TY - THES A1 - Frehse, Berit T1 - Kognitive Bewertungsdimensionen von Ärger im Straßenverkehr T1 - Cognitive appraisal of anger in trafffic N2 - Emotionen sind im Straßenverkehr überproportional vertreten und können negative Auswirkungen auf die Verkehrssicherheit haben. Die am häufigsten untersuchte Emotion in diesem Zusammenhang ist Ärger. Dieser führt zur Einengung der Aufmerksamkeit sowie einer optimistischeren Risikoeinschätzung. Zudem fallen ärgerliche Fahrer durch erhöhte Geschwindigkeiten auf - einer der Hauptursachen von Unfällen. Das Ziel der vorliegenden Arbeit war es, herauszufinden, durch welche kognitiven Bewertungsdimensionen im Sinne der Appraisaltheorie nach Lazarus (1993) Ärger im Straßenverkehr bestimmt wird. Der Fragestellung wurde sich in drei empirischen Schritten genähert. Zu Beginn wurde eine Onlinebefragung mit dem Ziel durchgeführt, einen allgemeinen Überblick darüber zu geben, welche Emotionen im Straßenverkehr auftreten und welche Rolle Ärger dabei spielt. Als Erfassungsmethode des Emotionsspektrums im Straßenverkehr wurde eine Onlinevariante der Vignettenstudie gewählt. Den Probanden wurden zwölf Textvignetten - Verkehrsszenarien in Textform - vorgelegt, in die sie sich hinein versetzen und angeben sollten, welche Emotionen sie dabei empfanden. Die Verkehrssituationen wurden anhand von vier Appraisaldimensionen (Verantwortlichkeit, Zielrelevanz, Zielkongruenz und Vorsatz) erstellt, um den Verkehrsraum in seiner Breite abzubilden. Es konnte bestätigt werden, dass Ärger sowohl die häufigste als auch stärkste Emotion war. Nachdem die Wichtigkeit der Emotion bestätigt werden konnte, wurde in einem zweiten Schritt untersucht, welche weiteren Bewertungskomponenten im Sinne der Appraisaltheorie bei der Entstehung von Ärger im Straßenverkehr eine Rolle spielen. Dafür wurde als Methode eine Simulatorstudie mit anschließendem, qualitativem Interview gewählt. Das vordergründige Ziel war es, die aus der Literatur bekannten Dimensionen auf ihre Relevanz im Kontext Straßenverkehr zu überprüfen und zu erweitern. Neben der Bestätigung der Dimension Zielrelevanz ergaben sich bei den Interviews zwei weitere Bewertungsdimensionen: die wahrgenommene Kontrolle sowie der Grad des Verständnisses für die Blockierung. Sobald eine Person sich den Grund für eine Blockierung vorstellen konnte war der Ärger weniger intensiv. Die Studie zeigte vor allem, dass die objektiven Kriterien einer Situation (z.B. keine Kontrolle gegeben) nicht zwangsläufig die individuellen Bewertungen dieser widerspiegelten, woraus die These eines multiplen Mediatormodells entwickelt und in einer dritten Studie quantitativ getestet wurde. Die Dimensionen Verständnis und Kontrolle wurden daher in objektive Situationsmerkmale und individuelle Bewertungen unterteilt. Das Mediatormodell konnte insgesamt bestätigt werden. Dabei wurde der Ärger (AV) hauptsächlich durch die individuellen Bewertungen (Mediatoren) bestimmt. Der Effekt der externen Manipulation (UV) der Dimensionen Verständnis und Kontrolle wurde fast vollständig über deren individuelle Abbildung vermittelt. Die objektiven Gegebenheiten einer Situation (z.B. Begründung für Verhalten) können zwar die Bewertung beeinflussen, jedoch nicht die Stärke der Emotion direkt vorhersagen. Besonders die Dimension Verständnis zeigte großen Einfluss auf die Intensität - je höher der Grad des Verständnisses, umso geringer der Ärger. Somit beeinflusst das Geben einer Begründung für eine Blockierung im Straßenverkehr das individuelle Verständnis und minimiert den Ärger signifikant. Daraus ergeben sich direkte Anwendungsmöglichkeiten, um Ärger im Straßenverkehr abzuschwächen und das Risiko eines Unfalls zu minimieren. N2 - Emotions in traffic situations are prevalent and intense and they can influence the experience and behavior of traffic participants. Anger for example is a state which could lead to more optimistic risk perceptions, enhances selective attention and increases speed while driving. This can promote accidents in traffic. One explanation of anger emotions in different environments is the appraisal theory of emotion (Lazarus, 1993) and to examine the issue of appraisal dimensions that determines anger in traffic, three studies were conducted. To validate the prominent role of anger in relation to other emotions in different traffic situations, an online vignette study with twelve representative traffic situations was carried out. Anger was, as presumed, the most frequent and intense emotion over the course of the twelve scenarios. A second study in a driving simulator with interviews afterwards pursued the goal of validating the findings of the textual vignette study and identifying more relevant appraisal factors beyond the standard model which was created for the project. The results indicate that two more appraisal dimensions were relevant for the intensity of anger while driving. These dimensions were perceived control and level of appreciation. Another important outcome of the study was the insight that individual reports of appraisal dimensions (e.g. control) were not necessarily related to the objective states of the situation (e.g. slow car in front). This insight was expanded towards a mediator theory of appraisal. Therefore, to understand the evocation of emotions in traffic, not only the objective determinants of the situation but the subject´s specific and individual interpretation have to be taken into account. For example, when a traffic obstruction occurs, anger intensities could depend on the ability of the driver to feel control, imagine a reason for the causation and to appreciate it. The two appraisal dimensions in question, control and appreciation, were validated in a quantitative survey in a mediation model. Each dimension was treated as an objective situational characteristic (e.g. a given reason for an obstacle) and a subjective appraisal of the participant. The results indicated that the effect of situational characteristics on intensity of anger were nearly totally mediated over the subjective appraisal. Therefore, situational determinants can influence subjective interpretations but only the latter are directly linked with the anger emotions. This result shows the value of precise and reasonable explanations in adverse traffic situations (e.g. traffic jams) in order to enhance appreciation and minimize anger emotions. If applied correctly negative emotional experiences can be attenuated and this could in turn reduce maladaptive driving behaviors and crash risk. KW - Verkehrspsychologie KW - Gefühl KW - Ärger KW - Appraisaltheorie KW - Emotionen KW - Ärger KW - Verkehrspsychologie KW - appraisal KW - emotion KW - anger KW - traffic psychologie Y1 - 2014 UR - http://pub-data.leuphana.de/frontdoor/index/index/docId/711 UR - https://nbn-resolving.org/urn:nbn:de:gbv:luen4-opus-143366 ER -