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Der Seehund wird in Monitoring-Programmen zum Zustand des Ökosystems Wattenmeer (z.B. TMAP) als ein Indikatororganismus genutzt. Aufgrund der Position im Nahrungsnetz (Top-Prädatoren) und der langen Lebensspanne sind Seehunde besonders stark mit Schadstoffen belastet, u.a. mit Polychlorierten Biphenylen (PCB) und Perfluoroctansulfonat (PFOS). Zahlreiche Studien deuten darauf hin, dass die Schadstoffbelastung die Gesundheit der Seehunde beeinträchtigt. Das Ziel unserer Arbeitsgruppe ist die Identifizierung neuer Biomarker, die im Lebendmonitoring von Seehunden eingesetzt werden können. Ziel der vorliegenden Arbeit war die Ausarbeitung und Etablierung eines Zellkulturmodells, welches in weiterführenden Arbeiten die Identifizierung der Biomarker ermöglicht. Als Biomarker sollen Proteinmuster verwendet werden, die eine Früherkennung von schadstoffbedingten Veränderungen in der Seehundpopulation ermöglichen. Da Hepatozyten an der Metabolisierung von Xenobiotika beteiligt sind, werden sie für das Zellkulturmodell verwendet. Von den Hepatozyten werden in vivo Plasmaproteine synthetisiert, die bei in vitro Experimenten im Zellkulturmedium nachweisbar sind. Diese Proteine könnten anschließend als Biomarker in einem Lebendmonitoring (Blutproben) an Seehunden eingesetzt werden. Für das Zellkulturmodell wurden primäre Seehund-Hepatozyten mit Schadstoffen (PCB, PFOS) in umweltrelevanten Konzentrationen inkubiert. Als Kontrolle dienten Zellen, die nur mit dem jeweiligen Lösungsmittel inkubiert wurden (Isooctan für PCB; DMSO für PFOS). Da in der Literatur bisher keine Isolierung von Hepatozyten aus marinen Säugern beschrieben wurde, musste eine geeignete Isolierungsmethode etabliert werden. Die Methode musste die Isolierung vitaler Hepatozyten aus bereits verstorbenen Tieren in ausreichend hoher Menge ermöglichen. Es wurden verschiedene Isolierungsmethoden getestet von denen sich nur die Leberbiopsie Perfusion eignete. Sämtliche Parameter müssen mit den sich anschließenden Proteomanalysen kompatibel sein. Die Hepatozyten müssen ihre Vitalität nach der Isolierung und während der Kultivierung beibehalten. Zur Analyse der Vitalität wurden der XTT- und LDH-Test (allgemeiner Stoffwechsel und Membranintegrität) angewendet sowie die Harnstoffsynthese (leberspezifischer Stoffwechsel) beurteilt. Mit Hilfe der Zelltests wurde die Vitalität der Hepatozyten im Verlauf einer dreitägigen Kultivierung untersucht und der Einfluss einer Schadstoffinkubation auf die Zellvitalität analysiert. Die Schadstoffe sollen in den eingesetzten Konzentrationen keinen Einfluss auf die Zellvitalität oder Morphologie haben. Die Ergebnisse aus den Vitalitätstests zeigten, dass die verwendeten PCB-Konzentrationen keinen signifikanten Einfluss auf die Vitalität hatten. Eine Aussage zum Einfluss einer PFOSInkubation auf die Zellen (XTT- und Harnstoff-Test) konnte nicht gemacht werden, da die DMSO-Konzentration in den Proben zu hoch gewählt wurde. Die PFOSInkubation hatte keinen signifikanten Einfluss auf die Membranintegrität. Anhand erster Testreihen, die in unserer Arbeitsgruppe realisiert wurden, konnte die Funktionalität des Zellkulturmodells überprüft werden. Hierzu wurden Proteomanalysen von Seehund-Hepatozyten durchgeführt, die mit PCB inkubiert wurden. Erste Ergebnisse zeigten, dass es zu einer signifikanten Hochregulierung der Expressionslevel einiger Proteine kam, die am Schadstoffabbau beteiligt sind. In der vorliegenden Arbeit wurde erfolgreich ein Zellkulturmodell mit primären Seehund-Hepatozyten entwickelt, welches die Identifizierung neuer Biomarker für Seehunde ermöglicht.
