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Die Dissertation leistet einen Beitrag zur Erforschung der Schriften John Stuart Mills, indem darin Mills rudimentär ausformulierte Denkfigur und Forschungslücke der "Art of Life" untersucht wird. Die Autorin erweitert die traditionelle Interpretation Mills als klassischem Utilitaristen um einen geschärften Blick auf Mills Handhabung des antiken Theorieelements der Tugend. Drei überlappende thematische Zugänge – Lust, Charakter, Glückseligkeit - dienen der Veranschaulichung und Stärkung der These, wonach es sich bei Mills Theorie um eine hedonistische, perfektionistisch gefärbte Theorie der guten Lebensführung handelt. Der methodische Rückgriff auf die Lust- und Glückskonzeption des Aristoteles erlaubt es Mills differenzierte Auffassung von Lust bzw. Freude zu ergründen, die Rolle des menschlichen Charakters für das (moralische) Handeln festzustellen und eudemische Spuren im Verständnis von Glück aufzudecken. Abschließend bietet die Dissertationsschrift eine Interpretation der Schriften Mills als Lebenskunstphilosophie mit moralischen und außer-moralischen Ebenen und zeigt Anschlusspotentiale zu antiken, sowie zeitgenössischen (Lebenskunst) Theorien auf.
Die rechtlichen Risiken und Rechtsunsicherheiten bei einer grenzüberschreitenden beruflichen Tätigkeit sind vielseitig und nicht zu unterschätzen. Hinzu kommt, dass es bislang noch keine eindeutigen rechtlichen Regelungen für mobiles Arbeiten im Ausland gibt, sodass vorerst nur auf allgemeine Grundsätze zurückgegriffen werden kann. Unternehmen laufen damit schnell Gefahr, die Risiken, die im Hinblick auf mobiles Arbeiten im Ausland drohen, zu übersehen und Anfragen ihrer Mitarbeiter vorschnell, ohne sich mit den hiermit verbundenen rechtlichen Konsequenzen auseinanderzusetzen, zu genehmigen. Ziel dieser Thesis soll es sein, Arbeitgeber und ihre Mitarbeiter auf die Risiken von mobiler Arbeit im Ausland aufmerksam zu machen, ein Problembewusstsein für die gegenwärtigen Rechtsunsicherheiten zu schaffen und davon ausgehend Gestaltungsmöglichkeiten für einen rechtssicheren Umgang mit mobiler Arbeit im grenzüberschreitenden Bereich zu formulieren. Hierfür wird im Zuge der Arbeit ein Leitfaden zur rechtskonformen Ausgestaltung von mobiler Arbeit im Ausland konzipiert. Da der Umfang der Bachelorarbeit beschränkt ist, soll der Fokus im Rahmen dieser Thesis auf mobiler Arbeit im EU-Ausland liegen. In diesem Rahmen werden die Risiken im Hinblick auf ausgewählte steuerrechtliche sowie arbeitsrechtliche Fragestellungen herausgearbeitet.
Die institutionelle Bildung, Erziehung und Betreuung für Kinder im Alter von 0-3 Jahren erfährt seit Beginn der Diskussionen um einen quantitativen Ausbau der institutionellen Betreuungsplätze für diese Altersgruppe, einen intensiven Wandel. Die vorliegende Dissertation eröffnet eine Metaperspektive auf das Feld der Aus-, Fort- und Weiterbildungen im Bereich der Frühpädagogik (Kinder von 0 bis 3 Jahren) und leistet einen Beitrag zur (didaktischen) Weiterentwicklung und Reflexion dieser vielfältigen Lehr-/Lernsettings. Den Kern der Dissertationsstudie bilden qualitative leitfadengestützte (Experten-) Interviews. Das forschungsleitende Interesse ist auf Lehrende im oben genannten Bereich gerichtet, die zum Zeitpunkt der Erhebungen bereits langjährig in diesem Feld tätig sind. Ausgewählte Ebenen und Dimensionen einer Professionalisierung des Feldes werden daher primär aus der Perspektive der dort lehrend tätigen Akteure transparent gemacht. Integriert wird hierbei u.a. die Offenlegung der Anforderungen an die Fachkräfte (die Lernenden) und ihre Aus-, Fort- und Weiterbildner (die