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Dass die Gleichberechtigung von Menschen ebenso wie die Würde eines jeden Menschen etwas Gutes ist – dem werden in einer demokratischen und pluralistischen Gesellschaft die meisten zustimmen können. In der praktischen Umsetzung dieser abstrakten Aussage jedoch zeigen sich Probleme. In dieser Arbeit geht es um die Herausforderung, wie die gesellschaftlich reale Vielfalt und die Ideale der Menschenrechte und der Gleichheit sprachlich umgesetzt werden können bzw. wie es gelingt, angemessene Begriffe für umstrittene Sachverhalte zu finden. Diskriminierungssensible Sprache im Sinne dieser Arbeit ist eine Sprache, die sich bemüht, Minderheiten, nichtprivilegierte Personen und Standpunkte zu erkennen, zu achten und angemessen zu berücksichtigen. Sie könnte auch als gerechte Sprache, Sprache der Vielfalt und Gleichheit, menschenfreundliches oder „anerkennungsorientiertes Sprechen“ bezeichnet werden. Hinsichtlich der Bemühungen um sprachliche Umsetzung sozialer Gerechtigkeit ist in unserer Gesellschaft ein oft heftig geführter Streit entbrannt. Auf der einen Seite fordern Gruppen, die bisher wenig Gehör fanden, in der Gesellschaft mehr Beachtung und Teilhabe ein. Sie wollen Ungleichheiten z.B. aufgrund der geschlechtlichen oder ethnischen Zuschreibungen nicht mehr akzeptieren und verlangen von ihren Mitmenschen, dass dies u.a. in der Art, wie über und mit ihnen gesprochen wird, zum Ausdruck kommen möge. Denn, so ihr Argument, die alten sprachlichen Formulierungen würden der Vielfalt nicht gerecht, repräsentierten sie nicht und seien oft ausgrenzend. Durch die Beibehaltung historisch überlieferter Bezeichnungen würden veraltete Denkmuster und Machtstrukturen, die als lange überwunden behauptet oder geglaubt werden, faktisch fortgesetzt.
Auf der anderen Seite möchten viele die alten sprachlichen Regeln und Gewohnheiten beibehalten. Sie empfinden neue Wortschöpfungen als überflüssig oder falsch, „verlogenen Scheißdreck“ und „Sprachverhunzung“ oder als „Genderwahnsinn“.Es wird sich über sprachliche Selbstbezeichnungsversuche wie z.B. von LGBTQIA2S+1-Personen in abwertender Weise geäußert. Und es wird kritisiert, neue Formulierungen seien nicht lesbar, zu kompliziert, änderten sich zu häufig und führten dazu, dass
niemand mehr wisse, was ‚man‘ noch sagen dürfe bzw. was die ‚richtige‘ Bezeichnung sei. Mitunter wird auch die Einschränkung der Rede-, Denk- und Wissenschaftsfreiheit durch Hypermoralismus bzw. eine Überempfindlichkeit der von Diskriminierung Betroffenen behauptet.