Die selektive katalytische Reduktion (SCR) mit Ammoniak als Reduktionsmittel gehört zu den bedeutenden Stickoxidminderungsmaßnahmen bei Personenkraftwagen. Aufgrund des Gefahrenpotentials von Ammoniak wird eine wässrige Harnstofflösung mit einem Harnstoffgehalt von 32,5 % als Reduktionsmittelträger verwendet. Die technischen Herausforderungen im Umgang mit diesem Reduktionsmittelträger liegen in der Kältestabilität mit einem Gefrierpunkt von -11,5°C, der begrenzten Haltbarkeit und der Gefahr zur Bildung von Harnstoffablagerungen in der Abgasanlage. In der Arbeit wird das Ablagerungs- und Alterungsverhalten dieser wässrigen Harnstofflösung unter möglichst realen Bedingungen untersucht. Die Alterung des Reduktionsmittels wird durch verschiedene Fahrzeug- und Umwelteinflüsse während des Betriebes verursacht. Neben der thermischen Alterung als größte Einflussquelle werden ebenfalls tiefe Temperaturen mit Phasenwechseln, die Art der Behälterentgasung, die Fahrdynamik, der Luftdruck und die Hydrolyse hinsichtlich eines Alterungseinflusses untersucht. Auf Basis dieser Daten wird ein empirisches Alterungsmodell entwickelt, was die Bestimmung eines maximalen Alterungszustandes der wässrigen Harnstofflösung erlaubt. Die veränderten chemisch-physikalischen Eigenschaften des gealterten Reduktionsmittels sowie dessen Auswirkungen auf die Emissionen werden in dieser Arbeit bestimmt. Ablagerungen in der Abgasanlage entstehen ausgehend von einer Wandfilmbildung bei niedriger Verdampfungsrate und hoher Verweilzeit des Reduktionsmittels auf kühlen Flächen. Der auskristallisierte Harnstoff wandelt sich je nach Dauer und Ausmaß der thermischen Belastung in Folgeprodukte um. Die Ablagerungsbildung wird im Realbetrieb phänomenologisch beschrieben und charakterisiert. Auf dieser Basis wird das reale Ablagerungsverhalten auf einen Prüfzyklus übertragen und eine geeignete Bewertungsmethode entwickelt. In einer systematischen Untersuchung wird der Einfluss der Wandtemperatur, der Einspritzfrequenz, des Einspritzdrucks, des Einspritzwinkels, der Tropfengröße, der Oberflächenspannung und der Reduktionsmittelalterung experimentell ermittelt. Daraus werden allgemein Möglichkeiten zur Minderung von Harnstoffablagerungen in der Abgasanlage entwickelt und beschrieben.
Polyzyklische Aromatische Verbindungen (PAV) im Grundwasser teerölkontaminierter Altlastenstandorte
(2010)
Es wurde das Grundwasser von sieben verschiedenen mit teerölkontaminierten Altlastenstandorten in Deutschland (Stuttgart, Düsseldorf, Wülknitz, Lünen, Offenbach, Karlsruhe) und Österreich (Brunn am Gebirge) untersucht. 45 Einzelverbindungen, darunter PAK, NSO(hetero)-PAV sowie Derivate und Metabolite der PAK und PAV, konnten dabei in signifikanten Konzentrationen nachgewiesen werden. Für alle betrachteten Standorte ergab sich ein vergleichbares Schadstoffmuster. Allein 22 Verbindungen konnten für alle Standorte nachgewiesen werden. Die Identifizierung und Quantifizierung der PAK und PAV erfolgte mittels flüssig-flüssig-Extraktion und an-schließender GC-(EI)-MS Messung der Proben. Besonders zwei Standorte (Karlsruhe, Brunn a.G.) mit einer reaktiven Wand als Sanierungsverfahren wurden genauer betrachtet. Die Untersuchungen ergaben, dass es ab Inbetriebnahme der Anlagen mit Hilfe des reaktiven Reaktormaterials Aktivkohle über 10 Jahre möglich war, neben den hinlänglich bekannten EPA-PAK, auch die polareren, gut wasserlöslichen und in erhöhten Konzentrationen auftretenden NSO(hetero)-PAV sowie deren Derivate und Metabolite erfolgreich aus dem kontaminierten Grundwasserstrom zu entfernen.