Lehrenden) im Kontext der zu gestaltenden (lebenslangen) Lehr-/Lernprozesse. Es werden zentrale Zusammenhänge und Abhängigkeiten aufgezeigt, um eine weitere Systematisierung des Feldes der Aus-, Fort- und Weiterbildungen im Bereich der institutionellen Bildung, Erziehung und Betreuung für Kinder von null bis drei Jahren zu unterstützen. Es wird gezeigt, dass Lehrende aus diesem Bereich Perspektiven, Strategien und Ansätze entwickelt haben, um mit der vorhandenen Komplexität, den Anforderungen und Strukturen des Feldes, bei der Planung sowie Realisierung von Lehr-/Lernprozessen zukunftsorientiert umzugehen. Für die Erarbeitung einer Aus- oder Fort- und Weiterbildung müssen schwerpunktspezifisch, grundlegende, feldbezogene Implikationen und Zusammenhänge aufgearbeitet und den Lernenden transparent gemacht werden. Für die Erarbeitung eines Themas/einer Theorie werden von Lehrenden Reflexionsfolien zur Kontextualisierung dieser sowie Fokussierung und Individualisierung der Lehr-Lernprozesse eingesetzt. Es wird deutlich, dass die am/im Lehr-/Lernprozess beteiligten/wirkenden Ebenen, Akteure und Anforderungen/Konstruktionen sich dabei in wechselseitigen Prozessen der Gestaltung und Aushandlung befinden. Durch ihre vielfältigen Tätigkeitsfelder und Impulse leisten die Lehrenden selbst einen elementaren Beitrag zur Weiterentwicklung des Feldes.
Mit Blick auf eine Optimierung des Lüneburger Radroutennetzes wurde ein umfangreiches Maßnahmenpaket mit Handlungsempfehlungen zur Verbesserung des bestehenden Radverkehrsnetzes entwickelt und 2020 vom Verkehrsausschuss der Hansestadt Lüneburg die Einrichtung eines Fahrradstraßenrings beschlossen. Entschieden wurde die Umwidmung von Straßen, welche um die Fußgängerzone verlaufen, zu Fahrradstraßen, auf denen der Radverkehr Vorrang haben soll. Im Rahmen dieser Arbeit stellt der Stadtteil Rotes Feld den Untersuchungsraum dar. Die Barckhausenstraße, die durch den Stadtteil Rotes Feld führt, stellt einen möglichen Zubringer zum Fahrradstraßenring dar. Ziel dieser Arbeit ist es, die mögliche zukünftige Erweiterung des Fahrradstraßennetzes, das zurzeit lediglich aus dem geplanten Fahrradstraßenring besteht, in Richtung Süden durch die Umwidmung der Barckhausenstraße zur Fahrradstraße zu prüfen. Um die Eignung der Barckhausenstraße als Fahrradstraße zu überprüfen, wird zunächst in einem theoretischen Teil das Planungsinstrument "Fahrradstraße" vorgestellt. Dabei wird ein Überblick über die rechtlichen Rahmenbedingungen und das Einsatzfeld von Fahrradstraßen gegeben. In einem weiteren Abschnitt werden Maßnahmen erläutert, welche über die rechtlichen Voraussetzungen hinausgehen, sowie verschiedene in der Literatur ausgearbeitete Gestaltungsempfehlungen für eine Flankierung der Umwidmung wiedergegeben. Im Anschluss werden die bisherigen gesammelten praktischen Erfahrungen mit Fahrradstraßen in Deutschland beschrieben und die Gestaltung der Wallstraße, der ersten Lüneburger innerstädtischen Fahrradstraße, näher betrachtet. Im folgenden Teil werden der Arbeit zugrundeliegenden Methoden vorgestellt. Zu Beginn wird der Untersuchungsraum eingegrenzt. Danach folgt die Vorstellung der unterschiedlichen verwendeten Methoden zur Untersuchung des Verkehrs in der Barckhausenstraße. In der Folge werden die Ergebnisse der Untersuchungen dargestellt und die möglichen Einflüsse der gewählten Methodik auf die Ergebnisse und die Eignung der Barckhausenstraße als Fahrradstraße reflektiert. Im nächsten Abschnitt werden konkrete Umgestaltungsmaßnahmen für die Barckhausenstraße von der vorherigen Diskussion abgeleitet. Abschließend werden die wesentlichen Erkenntnisse zusammengefasst und ein Ausblick gegeben.
