die Hypothese, dass parenchymale, d.h. dem alveolären Bereich entstammende Fibroblasten der Lunge Zeichen einer vorgezogenen Alterung (Seneszenz) im Vergleich zu den Zellen von Rauchern ohne Lungenemphysem aufweisen. Derartige Änderungen hätten die Störung der Regeneration der Lunge und somit einen Gewebeabbau im Verlauf der Jahre zur Folge. Im Rahmen dieser Arbeit sollte somit geklärt werden, (1) ob und wie sich das Wachstum der Fibroblasten beim Lungenemphysem von demjenigen der Kontrollzellen unterscheidet, (2) ob der Phänotyp der Fibroblasten von Patienten mit Emphysem Zeichen einer vorzeitigen Alterung aufweist, (3) welche für eine zelluläre Seneszenz möglicherweise relevanten Gene unter den standardisierten Bedingungen der Kultur eine dauerhaft veränderte Expression aufweisen. Auf dieser Basis wurden Lungenfibroblasten aus Operationsresektaten von Patienten mit und ohne Emphysem untersucht. Die Charakterisierung der aus Explantaten gewonnenen Kulturen umfasste zunächst eine Reinheitsbestimmung der Zellkulturen. Hierbei ergab sich, dass in der zweiten Passage nach Primärkultur die Fibroblasten nahezu in Reinkultur vorlagen. Sodann wurde die Zellteilungsrate der Fibroblastenkulturen in beiden Gruppen während der exponentiellen Wachstumsphase quantifiziert. Es wurde eine signifikant verminderte Verdopplungsrate der Fibroblasten von Patienten mit Emphysem beobachtet. Da die Zellen im Abstand von 5-6 Wochen von der Entnahme untersucht wurden, ließ sich schließen, dass die Fibroblasten der Patienten mit Emphysem intrinsisch verändert waren und nicht akuter inflammatorischer Reize bedurften, um sich anders als die Kontrollzellen zu verhalten. Gealterte Zellen unterscheiden sich von nicht gealterten Zellen nicht nur durch eine geringere Teilungsrate, sondern auch durch eine geringere maximale Zahl von Teilungen. 2 Daher wurde in Langzeitkulturen untersucht, ob die langsamere Proliferation beim Emphysem mit einer geringeren proliferativen Kapazität einhergeht bzw. ob die Fibroblasten bei genügend großer zur Verfügung stehender Zeit die gleiche maximale Zahl von Teilungen erreichen, wie die Kontrollzellen. Die Unterschiede der initialen Steigung der Zellteilungskurven waren gleichsinnig zu den in den Kurzzeitversuchen beobachteten Unterschieden. Der Median der maximalen Zahl der Populationsverdopplungen bis zur Stagnation des Wachstums in serieller Passage lag bei den Zellen der Patienten mit Emphysem um ca. 6 Verdopplungen niedriger, wenn auch wegen der großen Streuung innerhalb der Gruppen der Unterschied nicht statistisch signifikant war. Die Analyse der initialen Form der Kurven ergab ebenfalls eine Verschiebung um 6 Verdopplungen bei den Zellen der Patienten mit Emphysem. Dieser Befund bestätigte die Annahme, dass die verminderte Proliferationsrate der Lungenfibroblasten von Patienten mit Emphysem persistierende, intrinsische Änderungen widerspiegelte. Als phänomenologischer Indikator der Zellalterung wurde im nächsten Schritt die Expression der Seneszenz-assoziierten beta-Galaktosidase untersucht. In der Tat fand sich in den Zellen der Patienten mit Lungenemphysem eine signifikant stärkere Aktivität dieses Enzyms, im Sinne einer zellulären Seneszenz. Die Validität dieses Nachweises konnte mittels serieller Anfärbungen bestätigt werden. Einer chronologischen zellulären Alterung liegt i.a. als zentraler Mechanismus die Verkürzung der am Ende der Chromosomen befindlichen Telomeren zugrunde, die als Abwärtszähler der verbleibenden Zellteilungskapazität fungieren. Daher wurden mit Hilfe