Im Kontext der demografischen Entwicklung müssen Instrumente der Mitarbeiterbindung neu hinterfragt werden. Um die Fachkräfte, die auf dem Arbeitsmarkt nicht mehr verfügbar sind im Unternehmen zu halten, müssen HR-Praktiken im Unternehmen möglicherweise an altersspezifische Bedürfnisse angepasst werden. Es kann angenommen werden, dass die Bindung an die Organisation – bedingt durch Entwicklungsverläufe über die Lebensspanne – in verschiedenen Altersgruppen von unterschiedlichen Faktoren beeinflusst wird (Conway, 2004; Finegold, Mohrman & Spreitzer, 2002). Ziel dieser Arbeit ist es, entsprechende altersbedingte Veränderungen und Priorisierungen zu identifizieren, die einen differenziellen Einfluss auf Mitarbeiterbindung haben. Aus Phasenmodellen der Entwicklungspsychologie werden diese Differenzierungen herausgearbeitet, um daraus Hypothesen zu unterschiedlichen Zusammenhangsstärken situativer Entstehungsbedingungen und affektiver Bindung herzuleiten. Zur Überprüfung der Hypothesen wurden zwei empirische Studien durchgeführt: 1) In einer unternehmensinternen Untersuchung wurden 121 Mitarbeiter in den Altersgruppen 20 bis 30, 31 bis 45 und 46 bis 65 Jahre befragt; 2) Im Rahmen einer Online-Befragung wurden 420 Arbeitnehmer der gleichen Altersgruppen befragt. Die angenommenen moderierenden Effekte wurden mit Hilfe verschiedener Methoden überprüft. Zunächst wurden moderierte Regressionsanalysen gerechnet, um die linearen Hypothesen zu überprüfen. Aus diesen Analysen zeigten sich in beiden Studien kaum Effekte. Eine Subgruppenanalyse, in der die Korrelationsstärken der drei Altersgruppen miteinander verglichen wurden, zeigte zum Teil substanzielle Unterschiede in den Zusammenhangsstärken zwischen Entstehungsbedingungen und affektivem organisationalem Commitment (ACO), teils aber auch stabile Zusammenhänge über alle Altersgruppen hinweg. Wenige Ergebnisse zeigten sich in beiden Studien gleich. Einige Ergebnisse widersprechen den Hypothesen: So zeigte hier die Möglichkeit zu generativem Verhalten am Arbeitsplatz auch in der jüngeren Gruppe substanzielle Zusammenhänge mit ACO, während die gebotene Entwicklungsmöglichkeiten auch in der älteren Gruppe starke Zusammenhänge mit ACO zeigten. Auf Besonderheiten und Unterschiede der beiden Studien wird eingegangen, Implikationen für weitere demografierelevante Forschung werden aufgezeigt und Hinweise für die Gestaltung des Personalmanagements gegeben. Insbesondere untermauert die Arbeit die Notwendigkeit a) einer individuellen Betrachtung von Mitarbeitern jeden Alters, um Bindung zu fördern sowie b) einer Berücksichtigung des jeweiligen Unternehmenskontexts.