Die sog. Digital Natives, die Generation mit den Geburtsjahren 1981 - 1995 (Generation Y), steht jetzt bereit für den Arbeitsmarkt. Durch den demografischen Wandel sehen sich deutsche Unternehmen mit einer Vielzahl an Herausforderungen wie einem Arbeitnehmermarkt oder der Digitalisierung konfrontiert. Die Ressource Mitarbeiter ist deutschlandweit knapp. In der Steuerberatungsbranche wurde dieser Fakt unlängst zur spürbaren Realität. Folglich gilt es die Generation Y rechtzeitig zu mobilisieren und die Steuerkanzlei in ihrer Führung attraktiv zu gestalten. Ziel dieser Literaturarbeit ist es, die Forschungsfrage zu ergründen, wie die wertorientierte Führung einer Steuerkanzlei gestaltet sein sollte, um für Mitarbeiter der Generation Y ein attraktiver Arbeitgeber zu sein. Zu Beginn wird die Steuerkanzlei als Organisation abgezeichnet. Durch verschiedene Studien wird aufgezeigt, welche Aufgaben mit der Kanzleiführung einhergehen und in welchen Bereichen die Herausforderungen für führende Steuerberater liegen. Nach der Hinführung zu neuen Herausforderungen der Steuerkanzlei im Bereich Personal verschafft das folgende Kapitel ein genaues Bild der Generation Y, auch in Abgrenzung zu den vorherigen Generationen und unter Festhaltung der Werte und Bedürfnisse der Generation Y für den weiteren Verlauf der Arbeit. Anschließend geht es darum, eine wertorientierte Führung, die auf Bedürfnisse und Werte der Generation Y eingestellt ist, zu schaffen und zu etablieren. Nach Vorstellung ausgewählter Führungsansätze folgen auf die Generation Y passende Attraktivitätsfaktoren eines Unternehmens, welche eine veränderte Führung einleiten können. Es werden ausgewählte Theorien und Modelle vorgestellt sowie die Kommunikation innerhalb eines Unternehmens als Schlüsselkompetenz hervorgehoben. Im nächsten Teil werden konkrete Handlungsmaßnahmen vorgestellt. Dabei sollen unterstützende Beispiele aufgezeigt werden, an denen sich die kleine Steuerkanzlei orientieren kann, um die Kanzlei in ihrem Selbstverständnis, ihrem Verhalten, ihrer Kommunikation und damit auch ihrer Führung wertorientiert und auf die Generation Y ausgelegt zu gestalten. Abschließend wird erörtert, wie umsetzbar die Maßnahmen sind.
In dieser Arbeit wird der Forschungsfrage nachgegangen, welche Hinweise auf das Potenzial kunst-basierter Ansätze für den frühkindlichen Bereich einer Bildung für Nachhaltigen Entwicklung (BNE) ermittelt werden können. Dazu wurde ein Projekt für junge Kinder aus dem Theaterbereich hinsichtlich der Frage untersucht, welche Wirkung dessen ästhetische und multi-sensorische Weise der Vermittlung entfalten kann. Empirische Grundlage ist eine Datenerhebung rund um die Aufführung des Theaterstücks "Das große Gewusel - unter Deinen Füßen" des Theaters Mimekry für Kinder des Elementarbereiches in einer Hamburger Kita (Kindertagesstätte), dem Musikkindergarten Finkenau im Juli des Jahres 2021. Die Theatervorstellung handelt von der Vielfalt von Bodenlebewesen und deren Bedeutung für den Aufbau von Humus. Das Stück wurde im Jahr 2020 von der Autorin mit Hilfe von fachlichen Hinweisen von Ökologen und Bodenkundler entwickelt und bereits mehrfach in Kitas und Grundschulen aufgeführt. Die Ergebnisse der Auswertung der Datenerhebung zeigen Hinweise darauf, dass "Das große Gewusel" im Rahmen von für BNE formulierten Kompetenzzielen auf kognitiver, emotionaler sowie körperlich-sinnlicher Ebene Wirkung zeigt.