einer immunologischen Technik die Telomerenlängen vergleichend untersucht. Die Telomerenlängen waren nicht zwischen den Gruppen verschieden und die Wahrscheinlichkeit eines dennoch bestehenden Unterschiedes konnte auf einen Wert von weniger als 5 % berechnet werden. Daher scheint die beobachtete reduzierte Proliferationsrate auf Telomeren-unabhängigen Mechanismen zu beruhen; dies spricht stärker für den Typ einer durch Noxen induzierten als einer chronologischen Seneszenz. Um einen Überblick über die Mechanismen zu gewinnen, die eine derartige Form der Seneszenz charakterisieren, wurde mit Hilfe eines 12.000 Gene umfassenden cDNA-Arrays (Genchip) die Expression (mRNA) einer für das Genom repräsentativen Menge von Genen in Zellkultur exploriert. Eine Auswahl der auf diese Weise qualitativ identifizierten Gene wurde dann in unabhängig angezogenen Zellkulturen mit Hilfe der quantitativen Echtzeit-PCR (qPCR) auf ihre Expression hin überprüft. Der explorative cDNA-Array wurde mit zusammengefassten Proben jeweils dreier Fibroblastenkulturen von Patienten mit und ohne Emphysem durchgeführt; er zeigte summarisch eine größere Zahl ab- als aufregulierter Gene beim Emphysem. Die im Array beobachteten Unterschiede der Genexpression zwischen den Gruppen konnten in der qPCRUntersuchung für die bekanntermaßen Seneszenz-assoziierten Gene IGFBP-3 und IGFBPrP1 bestätigt werden, die beim Emphysem signifikant aufreguliert vorlagen. Beide Gene codieren für Proteine, die die Effekte von Insulin und Insulin-artigen Faktoren steuern. Eine unterschiedliche Expression anderer Gene, die nach Literaturbefunden mit zellulärer Seneszenz assoziiert sind und im Array in der Regel unterschiedlich ausgeprägt gefunden wurden, ließ sich in der qPCR nicht bestätigen; dies betraf FOSL1, LOXL2, OAZ1, CDK4, IGFBP-5, - rP2 (CTGF) und -rP4 (Cyr61). Da eine unterschiedliche Genexpression nicht notwendigerweise eine unterschiedliche Proteinsynthese nach sich zieht, wurde zusätzlich die Proteinmenge von IGFBP-3 im Überstand der Zellkulturen analysiert. In Übereinstimmung mit den Expressionsbefunden fand sich IGFBP-3 vermehrt bei Fibroblasten, die von Patienten mit Emphysem stammten. Die Ergebnisse dieser Arbeit zeigten, dass parenchymale Lungenfibroblasten von Patienten mit Lungenemphysem eine verminderte Proliferationsrate und -kapazität besitzen. In Verbindung mit den Daten der Anfärbung für einen zellulären Seneszenzmarker spricht dies für das Vorliegen eines seneszenten zellulären Phänotyps beim Emphysem. Die Tatsache, dass einerseits die Änderungen in Kultur persistierten und dass andererseits kein Unterschied der Telomerenlängen bestand, legt eine durch epigenetische Mechanismen vermittelte induzierte Seneszenz der Zellen nahe. Die mittels gestaffelter Analyse der Genexpression gefundene Aufregulation von anti-proliferativen Proteinen der Insulinachse wie IGFBP-3 und IGFBP-rP1 in Lungenfibroblasten von Patienten mit Emphysem erlaubt es darüber hinaus, eine Verbindung zwischen dem lokalen Verhalten von Strukturzellen und systemischen, über Insulin und insulinartige Wachstumsfaktoren vermittelten Änderungen zu schlagen. Diese Daten sind neuartig und erscheinen hilfreich für das Verständnis der Pathogenese des Lungenemphysems. Da sie modellhaft das Ergebnis einer chronischen Belastung mit einer Noxe auf Zellen widerspiegeln, ist anzunehmen, dass der in dieser Arbeit verfolgte Ansatz und die diesen Ansatz bestätigenden Daten auch für das Verständnis anderer, durch Umwelt und/oder Verhalten induzierter Erkrankungen förderlich sind.