Eine emanzipatorisch orientierte Qualitätsentwicklung in Wohneinrichtungen für geistig behinderte Menschen kann sich nicht damit begnügen, Prozessabläufe auf rein formaler Ebene nach standardisierten Mustern zu „optimieren“. Qualität muss vielmehr als inhaltliche Güte der Betreuungsleistungen und als Güte der Lebensbedingungen der betroffenen Menschen verstanden und aktiv verbessert werden. Für die Wissenschaft bedeutet dies, den kontemplativen Außenstandpunkt zu verlassen und sich im sozialen Feld der geistigen Behinderung verändernd einzumischen. Eine solche Wissenschaft steht in der Tradition der Kritischen Theorie nach Max Horkheimer und sieht sich dem übergeordneten Auftrag zur Emanzipation aller Menschen, die an der vollen Entfaltung ihrer Persönlichkeit gehindert werden, verpflichtet. In der Empirie fällt dabei der Kategorie der „Zufriedenheit“ eine zentrale Bedeutung zu. Zufriedenheit kann nicht in künstlichen Interviewsituationen „gemessen“, sondern muss in gemeinsamen Handlungsvollzügen mit den betroffenen Menschen sinnlich, konkret erfahrbar werden. Unzufriedenheit wird dabei umso wertvoller, sofern sie reale Widersprüche sichtbar werden lässt und Veränderungen begünstigt. Der Forscher muss im Prozess einer Evaluation den Heimbewohnern Vergleichsmöglichkeiten anbieten und mitunter sogar provozierend auf das soziale Feld einwirken, damit eingeschliffene stationäre Strukturen neu hinterfragt werden. Konflikte sind dabei fast unvermeidbar. Schließlich kommt eine derart verstandene Qualitätsentwicklung nicht umhin, die grundlegenden Begriffe der Wohnformen „ambulant“ und „stationär“ auf rechtlicher, soziologischer und historischer Grundlage neu zu definieren. Ein entscheidendes Kriterium für eine ambulante Wohnform ist die deutliche Trennung zwischen privatem Wohnraum der Klienten und dem „Hoheitsgebiet“ des Trägers. Die Grenzen beider Sphären dürfen sich nicht verwischen. In der untersuchten Einrichtung ist genau diese Trennung nicht gelungen. Auch ist deutlich geworden, dass eine Ambulantisierung auf erhebliche Widerstände seitens der pädagogischen Mitarbeiter stößt. Sie halten an den alten stationären Strukturen fest, weil sie ihnen Orientierung und Entlastung bieten. Umso wichtiger wird somit das Empowerment der Bewohner. Sie müssen dabei unterstützt werden, sich gegen institutionell vorgegebene, Grenzen, die Entwicklungsmöglichkeiten behindern, aufzulehnen. Die Auswertung dieses Forschungsprozesses erfolgt qualitativ, überwiegend durch Feinanalyse einzelner Handlungssequenzen, in denen die Grundstrukturen des untersuchten Feldes deutlich werden. Auch die Konflikte zwischen den Mitarbeitern, der Leitung und der Forschungsgruppe werden abschließend reflektiert.
Subaquatic ammunition dumpsites of both, conventional as well as chemical ammunition do practically exist in every single ocean and even in a significant number of inland waters. Most of these dumpsites are based on related post world war dumping actions, when victorious and defeated states had to get rid of their enormous surplus stocks of ammunition and especially the not easy to be handled chemical warfare agents like mustard, phosgene and even nerve agents. After first attempts of conventional destruction like burning, explosion or even simple emptying of chemical agents into pits or holes in the ground, those attempts soon emerged to be very time-consuming and dangerous. Adequate destruction technologies of today’s standards like detonation chambers or plasma kiln did just not exist at that time. The persons in charge soon focused on a much more promising solution attempt: the dumping of this ammunition into surrounding water bodies. In the case of the post World War II dumping actions, the focusing on the former deep water sites soon turned out to be not practicable, based on related enormous costs and logistical problems. The Baltic Sea – with maximum water depths of about 150 m – seemed then to represent the easiest way to get rid of the problematic ammunition. By these activities 65,000 to up to 300.000 tons of chemical ammunition ended up in the Baltic Sea. Concerning conventional ammunition like water mines, torpedo warheads, high explosive devices etc., there is practically no information available but experts assume at least another 100.000 tons of conventional material in the Baltic Sea. Environmental aspects and the issue of protection of the sea were – like in other cases of subaquatic dumping actions worldwide – completely ignored at that time. Nevertheless, subaquatic dumping actions took place until the late 1980ies. Today these dumping sites – whether based on conventional or on chemical ammunition – do represent a very problematic and highly dangerous heritage to present and future generations: Corrosion of the containers and shells results in a not to be forecasted diffuse emission or rather leaking of the ammunition contents into the water body. Substances that are in most cases highly or even extremely toxic for humans, flora as well as fauna contaminate the marine environment with mostly unknown toxicological and ecotoxicological effects. The majority of these substances are known to have carcinogenic, teratogenic and/or mutagenic effects and practically nothing is known about the potential of these substances to end up in the food chains. Especially in recent years there are more and more findings of significantly increased arsenic values in fish that cannot be explained but there are strong signs that these values are based on ammunition dumpsites. Besides the mentioned toxicological and ecotoxicological effects, there are further significant risks as e.g. the possible access to the ammunition also in the context of terrorist and right-wing extremist activities, the continuous catching of and resulting injuring of fishermen by ammunition, the constant endangering of the civil and commercial shipping by direct contact or rather too close convergence to dumped ammunition especially in the context of self detonation or a sudden release of significant amounts of these substances e.g. in the context of an accident and last but not least the uncontrollable landing of containers and ammunition as well as already flushed out contents on coasts and beaches. Basically can be stated that there is still a significant need of action and scientific investigation in the general topic of subaquatic ammunition dumpsites and that related measures have to be taken immediately – especially concerning our sense of responsibility for future generations.