Im Projekt "Nawi-In" (Naturwissenschaftlichen Unterricht inklusiv gestalten) wurde die Entwicklung professioneller Kompetenzen für den inklusiven naturwissenschaftlichen Unterricht von Lehramtsstudierenden der Primar- und Sekundarstufe beforscht. Dabei wurden Lehramtsstudierende des naturwissenschaftlichen Primar- und Sekundarstufenunterrichts über drei Semester im Projektbandseminar begleitet. Als Teilprojekt des Projekts "Nawi-In" setzt diese Arbeit den Schwerpunkt auf drei Fokusse: die Entwicklung des Kategoriensystems inklusiver naturwissenschaftlicher Unterricht (KinU), die Beforschung der professionellen Handlungskompetenz sowie der professionellen Wahrnehmung bezüglich inklusiven naturwissenschaftlichen Unterrichts. Im ersten Fokus geht es sowohl um die Entwicklung und Validierung des KinUs als auch um die Überprüfung der Gütekriterien des KinUs. Zunächst wurden die Charakteristika inklusiven naturwissenschaftlichen Unterrichts, die die Kategorien des KinUs 1.0 darstellen, in einem systematischen Review aus der Literatur induktiv abgeleitet. Die Kategorien (n=935) verteilten sich auf insgesamt vier Abstraktionsebenen von der allgemeinen Hauptkategorienebene über die Subkategorien-, Code- bis hin zur konkreten Subcode-Ebene des KinUs. Während zunächst n=16 Kategorien die Verbindung naturwissenschaftlicher Charakteristika mit der inklusiven Umsetzung auf der Hauptkategorien-Ebene gebildet haben, waren es nach der Weiterentwicklung und Überarbeitung des KinUs 2.0 n=15 Hauptkategorien. Die Weiterentwicklung des KinUs fand mithilfe der Validierung durch Datentriangulation statt. Durch die Anwendung des KinUs auf Video- und transkribierte Audiodaten wurden fortlaufend weitere Kategorien induktiv abgeleitet. Zudem wurde die Struktur des KinUs vereinfacht, sodass die inklusiven Zugänge zu jedem naturwissenschaftlichen Charakteristikum bis zur Code-Ebene als ein gleichbleibendes Muster abgebildet werden können. Der zweite Fokus bezieht sich auf die Entwicklung und Beforschung der professionellen Handlungskompetenz der Lehramtsstudierenden bezüglich inklusiven naturwissenschaftlichen Unterrichts. Dabei wurde analysiert, welche inklusiv naturwissenschaftlichen Charakteristika Lehramtsstudierende in ihrem Unterricht implementieren, wie sich ihre professionelle Handlungskompetenz während der Praxisphase entwickelt sowie welche Unterschiede und Gemeinsamkeiten sich für die Primar- und Sekundarstufen bezüglich ihrer professionellen Handlungskompetenz ergeben. Dafür wurden die Unterrichtsvideos, die die Studierenden während der Praxisphase jeweils zweimal von ihrem eigenen Unterricht angefertigt haben, mit dem KinU qualitativ inhaltlich analysiert. Insgesamt haben die Studierenden zwar unterschiedliche Zugänge auf der Subkategorien-Ebene zum naturwissenschaftlichen Unterricht implementiert, allerdings haben sie den Schülern innerhalb dieser Zugänge nur selten verschiedene Optionen geboten. Im Vergleich der Schulstufen zeigt sich, dass sich die zunehmende Fachlichkeit von der Primar- zur Sekundarstufe widerspiegelt. Insgesamt haben die Studierenden von dem ersten zum zweiten Unterrichtsvideo zunehmend mehr inklusiv naturwissenschaftliche Charakteristika in ihren Unterricht implementiert. Im dritten Fokus wurde die professionelle Wahrnehmung von Lehramtsstudierenden bezüglich inklusiven naturwissenschaftlichen Unterrichts beforscht. Dabei wurde analysiert, welche inklusiv naturwissenschaftlichen Charakteristika Lehramtsstudierende wahrnehmen, wie sich ihre professionelle Wahrnehmung entwickelt sowie welche Unterschiede und Gemeinsamkeiten sich für die Primar- und Sekundarstufe bzgl. ihrer professionellen Wahrnehmung ergeben. Dafür wurden video-stimulierte Reflexionen durchgeführt, wobei die Studierenden Videoszenen bzgl. inklusiven naturwissenschaftlichen Unterrichts beschreiben, interpretieren sowie Handlungsalternativen generieren sollten. Bei den Video-Stimulated Reflections (VSRef) haben die Studierenden eine Videovignette aus einem Sachunterricht zum Thema Löslichkeit reflektiert. Die VSRefs wurden zu drei Zeitpunkten durchgeführt: vor dem ersten Mastersemester und vor sowie nach der Praxisphase im zweiten Mastersemester. Zudem wurden während der Praxisphase jeweils zweimal mit allen Studierenden Video-Stimulated Recalls (VSR) durchgeführt. Dabei haben die Studierenden Ausschnitte ihrer eigenen Unterrichtsvideos reflektiert. Sowohl die VSRef als auch die VSR wurden transkribiert und mit dem KinU qualitativ inhaltlich analysiert. Die Lehramtsstudierenden haben zunehmend mehr inklusiv naturwissenschaftliche Charakteristika in den eigenen und fremden Unterrichtsvideos wahrgenommen. Zwischen den Schulstufen waren nur geringe Unterschiede zu erkennen. Am häufigsten haben die Studierenden Zugänge zur inklusiven Gestaltung der Anwendung naturwissenschaftlicher Untersuchungsmethoden wahrgenommen. Insgesamt zeigt sich, dass die Lehramtsstudierenden ihre professionellen Kompetenzen bzgl. inklusiven naturwissenschaftlichen Unterrichts weiterentwickeln konnten. Zudem wurde mit der Entwicklung des KinUs ein Kategoriensystem zur Beforschung und ein Unterstützungsraster für Lehrkräfte zur Gestaltung inklusiven naturwissenschaftlichen Unterrichts geschaffen.