In der vorliegenden Arbeit wurde der Versuch unternommen, internationalen Einfluss auf die Entwicklung und Implementation des Konzeptes Gesundheitsfördernde Schule in Deutschland näher zu analysieren. Ausgangspunkt der Untersuchung war die in den 90er Jahren immer häufiger gemachte Beobachtung der Aufnahme themenbezogener internationaler Impulse in deutsche bildungspolitische Entscheidungen, pädagogische Richtlinien und Schulversuche - trotz rechtlicher Hindernisse (EU- Subsidiaritätsprinzip und Kulturhoheit der Bundesländer). Zwei Kernfragen bestimmten die Untersuchung: - Gab es relevanten internationalen Entwicklungseinfluss in den 90er Jahren? - Wenn ja: wie war der internationale Einfluss in Deutschland möglich? Die Analyse bestand aus zwei Teilen, einer empirischen Untersuchung und einer Literaturrecherche. Die empirische Untersuchung wurde in zwei Schritten vorgenommen. Im ersten Schritt wurde auf der Basis der Ergebnisse einer Umfrage unter den Kultusministerien aller 16 Bundesländer eine Dokumentation der Entwicklung des Lernbereiches Gesundheitserziehung in Schulen bzw. der Implementation des Konzeptes Gesundheitsfördernde Schule für den Untersuchungszeitraum 1989 bis 1999 erstellt. Im zweiten Schritt wurden, im Rahmen einer besonderen Auswertung dieser Dokumentation, die die Entwicklung in Deutschland bestimmenden internationalen Impulse identifiziert und bewertet. Damit wurde auch die anschließende Untersuchung der Gründe ihrer Aufnahme durch Deutschland möglich. Bestimmt wurde die Entwicklung des Lernbereiches Gesundheitserziehung in Schulen zum Schulentwicklungskonzept Gesundheitsfördernde Schule durch internationale Entwicklungsimpulse der WHO, der Europäischen Kommission und der Europarates, die eine Neuausrichtung des Verständnisses von Gesundheit, die Programmatik der Gesundheitsförderung und die Implementation der Gesundheitsfördernden Schule beinhalteten. Diese Impulse wurden in der vorliegenden Arbeit regelmäßig auf allen relevanten Ebenen des Schulsystems analysiert, ebenso ihre Aufnahmegründe in Deutschland. Inhaltlich konnten sie als eine globale Leitprogrammatik, internationale Leitbegriffe und transnationale Förderprogramme identifiziert werden. Sie stießen in Deutschland, unter Beachtung des EU-Subsidiaritätsprinzips und der Kulturhoheit der Länder, auf nachhaltige politische und fachliche Implementationsbereitschaft, insbesondere aber auch auf fähige und motivierte Akteure. Die Relevanz der Untersuchungsergebnisse wurde für die Bildungspolitik, die Verstetigung des Schulentwicklungskonzeptes Gesundheitsfördernde Schule in der Praxis des Schulalltags und für die Wissenschaft abgeleitet.
Auf der Grundlage einer breit angelegten Identifizierung und Quantifizierung von 79 PAK-Derivaten in Grundwasserproben einer teerkontaminierten Altlast wurde deren Ausbreitungs- und mikrobiologische Abbauveralten im Aquifer untersucht. Dazu wurden im Vorfeld 2 chromatographische Verfahren, 11 verschiedene Extraktionswege und 5 Derivatisierungsverfahren auf ihre Eignung überprüft. Von den 79 zugeordneten PAK-Derivaten konnten im Abstrom 47 positiv nachgewiesen, quantifiziert und einige weitere qualitativ nachgewiesen werden. In Zonen mit niedrigen biologischen Abbauraten zeigten die polaren PAK-Derivate größere Reichweiten in der Schadstoffahne als ihre unpolaren Pendants.