Die Arbeit untersucht den Einfluss von Hochschulpräinkubatoren auf Unternehmensgründungen in der Planungsphase. Sie kommt zu dem Ergebnis, dass diese Einrichtungen einen positiven Einfluss sowohl auf die Zufriedenheit der Nutzer als auch auf die Unternehmensentwicklung nimmt durch: kostenlose Bereitstellung von passenden Räumlichkeiten, intensive Betreuung der Gründungspersonen in Form von Coaching, Mentoring und Beratung, Zugang zu Hochschulressourcen und engagiertes Personal, das sich für die Nutzerunternehmen und deren Gründungspersonen einsetzt.
Im Mittelpunkt der vorliegenden Arbeit stehen die Zusammenhänge zwischen Berufserfahrung als Prädiktor und Arbeitsleistung als zentralem Kriterium der Arbeits- und Organisationspsychologie. Vor dem Hintergrund alternder Belegschaften kann Berufserfahrung, als mit dem Alter anwachsende Variable, von zentraler Bedeutung für die Arbeitsleistung sein. Wie wichtig Berufserfahrung tatsächlich für die Arbeitsleistung ist, wurde untersucht, indem mit kognitiven Fähigkeiten und Gewissenhaftigkeit die stärksten Einzelprädiktoren der Leistung als Moderatoren des Zusammenhangs von Erfahrung und Leistung berücksichtigt wurden. Berufserfahrung wurde verstanden als die Möglichkeit zu lernen und damit Wissen anzureichern. Dabei wurde angenommen, dass Berufserfahrung mit entsprechend hoch ausgeprägten kognitiven Fähigkeiten bzw. hoher Gewissenhaftigkeit besser genutzt werden kann als bei weniger starken Merkmalsausprägungen. Dies bedeutet, dass Berufserfahrung zwar wichtig für die Arbeitsleistung sein kann, die Stärke des Zusammenhangs jedoch von den genannten Persönlichkeitseigenschaften moderiert werden könnte. In der vorliegenden Arbeit wurden komplexe Tätigkeiten betrachtet. Diese erfordern in der Regel mehr Wissen, um eine entsprechend hohe Leistung zu erreichen, als weniger komplexe Tätigkeiten. Kognitive Fähigkeiten und Gewissenhaftigkeit sind in komplexen Tätigkeiten besonders bedeutsam für die Leistung, da Menschen mit höheren Ausprägungen kognitiver Fähigkeiten und auch Gewissenhaftigkeit schneller lernen, so dass in kürzerer Zeit mehr Wissen erworben, d.h. Erfahrung besser genutzt werden kann. Daher sollten sich Leistungsunterschiede zwischen Personen mit hohen versus niedrigen Ausprägungen in den genannten Persönlichkeitseigenschaften mit zunehmender Berufserfahrung vergrößern. Es wurde also angenommen, dass sowohl Probanden mit höheren kognitiven Fähigkeits- als auch mit höheren Gewissenhaftigkeitswerten bessere Arbeitsleistungen erzielen als Personen mit niedrigeren Werten in diesen Persönlichkeitsbereichen und dass sich dies mit größerer Berufserfahrung deutlicher zeigt als bei geringer Berufserfahrung. Die Datenerhebung fand in einer IT-Beratung statt, bei der die Mitarbeiter Tätigkeiten mit häufig ändernden Problemstellungen und neuen Informationen sowie hohen Anforderungen an die kognitiven wie sozialen Fähigkeiten ausgesetzt sind. 566 Mitarbeiter nahmen an der Online-Erhebung im Selbstratingformat teil. Berufserfahrung wurde dabei unter anderem mit der bisher gesammelten Berufserfahrung in Jahren sowie mit der Anzahl bisher ausgeführter unterschiedlicher Tätigkeiten erfasst. Die Stichprobe zeichnete sich insgesamt durch sehr hohe Berufserfahrung (M=18 Jahre) aus. Die Ergebnisse beleuchten drei zentrale Zusammenhänge: 1. Den Zusammenhang zwischen Berufserfahrung und Arbeitsleistung, 