370 Bildung und Erziehung
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Überzeugungen gelten als eines der bedeutsamsten Konstrukte der empirischen Bildungsforschung (Fenstermacher, 1979) und als grundlegender Bestandteil der professionellen Kompetenz von Lehrkräften (Baumert & Kunter, 2006). Professionelle Kompetenz wird derzeit vor allem vor dem Hintergrund aktueller Herausforderungen der Lehrkräftebildung diskutiert, zu denen unter anderem der Umgang mit sprachlich-kultureller Heterogenität zählt (Koch-Priewe & Krüger-Potratz, 2016). Die vorliegende kumulative Dissertation untersucht die Überzeugungen angehender Lehrkräfte hinsichtlich sprachlich-kultureller Heterogenität in Schule und Unterricht anhand der folgenden Forschungsanliegen, die in jeweils einer Publikation umgesetzt wurden: 1. Ableitung eines theoretischen Modells zu den professionellen Überzeugungen von Lehrkräften hinsichtlich sprachlich-kultureller Heterogenität (Fischer, 2018) 2. Entwicklung eines Instruments zur empirischen Erfassung der professionellen Überzeugungen angehender Lehrkräfte zu sprachlich-kultureller Heterogenität (Fischer & Ehmke, 2019) 3. Untersuchung der Veränderbarkeit von professionellen Überzeugungen angehender Lehrkräfte zu sprachlich-kultureller Heterogenität (Fischer & Lahmann, 2020) Das sich nun anschließende Rahmenpapier bettet die Publikationen in einen übergeordneten theoretischen Kontext ein und diskutiert übergreifend die Frage, welche Beiträge die theoretische Konzeptualisierung und empirische Erfassung des Konstrukts der Überzeugungen hinsichtlich sprachlich-kultureller Heterogenität für die Lehrkräftebildung leisten können. Das Rahmenpapier schließt mit Empfehlungen für Forschung und Lehrkräftebildung.
Im Rahmenpapier wird der Forschungsstand zum Lernen in verlängerten Praxisphasen während des Lehramtsstudiums anhand eines adaptierten Angebot-Nutzungs-Modells aufgearbeitet und es werden drei durchgeführte Teilstudien beschrieben. Diese Teilstudien fokussieren (a) die Kooperation von Lehrkräftebildner/-innen zwischen erster und zweiter Ausbildungsphase, (b) das Forschende Lernen der Studierenden während des Langzeitpraktikums und (c) Unterrichtsbesprechungen unterschiedlicher Lehrkräftebildner/-innen aus Schule, Universität und Vorbereitungsdienst. Die Ergebnisse werden zusammenfassend diskutiert und Implikationen für Forschung und Lehrkräftebildung abgeleitet.
Seit der Jahrtausendwende sollen Schulen in Deutschland evidenzbasiert gesteuert werden. Eine wichtige Rolle spielt dabei die Rückmeldung von Informationen auf verschiedenen Ebenen des Schulsystems. Darüber, ob und wie entsprechende Maßnahmen wirken, ist bislang jedoch nur wenig bekannt. Die vorliegende Arbeit beschäftigt sich daher mit den Fragen, ob eine evidenzbasierte Schul- und Unterrichtsentwicklung im Kontext Neuer Steuerung gelingen kann, wie Wirkungen systematisch evaluiert werden können und welche Mechanismen und Kontextbedingungen dafür verantwortlich sein können, dass Wirkungen zu beobachten sind oder nicht.
Lehrkräfte benötigen professionelle Kompetenzen, um den spezifischen Bedürfnissen von mehrsprachigen Schülern gerecht zu werden. Gelegenheiten zum Kompetenzerwerb im Bereich sprachlicher Heterogenität sind daher unerlässlich in der Lehramtsausbildung. Um angemessene Lerngelegenheiten identifizieren und evaluieren zu können, werden in dieser Arbeit zum einen die kognitiven und motivational-affektiven Facetten professioneller Kompetenz für den Bereich Sprachliche Heterogenität modelliert. Zum anderen werden ein Testinstrument zur Messung der kognitiven Facetten (DaZKom-Test) sowie ein Fragebogen zur Erfassung motivational-affektiver Facetten vorgestellt. Die vorliegende Arbeit informiert über die Validierung der Testwertinterpretation des DaZKom-Tests, die Identifizierung von Typen bezogen auf ihre Überzeugungen zu Mehrsprachigkeit in der Schule bei angehenden Lehrkräften, und stellt ein erweitertes theoretisches Kompetenzmodell vor, welches einen internationalen Vergleich von Kompetenzen (angehender) Lehrer ermöglicht. Anhand der gewonnenen Ergebnisse dieser Arbeit ist ein besseres Verständnis der Lehramtsausbildung in Bezug auf den Umgang mit mehrsprachigen Schülern möglich.