Die vorliegende Dissertation wurde in der Zeit vom September 2002 bis Januar 2005 am Institut für Ökologie und Umweltchemie des Fachbereichs Umweltwissenschaften an der Universität Lüneburg angefertigt. Das Thema dieser Dissertation lautet: "Analyse des Lebenszyklus einer Verpackung anhand der Ökobilanzen. Vergleichende Untersuchung eines Getränkekartons in der Bundesrepublik Deutschland und in der Russischen Föderation". Die Arbeit befasste sich mit der ökologischen Beurteilung der bei der Produktion, dem Verbrauch und der Beseitigung von Getränkeverpackungen entstehenden Stoff- und Energieströme mittels der Ökobilanzmethode. Nach einem umfassenden Überblick des Nutzens, der Durchführung und des Kenntnisstandes der Ökobilanzen und speziell der Ökobilanzen von Getränkeverpackungen in beiden relevanten Ländern wurden an einem Fallbeispiel die Unterschiede zwischen Stoff- und Energieflüssen im Lebensweg eines in der Bundesrepublik Deutschland und in der Russischen Föderation hergestellten Getränkekartons herausgefiltert. Der Untersuchungsgegenstand war neben dem aus drei Stoffen (Zellstoffkarton, Polyäthylen und Aluminium) bestehenden Getränkekarton selbst die eingesetzte Transportverpackung (Tray aus Wellpappe, sowie Holzpalette). Die vergleichende Ökobilanz wurde nach ISO-Normen aus der Reihe 14040ff. zu Ökobilanzen erstellt. Im Rahmen der durchgeführten Untersuchung wurden die relevanten Stoff- und Energieströme aufgrund von Literaturangaben erfasst und anschließend mittels des vom Umweltbundesamt ausgearbeiteten Ansatzes der Wirkungsindikatoren bewertet. Hierbei wurden drei Szenarien differenziert: 1. Durchschnittslage in der Bundesrepublik Deutschland (Szenarium 1), 2. Gebiet Moskau (Szenarium 2) und 3. Gebiet Tyumen (Szenarium 3) in der Russischen Föderation. Für jedes Szenarium wurden 18 Lebenswegabschnitte berücksichtigt, einschließlich der notwendigen Transporte: Primäraluminiumschmelze, Sekundäraluminiumschmelze, Stammholzproduktion, Herstellung von Alufolie, Herstellung von LDPE, Herstellung von Rohkarton, Herstellung von Verbundkarton, Herstellung von Wellpappe, Sägewerk (Herstellung von Holzpaletten), Abfüllung, Handel / Verbrauch, Wertstofferfassung und -sortierung, Altpapiererfassung und -sortierung, Ablagerung von Hausmüll, Ablagerung von Schlacken, Hausmüllverbrennung, Abwasserreinigung, Transporte, einschließlich Mülltransporte. In die Datenerfassung gingen ca. 80 eingehende und 160 ausgehende elementare (direkt der Umwelt entnommene bzw. an die Umwelt angegebene) Stoff- und Energieströme ein, die bei der Wirkungsabschätzung in 13 Wirkungskategorien aggregiert wurden: Treibhauseffekt, Photooxidantienbildung, Eutrophierung von Böden, Eutrophierung von Gewässern, Versauerung, Energieträgerbeanspruchung, Materialienverbrauch, Wasserverbrauch, Forstflächenbeanspruchung, Deponieflächenbeanspruchung, Toxische Schädigung des Menschen, Toxische Schädigung der Organismen und Ökosysteme, Abfallmenge. Die Ergebnisse der Forschung zeigen ein deutlich geringeres Umweltwirkungspotential der in Deutschland erzeugten Getränkekartons, die in allen 13 Wirkungskategorien die günstigsten Werte aufweisen. Besonders groß ist der Vorteil des Szenariums 1 im Vergleich zu einem ungünstigsten Szenarium bei den Kategorien "Deponieflächenverbrauch" (11,4 