Filtern
Dokumenttyp
- Dissertation (1)
- Magisterarbeit (1)
Schlagworte
- Begabung (1)
- Begabungsbegriff (1)
- Bildungsforschung (1)
- Biografieforschung (1)
- Intelligence (1)
- Intelligenz (1)
- Kognition (1)
- Kognitionsforschung (1)
- Lebenslauf (1)
- Research on Education (1)
Institut
Diese Dissertation beschäftigt sich mit dem Zustandekommen von Bildungsentscheidungen in Lebensläufen höherer Schüler vor dem Hintergrund der Situationsentwicklung der ´Langen Wellen des Bildungsystems´ mit den Prozessen der Stagnation und des Wachstums und damit der sozialen Schließung bzw. Öffnung der Beteiligung unterschiedlicher sozialer Schichten an höherer Bildung und der damit verbundenen generellen Abwertung bzw. Aufwertung der Bedeutung von höherer Bildung. (vgl. Nath 2001; Nath/ Dartenne 2008) Als Untersuchungskorpus dient hierfür der GVK, in dem für den Zeitraum von 1845 - 1945 mit Hilfe einer Zufallsauswahl 79 Autobiographien höherer Schüler/innen ausgewählt wurden. Deren Lebensläufe wurden methodisch, auf Basis eines besonders an Bourdieu´s Kapitalsorten und Luhmanns Systemtheorie orientierten theoretischen Rahmens, mit Hilfe eines nach der strukturierten Inhaltsanalyse nach Mayring gestalteten Kategoriensystem überprüft. (vgl. Mayring 2007) Die hierbei gewonnenen Erkenntnisse über die unterschiedlichen Voraussetzungen sind nach kulturellen und ökonomischen Bildungsmöglichkeiten und der Auseinandersetzung im Bildungssytem differnziert und geben damit sowohl Auskunft über die Beschaffenheit von Lebensläufen höherer Schüler/innen, als auch über deren Ausgleichs- und Aneignungsprozesse, besonders bei denjenigen, die nicht von vorne herein mit bildungsförderlichen Voraussetzungen in der Familie in Kontakt kamen. Hierfür, so konnte diese Untersuchung zeigen, war im Besonderen das Eigenengagement der Autoren über die Nutzung außerschulischer Bildungsmöglichkeiten und das ökonomische Eigenengagement verantwortlich, welches bei diesen Autoren zu einer Ausbildung von ´Widerstandfähigkeit´ gegenüber äußeren schlechteren Bedingungen führte. Die gewonnenen quantifizierbaren Daten der unterschiedlich gearteten Lebensläufe konnten hieraufhin in Lebenslaufgruppen zusammengefasst und auf der Metaebene mit den ´Langen Wellen des Bildungssystems´ verglichen werden. (vgl. Nath 2001; Nath/ Dartenne 2008) Die Ergebnisse zeigen dabei eine gegenläufige Entwicklung zu den Prozessen der Langen Wellen, indem die weniger privilegierten Autoren ihren Bildungserfolg besonders signifikant in Stagnationsphasen und die vorausetzungsvolleren Autoren in Wachstumsphasen generierten. Bei den weniger privilegierten Autoren begründet sich dies, so die These, über das erbrachte Eigenengagement in den Sozialsystemen und die ausgebildete ´Widerstandfähigkeit´ gegenüber äußerer Abwertung von höherer Bildung. Somit richtet sich die Untersuchung im Besonderen an Leser mit dem Interesse an qualitativer und quantitativer historisch empirischer Bildungsforschung und ist darüber hinaus für die Leser interessant, die sich mit Bildungsentscheidungen und dessen Zustandekommen auseinandersetzen.
Ausgangspunkt für diese Arbeit ist der Aufsatz „Vom statischen zum dynamischen zum statischen Begabungsbegriff?“ des Psychologen Franz E. Weinert von 1984, in welchem er nicht nur auf die immer wieder thematisierte „Ideologie-Anfälligkeit“ der individuellen Auffassung von Begabung hinweist, sondern auch die weiter reichende These aufstellt, dass die Beantwortung der „eminent wichtige[n] Fragen nach den Möglichkeiten und Grenzen der Bildbarkeit des Menschen“ insgesamt zeitgeistabhängig sei. Weinert konstatiert das „Aufbrechen eines ungeheuren pädagogischen Optimismus“ in den 60er Jahren und seine Ablösung durch eine verstärkt erbtheoretisch orientierte Phase in den 70ern. Diesem hypothetischen Wandel der Diskussion über personale Bildungsdispositionen seit 1945 geht die vorliegenden Untersuchung nach, indem sie systematisch wissenschaftliche Aufsätze zu diesem Thema in der Zeitschrift Die Sammlung (1945-54) und der Zeitschrift für Pädagogik (1955-94) untersucht. Die Arbeit gliedert sich in drei Teile. Der erste theoretische Teil gibt einen einführenden Überblick über die für die Untersuchung relevanten Themenbereiche, Begriffe und Theorien. Im zweiten Teil wird der Forschungsansatz der Untersuchung methodologisch eingeordnet und das methodische Vorgehen ausführlich dokumentiert. Der dritte und letzte Teil beinhaltet die eigentliche Auswertung der Untersuchung. Hier werden die Ergebnisse dargestellt und interpretiert. Die These Weinerts zur Zeitgeistabhängigkeit der Auffassungen über personale Bildungsdispositionen wird durch die Ergebnisse der Untersuchung insofern bestätigt, als dass es Veränderungen in der Diskussion gibt, die sich nicht auf entsprechende Veränderungen des wissenschaftlichen Erkenntnisstandes zurückführen lassen. Die von Weinert angeführte „zweimalige wissenschaftliche Umorientierung“ in den 60er und 70er Jahren kann für die Diskussion in der ZFPÄD allerdings nicht behauptet werden.