Kinder werden häufig vor Fremden gewarnt, die sie auf dem Nachhauseweg ansprechen. Doch wie steht es um Fremde, die sich im Netz hinter dem Profil eines Kindes verstecken? Vor dem Hintergrund steigender Fälle von Cybergrooming war es Ziel dieser Pilotstudie, eine Bestandsaufnahme über das Vertrauen von Kindern der dritten und sechsten Klasse in "gleichaltrige" Fremde im Internet zu geben. Darüber hinaus gewährt die Studie Einblicke in Erfahrungen, die Kinder mit Fake-Profilen, sprich Profilen mit unwahren Identitätsinformationen, gemacht haben. Der Versuchsaufbau folgte einem 2 x 2-faktoriellen quasiexperimentellen Design mit dem Zwischensubjektfaktor "Alter" (3. Klasse vs. 6. Klasse) und dem Innersubjektfaktor "Ort des Kontakts" (offline vs. online). Die Stichprobe bildeten 58 Schüler der dritten (n=31) und sechsten Klasse (n=27). Es wurde ein Fragebogen genutzt, der die Bewertung der Vertrauenswürdigkeit der Fremden, das Vertrauen in deren Identitätsinformationen sowie Erfahrungen mit Fake-Profilen erfasste. Die Ergebnisse zeigen, dass Kinder Fremde online als signifikant weniger vertrauenswürdig einschätzen im Vergleich zu Fremden offline. Darüber hinaus vertrauten dem Online-Fremden die älteren Sechstklässler signifikant weniger als die Drittklässler. Fast jedes zweite Kind gab Erfahrung mit Fake-Profilen an, jedoch wurden nur wenige geeignete Erkennungsmerkmale für diese genannt. Aus den Ergebnissen lässt sich ableiten, dass Kinder bereits um die Gefahr von Fake-Profilen wissen, allerdings scheinen sie teilweise ratlos zu sein, wenn es um deren Erkennung geht.
Die Nutzung von YouTube-Tutorials in Lernprozessen wird häufig informellen Lernstilen zugeordnet. Betrachtet man die kommunikative Funktionsweise von Tutorials, können diese durch ihren instruktionalen Charakter jedoch auch als non-formales Lernangebot interpretiert werden. Strukturierung, Umfang und Thema werden durch die Videourheber bestimmt, ohne dass eine Anpassung an situative Bedürfnisse der Lernenden vorgesehen ist. Je nach Urheber kann ein Tutorial sogar einen formalen Kontext darstellen. In dieser Arbeit werden Fallbeispiele für beide Lernangebote herangezogen. Die Probanden, professionelle Musiker, sind dabei konfrontiert und treten in Interaktion mit einem postdigitalen "MusikmachDing" (Ismaiel-Wendt, 2016) auf der einen Seite und dem Computer, welcher die Plattform YouTube, Tutorials und gegebenenfalls Musik-Softwares abbildet, auf der anderen Seite. Das betrachtete Datenmaterial besteht aus filmischen Selbstdokumentationen (Maleyka et al., 2018). Anhand dieser Fallbeispiele wird innerhalb dieser Arbeit analysiert, inwiefern die Lernenden in die in den Tutorials angelegte Vorstrukturierung des Lernprozesses eingreifen. Idealerweise können so Hinweise gewonnen werden auf (1) Qualitätskriterien für die Gestaltung von digitalen Lernumgebungen und Musik-Tutorials sowie (2) auf speziell durch postdigitale "MusikmachDinge" erzeugte Herausforderungen. (3) Zudem werden die herausgearbeiteten Praktiken mit dem aktuellen Forschungsstand zu informellem und digitalem Lernen verknüpft und dadurch beispielhaft die spezifische Gestaltung postdigitaler Lernprozesse dargestellt.