Mal) und "Aquatische Eutrophierung" (6,4 Mal). In den meisten Wirkungskategorien tragen die in Deutschland hergestellten Getränkekartons etwa um die Hälfte geringer zur Umweltverschmutzung bei, als die in Russland produzierten Getränkekartons. In den Kategorien "Materialienverbrauch", "Forstflächenverbrauch" und "Abfallmenge" ist der Beitrag der deutschen Getränkekartons zur Umweltbelastung nur 2 bis 22% höher, als der von russischen Getränkekartons. Bei den zwei russischen Szenarien verursacht das Szenarium 3, das durch die größten Transportstrecken geprägt ist, in der Regel wesentlich schlechtere Werte, als Szenarium 2. Lediglich in drei Fällen (bei dem Verbrauch von Forstflächen, Materialien und Wasser) schneiden die Szenarien 2 und 3 gleich ab. Werden die Ergebnisse der vergleichenden Ökobilanz lebenswegbezogen betrachtet, lässt sich folgendes Fazit ziehen. Bei der Produktion stammt in allen Szenarien ein erheblicher Anteil der Schadstoffe aus der Packstoffherstellung und deren Vorstufen (insbesondere aus Primäraluminiumschmelzen, Polyethylen- und Rohkartonherstellung). In den Szenarien 2 und 3 wachsen im Vergleich zum Szenarium 1 die Anteile der schädlichen Stoff- und Energieemissionen aus der Beseitigung (insbesondere aus der Müllablagerung) und aus den Transporten, einschließlich der Getränkedistribution.
In der vorliegenden Arbeit wurde ein spurenanalytisches Verfahren zur simultanen Identifizierung und Quantifizierung von Estrogenen in Küstengewässern entwickelt. Für die chemische „target“-Analyse wurden die natürlichen Steroide Estron, 17ß-Estradiol, Estriol, das synthetische Hormon 17α-Ethinylestradiol, die Phytoestrogene Daidzein und Genistein sowie mit Nonylphenol, 4-tert-Octylphenol und Bisphenol A drei weit verbreitete Xenoestrogene ausgewählt. Das Verfahren beinhaltet eine großvolumige Festphasenextraktion von durchschnittlich 49 Litern Oberflächen-wasser mit Hilfe des Copolymers Oasis HLB und eine sich anschließende Extraktaufreinigung an Kieselgel. Von 400 µL Extraktvolumen wurde ein 100 µL Aliquot für die chemisch-analytische Bestimmung der ausgewählten Analyte verwendet. Mit Hilfe der großvolumigen Anreicherung in Kombination mit leistungsstarker Messtechnik, Hochleistungs-Flüssigchromatographie in Kombination mit Elektrospray-Tandem-Massenspektrometrie, wurden Nachweisgrenzen im Bereich zwischen 0,02 (Estron) und 1 ng L-1 (Estriol) erreicht. Bei der Vermessung von Realproben auftretende Signalsuppressionen wurden für jede Probe ermittelt und die Ergebnisse diesbezüglich korrigiert. Die für die entwickelte Methode kalkulierten Wiederfindungen der Extraktion lagen zwischen 52 (4-tert-Octylphenol) and 91% (Nonylphenol). Die Ergebnisse der vorliegenden Arbeit zeigen, dass nicht nur Kläranlagenausläufe und Flüsse vom Eintrag anthropogener Estrogene betroffen sind, sondern auch die Küstenzonen mariner Ökosysteme. Das Vorkommen von Estrogenen in einem umweltrelevanten Konzentrationsbereich und das damit verbundene estrogene Wirkpotenzial im küstennahen Oberflächenwasser der Deutschen Ostsee stellen eine mögliche Erklärung für die in dieser Küstenzone bei Fischen festgestellten Reproduktionsstörungen dar. Vor diesem Hintergrund sollten auch Küstenzonen zunehmend im Fokus wissenschaftlicher Studien zum Thema Endokrine Disruptoren stehen.