Das Nationale Bildungspanel (NEPS) untersucht wie sich Kompetenzen, unter anderem die mathematische Kompetenz, über die Lebensspanne entwickeln, wie diese die Bildungskarriere beeinflussen und inwiefern die Kompetenzentwicklung von Lerngelegenheiten abhängig ist. Erhoben werden die Daten mit Hilfe eines Multi-Kohorten-Sequenz-Designs, wobei in allen Bildungsetappen verschiedene Instrumente zum Einsatz kommen (Blossfeld & von Maurice, 2011). Um diese Daten sinnvoll nutzen zu können, müssen sie valide Testwertinterpretationen zulassen. Diese Arbeit leistet einen Beitrag zur Validierung der National Educational Panel Study (NEPS)-Testwertinterpretationen, indem der Mathematiktest für die neunte Klassenstufe (K9) umfassend analysiert wurde. Dabei wurde geprüft, ob die Unterschiede in der beobachteten Testleistung die Unterschiede in der mathematischen Fähigkeit wiedergeben, wie diese im NEPS-Rahmenkonzept definiert sind. Für die Validierung wurde eine Argumentationskette für den NEPS-K9-Mathematiktest, angelehnt an den Argument Based Approach von Kane (2013), entwickelt. Für die Auswertung wurde der scientific use file der NEPS-Haupterhebung 2010 verwendet. Die Stichprobe dieser Studie bestand aus 15239 Schülerinnen und Schülern der neunten Jahrgangsstufe. Für die Untersuchung der Zusammenhänge des NEPS-Mathematiktests mit anderen Messungen mathematischer und nicht mathematischer Kompetenz wurde zusätzlich eine Validierungsstudie durchgeführt. Zur Erfassung der mathematischen und naturwissenschaftlichen Kompetenz wurden in dieser Studie neben den NEPS-Testinstrumenten Aufgaben aus dem Programme for International Student Assessment (PISA) und dem IQB-Ländervergleich (LV) eingesetzt. Zusätzlich wurde ein kognitiver Fähigkeitstest verwendet. Insgesamt wurden 80 Schulen mit 1965 Schülerinnen und Schülern der neunten Klassenstufe für die Teilnahme an der Studie ausgewählt. Zur Vorbereitung des Validitätsargumentes wurden Literaturreviews bereits veröffentlichter Analysen und ein Expertenreview zu den Merkmalen der NEPS-Mathematikaufgaben durchgeführt. Des Weiteren wurden die Kompetenzdaten mit Hilfe von Modellen der Item Response Theorie skaliert und dimensional analysiert. Außerdem wurden korrelative Zusammenhänge mit Kriterien mathematischer Kompetenz berechnet. Die Ergebnisse liefern viele Hinweise bezüglich der Validität der Testwertinterpretationen, jedoch wurden auch einige Einschränkungen und weiterer Forschungsbedarf aufgezeigt. Beispielsweise ließ sich die Annahme der Eindimensionalität des NEPS-Mathematiktests nicht bestätigen. Außerdem wären weitere Analysen bezüglich des Zusammenhanges mit geeigneten Kriterien für die Zieldomäne Mathematische Kompetenz für eine Erweiterung der Testwertinterpretationen wünschenswert. Die gefundenen Evidenzen stützen jedoch die Testwertinterpretation ´die Unterschiede in der Rangfolge der beobachteten Testleistung deuten auf Unterschiede in der Rangfolge der Ausprägung der mathematischen Kompetenz, wie diese im Rahmenkonzept definiert wird´. So konnten für die Zieldomäne relevante Teilkompetenzen in den NEPS-Aufgaben identifiziert werden, waren die Bewertungskriterien angemessen und wurden erwartungsgemäße Zusammenhänge mit den Mathematiktests aus dem LV und PISA gefunden. Auf diese Weise konnte eine vollständige Argumentationskette für den NEPS-K9-Mathematiktest entwickelt, sowie Empfehlungen für die Stärkung und Erweiterung der Testwertinterpretation empfohlen werden. Der Argument Based Approach von Kane erwies sich dabei als hilfreicher Ansatz, in welchem die Vorgaben der Standards for Educational and Psychological Testing (American Educational Research Association, American Psychological Association, National Council on Measurement in Education, 2014) berücksichtigt werden konnten.