2. Die Moderation des Zusammenhangs von Berufserfahrung und Leistung durch kognitive Fähigkeiten bzw. 3. durch Gewissenhaftigkeit. Aus den Ergebnissen ist besonders hervorzuheben, (zu 1.) dass sich die Anzahl verschiedener Tätigkeiten im Vergleich zur Dauer der Erfahrung stets als besserer Prädiktor der Leistung hervortat. Eine Interaktion zwischen kognitiven Fähigkeiten und Erfahrung (zu 2.) kann nicht ermittelt werden. Auch zwischen Gewissenhaftigkeit und Erfahrung scheint es keine Interaktion bei der Vorhersage der Arbeitsleistung zu geben (zu 3.) – die Prädiktoren zeigen sich unabhängig voneinander bedeutsam für die Leistung. Die Ergebnisse wurden vor den theoretischen Hintergründen sowie Einschränkungen des Studiendesigns diskutiert. Praktische Implikationen wurden abgeleitet, ein Ausblick zeigt vor allem Ableitungen für weitere Studien auf. In der Studie wird deutlich, wie wichtig eine differenzierte Betrachtung der Berufserfahrung sowie verschiedener Leistungsdimensionen für die Analyse ist. Insgesamt zeigt sich, dass Berufserfahrung auch in komplexen Tätigkeiten und neben anderen starken Einzelprädiktoren eine große Bedeutung für die Arbeitsleistung hat.
Der Tourismus kann heutzutage nicht mehr davon ausgehen, generell auf breite Zustimmung zu stoßen, auch nicht in zukünftigen Destinationen, die noch keinen oder nur wenig Kontakt mit ihm hatten. Stattdessen herrscht allgemein Skepsis vor, wenn es um touristische Entwicklungsplanungen geht. Der Massentourismus, wie er in den 60er Jahren etabliert wurde, wird deutlich abgelehnt, und prinzipiell räumt die Bevölkerung dem Tourismus keine Priorität ein. Wenn überhaupt, so wird einer Mischung aus nachhaltig orientiertem Tourismus mit wenigen luxustouristischen Applikationen am ehesten zugestimmt. Da auf diese Weise weniger Touristen und/oder weniger Kaufkraft in die Zielregion fließen wird, bedeutet dies, dass aus wirtschaftlicher Sicht die Destination nicht „optimal“ genutzt würde, also keine Profitmaximierung stattfindet. Dies wird von der Bevölkerung allerdings billigend in Kauf genommen, sodass gesagt werden kann, dass der Gedanke von Landschafts und Naturschutz sowie die Erhaltung des jetzigen, individuellen Zustandes der Region Vorrang hat vor wirtschaftlichen Interessen. Der Tourismus wird nicht mehr als „Zukunft“ schlechthin angesehen, sondern als eine nur vorsichtig zu nutzende Option. Für die touristische Erschließung weiterer Destinationen bedeutet dies, dass die großen Bauprojekte der 60er und 70er Jahre nach Ansicht der Einheimischen keine Existenzberechtigung mehr haben, selbst wenn sie gegenüber nachhaltigkeitstouristischen Konzepten eine größere Wirtschaftskraft bedeuten würden. Dies dürfte von den Befürwortern des nachhaltigen Tourismus mit Wohlwollen registriert werden. Ein gewichtiges Argument gegen den „sanften Tourismus“ war bislang der Hinweis darauf, dass dieser aus ökonomischer Sicht nicht mit dem Massen- oder Luxustourismus mithalten kann und deshalb für die einheimische Bevölkerung im Vergleich zum „herkömmlichen“ Tourismus einen wirtschaftlichen Nachteil darstellt. Im Rahmen dieser Studie zeigte sich jedoch, dass dieses Argument nicht (mehr) greift, weil sich die Prioritäten, die die Bevölkerung setzt, gewandelt haben. Mittlerweile gilt – überspitzt formuliert - überwiegend: Lieber weniger Touristen, selbst wenn dies weniger Geld bedeutet.