Gegenwärtige atmogene N-Einträge in die Lüneburger Heide überschreiten die durch den critical-load für Sandheiden definierte Belastungsgrenze von 10-20 kg ha-1 und zeigen den Handlungsbedarf für eine langfristige Erhaltung dieser geschützten Lebensräume. Die traditionelle Schafbeweidung im NSG Lüneburger Heide kann diese hohen atmogenen N-Einträge kompensieren. Das Herdenmanagement minimiert den Nährstoffeintrag über die Exkremente der Tiere, so dass diesem Transfer nur eine geringe Bedeutung zukommt. Die N-Austräge über das Sickerwasser vor, während und nach den Pflegemaßnahmen spielen nur eine untergeordnete Rolle. Extensive Pflegemaßnahmen wie die Mahd und das kontrollierte Brennen sind nicht geeignet die atmogenen N-Einträge langfristig zu kompensieren. Intensiven Pflegemaßnahmen (Schoppern, Plaggen) gelingt dieses, benötigen aber einen zu langen Bearbeitungszyklus, innerhalb dessen kombinierte Verjüngungsmaßnahmen notwenig werden. Die Pflegemaßnahmen haben Auswirkungen auf die N- und P-Vorräte im Heidesystem und führen großteils zu einer P-Verarmung. Das kontrollierte Brennen beeinflusst den P-Haushalt am geringsten. Eine Kombination des Feuereinsatzes mit anderen extensiven Maßnahmen erscheint daher sinnvoll.
Ausgehend von epidemiologischen Daten, die häufigere Krankenhauseinweisungen aufgrund von Atemwegsbeschwerden sowie Symptome und Medikamentengebrauch bei Patienten mit Asthma nach Perioden erhöhter Ozonbelastung in der Umwelt zeigen, sollte diese Untersuchung die Frage klären, ob Ozon in umweltrelevanter Konzentration die bronchiale Allergenempfindlichkeit am Tage nach der Exposition zu steigern vermag. Es sollte darüber hinaus geklärt werden, ob dieser Effekt auch die als klinisch relevante allergische Spätreaktion betrifft und ob eine wiederholte Exposition gegenüber Ozon diese Effekte verstärkt oder eine Toleranz induziert. Wesentlich war, dass neben der Lungenfunktionsreaktion die Atemwegsentzündung zum Zeitpunkt der Spätreaktion mittels verschiedener, moderner, nichtinvasiver Verfahren erfasst werden sollte. Zu diesem Zweck wurden 11 Probanden mit allergischem Asthma bronchiale, 22 Probanden mit allergischer Rhinitis und 5 Probanden mit asymptomatischer Atopie jeweils einmalig gegenüber gefilterter Luft (FA), 125 ppb oder 250 ppb Ozon sowie an vier aufeinanderfolgenden Tagen gegenüber 125 ppb Ozon exponiert. Hierbei atmeten die Probanden die Testatmosphäre jeweils für 3 h während intermittierender Fahrradbelastung. Am Morgen nach den einmaligen oder der letzten der mehrmaligen Expositionen erfolgte eine einmalige Allergenprovokation. Neben der Lungenfunktion wurde die unspezifische Atemwegsempfindlichkeit auf inhaliertes Methacholin, die spezifische Atemwegsantwort auf inhaliertes Allergen sowie 6 h nach Allergeninhalation die zelluläre und biochemische Zusammensetzung des induzierten Sputums gemessen. Darüber hinaus wurde nach Ozonexposition sowie zu zwei Zeitpunkten nach Allergengabe die Konzentrationen von Stickstoffmonoxid in der Ausatemluft (eNO) und von Wasserstoffperoxid (H2O2) im Atemkondensat bestimmt. Sowohl die funktionelle wie auch die inflammatorische Reaktion auf Allergen und Ozon zeigten starke interindividuelle Unterschiede. Der deutlichste Abfall des Atemstosses (FEV1) zum Zeitpunkt der Sofortreaktion, und in geringerem Ausmaß auch zum Zeitpunkt der Spätreaktion, war nach vorausgegangener einmaliger, hoher (250 ppb) sowie wiederholter, niedriger (4x125 ppb) Ozonexposition zu beobachten. Diese Effekte erreichten bei einzelnen Probanden ein klinisch relevantes Ausmaß. Ferner waren nach diesen Expositionen im Sputum die Zahlen der eosinophilen Granulozyten und die Konzentration der Laktatdehydrogenase (LDH) sowie diejenigen von Histamin und Tryptase als Marker einer allergischen Reaktion am höchsten. Erhöhte Werte für eNO wurden nach den Expositionen gegenüber FA und 125 ppb Ozon beobachtet, sowie zum Zeitpunkt der Spätreaktion. Das exhalierte H2O2 lieferte keine konklusiven Ergebnisse. Am deutlichsten waren die Einschränkungen der Lungenfunktion in der Regel bei den Patienten mit allergischer Rhinitis. Hingegen war bei den Patienten mit Asthma eine deutlichere Verstärkung der allergischen Atemwegsentzündung durch Ozon zu beobachten. Darüber hinaus fand sich auch ein Zusammenhang zwischen der Konzentration des Gesamt- und spezifischen IgE im Blut und dem Ausmaß der Verstärkung der Allergenantwort durch Ozon. Die Daten der vorliegenden experimentellen Untersuchung zeigen, dass die wiederholte Inhalation von Ozon in einer Konzentration von 125 ppb sowohl die Lungenfunktionsantwort als auch die Entzündungsreaktion auf ein inhaliertes Allergen bei Personen mit vorbestehenden allergischen Atemwegserkrankungen verstärken kann. Die in der Untersuchung verwendete Ozonkonzentration kann als umweltrelevant gelten, da sie die regelhaft gefundenen Spitzenwerte in Gegenden hoher Ozonbelastung repräsentiert. Diese Daten tragen dazu bei, die epidemiologische beobachteten Assoziationen zwischen Ozon und Asthma kausal zu verstehen.
Der Münchener Philosoph und Spiritist Carl du Prel (1839–1899) gehörte mit seinen Büchern (Philosophie der Mystik, Der Spiritismus, Das Rätsel des Menschen u.a.) zu den wichtigsten Vertretern der spiritistischen/okkultistischen Szene Deutschlands dieser Epoche. Seine Verdienste lagen zwar auch in einer, wenn auch weniger konkreten und systematischen empirischen Erforschung spiritistischer Phänomene oder als paranormal geltender Erscheinungen, doch vielmehr darin, als philosophischer Theoretiker den Spiritismus konzeptionell und theoretisierend zu durchdringen, indem er versuchte das Feld ‚wissenschaftlich’ aufzuarbeiten und gedanklich zu ordnen. In den Augen heutiger Wissenschaftler liegt seine Bedeutung in erster Linie in seiner Einflussnahme auf Literaten- und Künstlerkreise, in denen er die Funktion des Ideengebers übernahm. Gleichwohl fehlt bis heute eine umfassende Biografie, die sich mit den zahlreichen Facetten und verschiedenen Aspekten seiner Person und seines Lebens beschäftigt und gleichzeitig eine Neueinordnung seines Schaffens und Wirkens bewirkt. Diese Arbeit soll zum einen diese Lücke in der Kulturgeschichtsschreibung zu schließen helfen, und darüber hinaus ein Quellennachschlagewerk für all jene sein, die sich in Zukunft auf den verschiedenen Gebieten der Kunst, der Literatur und der Wissenschaft mit der Kulturgeschichte des ausgehenden 19. Jahrhunderts und dem Auftauchen der Strömung des Spiritismus beschäftigen wollen. Vergleichbar mit dem Blick auf die Spitze eines Eisbergs soll die vorliegende Arbeit einen ersten Einblick in bislang unbekanntes Datenmaterial einer subkulturellen Strömung einer ganzen Kulturepoche - der Gründerzeit und dem Historismus - geben. Die Recherchearbeiten für diese Arbeit brachten eine Fülle neuen Materials zutage, darunter etwa 700 Briefe und nahezu die vollständige Anzahl aller jemals von Carl du Prel veröffentlichten und unveröffentlichten Zeitungsartikel und Essays. Unter den Briefen findet sich die Korrespondenz zwischen Carl du Prel und dem ‚Philosophen des Unbewussten’, Eduard von Hartmann (1842–1906), die eine jahrzehntelange wechselvolle Briefbeziehung belegt. Des Weiteren finden sich Korrespondenzen mit dem Kantexperten Hans Vaihinger (1852–1933) und Alexander Aksakow (1832– 1903), dem damals bedeutendsten Netzwerker des Spiritismus in Europa. So kann man aus dem Briefwechsel zwischen Hartmann und du Prel unter anderem lesen, dass Hartmann du Prel offenbar zunächst zu seinen astronomisch- evolutionstheoretischen Spekulationen angeregt hatte, was diesen schließlich zum Spiritismus brachte und worüber es später zu einem Bruch zwischen Hartmann und du Prel kam. Der Schwerpunkt dieser Arbeit liegt in der Konzentration auf eine dokumentarische Binnensicht des Philosophen und ‚Seelenforscher’ Carl du Prel und der Rekonstruktion seiner soziokulturellen Netzwerke, begründet durch die Fülle des Materials. Du Prel zum einen als Briefschreiber in einem Umfeld von Gelehrten und Kulturschaffenden zu lesen, die sich gegenseitig in ihren Ideen befruchteten und immer neue Impulse in ihrem Schaffen gaben, gibt uns die Möglichkeit, ihm genauer in seiner Entwicklung und im Werden seiner Ideen zu folgen. Gleichzeitig erhält man einen Eindruck davon, wie er versuchte, durch seine Briefkontakte auf außeruniversitärem Weg Einfluss auf die damalige Gelehrtenwelt und einige Geistesgrößen zu nehmen. Zum anderen lernen wir ihn in einer Vielzahl von größeren und kleineren, wichtigen und unbedeutenden Zeitschriften als Feuilletonist in eigener Sache kennen. Hier versucht er auf direktem Wege Einfluss zu nehmen auf bestimmte Gruppierungen der Bevölkerung. Mit der Betrachtung dieser beiden Säulen seiner Wissens- und Erkenntnisvermittlung wird deutlich, dass du Prel bis in kleine Ausdifferenzierungen hinein zum Prototypen eines Wissenschaftspopularisiers in Sinne Andreas W. Daums (Wissenschaftspopularisierung im 19. Jahrhundert, München 2002) wurde, auch wenn es auf den ersten Blick so scheint, als gebe es keine Verbindung zwischen ihm und den klassischen Popularisierern wie Ernst Haeckel. Das zweite Kernelement dieser Arbeit wird, neben der Darstellung der Biografie und des Netzwerks, in welches sie eingebunden ist, die genauere Darstellung von du Prels Popularisierungsmechanismen sein. Mit dieser Arbeit wird zum ersten Mal ein Kompendium von neuen Materialien in Form von Quellen, Briefen und darüber hinaus eine umfangreiche Bibliografie erstellt und zugänglich gemacht.